Hilchenbach. .

Roman Mengel verabschiedet Eltern und andere erwachsene Begleiter. Bis Sonntagnachmittag, 13 Uhr, zum Abschiedsfest. „Bis dahin ziehen wir hier die Zukunft hoch“, sagt der Stadtjugendpfleger. Und schon sind die 85 Jungen und Mädchen auf dem Bauspielplatz im Alten Rathauspark. Fast. 20 ehrenamtliche Mitarbeiter, mehr als jemals zuvor, helfen ihnen bei diesem zehnten Bauspielplatz, den „Besuch aus dem All“ zu inszenieren.

Mit dem von Firmen gespendeten Holz und Werkzeug werden sie eine Rakete und ein Ufo, eine Forschungsstation und ein Raumschiff bauen. Außerdem ein Stargate: „Da kommt man anders raus, als man reingeht.“ Und eine Zeitmaschine mit Schwarzlicht. „Ob das funktioniert?“ Jugendpflegerin Heike Kühn wird sich überraschen lassen. Im Moment dreht sich dort der Flux-Kondensator. Sieht aus, als ob jemand einen Garderobenständer geopfert hätte.

Ausflug zur Uni-Sternwarte

Bürgermeister Hans-Peter Hasenstab eröffnet den Bauspielplatz, während die angehenden Raumfahrer schon einmal überlegen, ob sie sich vielleicht an einem Marsroboter versuchen sollen. Der wird hinterher eher wie eine Seifenkiste aussehen und allenfalls für die Jüngsten eine Herausforderung sein. So wie der Balken für den Bürgermeister, den der am Ende nicht nur symbolisch, sondern auch tatsächlich durchsägt. Hasenstab sagt, wie wichtig das Ferienangebot ist: „Wenn’s langweilig wird, können lange Ferien blöd sein.“ Wenn nicht, sind sie auf einmal viel zu schnell vorbei. Letzteres dürfte für die zutreffen, die das Abenteuer im Rathauspark erleben.

Fast ohne Budget

60 Euro beträgt der Elternbeitrag für die Bauspielplatzwoche. „Maximal dreistellig“, also unter 1000 Euro, ist der Zuschuss der Stadt, sagt Fachbereichsleiter Werner Krönert. Den Rest bestreiten Spender. Auf den „Bufdi“ muss das Kinder- und Jugendbüro wegen des Nothaushalts verzichten.

Das Rockmobil und die Jugendkunstschule haben sich angekündigt. Freitagabend, vor der Nacht im Park, geht es auf Nachtwanderung und Samstag ins Freibad. Zum Thema passende Attraktion ist der Besuch der Uni-Sternwarte am Mittwoch. Sollte das Wetter wirklich schlecht werden — also nicht nur das bisschen stundenlanger Landregen wie am Montag —, geht es nach nebenan in die alte Stadtschule. Die Betreuerteams haben ein Notfallprogramm parat.

Computerschrott ist willkommen

Gefunden hat sich das Team bereits beim jährlichen Wochenend-Workshop im Dezember in Marburg. Seitdem laufen die Vorbereitungen. Gedacht ist an alles — aber noch ist nicht alles da. „Wir könnten noch PC-Schott gebrauchen“, sagt die Jugendpflegerin. Alte Tastaturen zum Beispiel: für die „Brücke“ im Raumschiff. Es läuft also eher auf „Orion“ hinaus als auf das 21. Jahrhundert... Jost ist schon ziemlich weit: Seine „USS Jost“ hat er in Stellung gebracht, seine Freunde werden zusammen mit ihm das große Raumschiff angreifen, vielleicht morgen schon. Geplant war das so nicht. „Die machen sowieso immer alles anders“, stellt Heike Kühn fest. Und klingt gar nicht resigniert.

Eine Eilmeldung, an einen Baum gepinnt: Die Aliens haben sich mit einem UFO genähert. Die losgeschickte Spionage-Drohne findet nichts heraus. Nun sind sie beide weg, das UFO und die Drohne. Der „Besuch aus dem All“ macht Konzessionen an die Gegenwart. In der Kommandozentrale wird Zeitung gemacht, richtig auf Papier – hier gibt es kein Internet. Und zu essen gibt es das, was Karin Kinn in den Rothaarstuben zaubert. Und auch zwischendurch keine Astronautenkost. „Milchbar“ heißt das Verpflegungszelt.