Meschede. . Die schlimmen Nachrichten für die Beschäftigten von Martinrea-Honsel dauern an: Es soll weiter Personal abgebaut werden. Der für Europa zuständige Personalchef Frank Eibel kündigte bei einer Betriebsversammlung „Anpassungen“ in der Größenordnung von „mindestens 100 plus X“ an.

Die schlimmen Nachrichten für die Beschäftigten von Martinrea-Honsel dauern an: Es soll weiter Personal abgebaut werden. Der für Europa zuständige Personalchef Frank Eibel kündigte bei einer Betriebsversammlung „Anpassungen“ in der Größenordnung von „mindestens 100 plus X“ an.

Die Planung für den Abbau beginnt jetzt. Betroffen davon werden Meschede und Nuttlar sein. Zum 31. Juli läuft das Verbot betriebsbedingter Kündigungen aus dem Sanierungstarifvertrag aus. Die IG Metall werde genau hinsehen, was jetzt passiere, kündigte deren Rechtssekretär Thomas Kircher an, der die Versammlung beobachtete. Nötig ist ein Interessenausgleich, bei dem auch untersucht wird, ob tatsächlich Personal abgebaut werden muss.

Eibel nannte die Vorgabe für das Mescheder Werk, innerhalb eines Jahres „profitabel“ zu werden. Was danach geschehe, ließ der Personalchef allerdings offen. Verkauft werde das Unternehmen aber nicht, sagte Eibel – was aus den Reihen der Belegschaft, laut Kircher, mit „Schade!“ kommentiert wurde. Die Geschäftsführung sieht seine südwestfälischen Werke im Vergleich zum Werk im slowakischen Bratislava als „nicht wettbewerbsfähig“ an.

Der Personalchef sprach von zu hohen Krankheitsquoten und sinkender Qualität. Eine sinkende Produktivität wiederum ist für IG-Metall-Sekretär Kircher kein Wunder: Personelle Löcher in einem Bereich würden durch Versetzungen aus anderen „gestopft“. Seit der Firmenübernahme hat Martinrea in Meschede 300 Stellen abgebaut.

"Blamable Betriebsversammlung seitens des Arbeitgebers"

Die Betriebsratsvorsitzende Verena Ridder sprach von einer „blamablen Betriebsversammlung von Seiten des Arbeitgebers“. Sowohl Firmenchef Nick Orlando aus Kanada als auch Geschäftsführer Michele Orlandi, obwohl gerade in Deutschland, glänzten durch Abwesenheit: „Das sagt viel darüber aus, wie man zu seiner Belegschaft steht“, so die Einschätzung der Betriebsratsvorsitzenden. So konnte der Personalchef auch nichts zu geplanten Investitionen sagen.

Bisher ist es der Unternehmensführung offenbar noch nicht gelungen, neue Aufträge zu akquirieren. Kritisch ist hier der Zeitraum 2013 und 2014. Unter den bestehenden, langfristigen Verträgen noch aus Honsel-Zeiten hat Martinrea auch solche, die keinen Profit bringen: Hier wird überlegt, diese Arbeiten ins Ausland zu verlagern oder die Aufträge an die Kunden zurückzugeben. Für das Know-how in Meschede spricht ein hoher Bestand an Entwicklungsaufträgen für die Industrie – die aber laufen nicht automatisch auf einen Auftrag für eine Serienproduktion hinaus.

Offene Frage an Personalchef nach Kanada weiterleiten

Der Betriebsrat forderte den Personalchef auf, offene Fragen zur Beantwortung nach Kanada weiterzuleiten: Etwa, wie mit weniger Personal die Arbeit erledigt werden solle und ob an weitere Verlagerungen, an Outsourcing und an weitere Automatisierungen gedacht ist. Alles Fragen, die nicht beantwortet wurden.

Die Kündigung des gesamten neuen Ausbildungsjahrganges soll offenbar eine einmalige Ausnahme sein. Der Personalchef kündigte an, ab 2013 wieder auszubilden – reduziert werde allerdings sowohl bei der Zahl der dann neuen Ausbildungsverträge als auch bei der Zahl der Ausbildungsberufe. An einem Konzept werde gearbeitet.