Meschede. Bei Meschede sind zwei Rote Milane gefunden worden. Die Greifvögel starben einen qualvollen Gifttod. Das ist die traurige Geschichte.

Spaziergänger haben in einem Wald außerhalb von Eversberg bei Meschede eine traurige Entdeckung gemacht: Auf dem Boden lag ein toter Rotmilan. Ein weiterer Vogel hing unweit davon in den Ästen einer Buche. Gleich zwei verendete Greifvögel so nah beieinander? Der Fund warf Fragen auf.

Nachwuchs starb ebenfalls

Besonders tragisch daran: Die Greifvögel starben in unmittelbarer Nähe zu ihrem Horst. Drohnenaufnahmen zeigten später, dass die Rotmilane bereits Nachwuchs bekommen hatten. Im Nest lagen verwaiste Eier und tote Jungvögel.

Keine Verletzungen sichtbar

Blut oder Verletzungen waren an den leblosen Rotmilanen bei oberflächlicher Betrachtung nicht zu entdecken, berichten Zeugen. Ein Tier wurde dann in der Pathologie des Veterinäruntersuchungsamts in Arnsberg untersucht. Dort erfolgte nach einer Weile die Gewissheit: Der Rotmilan wurde vergiftet.

Carbofuran ist verboten

Im Körper wurde Carbofuran nachgewiesen. Dabei handelt es sich um ein Kontaktinsektizid, dessen Anwendung in der EU bereits seit Dezember 2008 verboten ist. Vertrieb, Verkauf und Besitz von Carbofuran in Deutschland sind nach dem Chemikaliengesetz strafbar.

Vergiftete Rotmilane in Meschede-Eversberg: Ein Greifvogel hing in einer Buche.
Vergiftete Rotmilane in Meschede-Eversberg: Ein Greifvogel hing in einer Buche. © WP | Winfried Gördes

Verbotenes Gift im Körper

Wie gelangte das verbotene Gift also in den Körper der Vögel? Haben die Tiere Köder gefressen, die mit dem Pflanzenschutzmittel präpariert worden sind? „Es wird wohl schwierig sein, nachzuweisen, wo die Tiere das Insektizid aufgenommen haben, entweder direkt oder aber über Aas“, erklärt Martin Reuther, Sprecher des Hochsauerlandkreises. „Sie verenden in der Regel nicht sofort, sondern können noch kilometerweit geflogen sein.“

Blick in einen Rotmilan-Horst: Die Brutsaison der Greifvögel ist im vollen Gange.
Blick in einen Rotmilan-Horst: Die Brutsaison der Greifvögel ist im vollen Gange. © DPA Images | Sascha Rösner

Bekanntes Paar in Eversberg

Rotmilane bleiben ihren jedoch ihren Horstbäumen und Partnern treu. Das angestammte Nahrungshabitat ist nicht groß. „Sie jagen rund um ihren Horst in einem Umkreis von rund 2000 Metern“, erklärt Dagmar Preußner, BUND-Naturschutzexpertin im HSK.

Der Rotmilan wird auch Gabelweihe oder Königs-Weihe genannt.
Der Rotmilan wird auch Gabelweihe oder Königs-Weihe genannt. © IMAGO/blickwinkel | IMAGO/AGAMI/W. Leurs

In Eversberg gab es über Jahre ein Rotmilan-Pärchen, das sein Jagdgebiet auf Wiesen und Feldern rund um Eversberg hatte. Im Ort waren die Vögel bekannt, weil man sie bei ihren Ausflügen gut beobachten konnte. Seit April ist das Pärchen nicht mehr gesichtet worden. Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch, dass es sich bei den vergifteten Vögeln um das beschriebene Paar gehandelt hat. „Bei guten Bedingungen können Rotmilane bis zu 20 Jahre alt werden“, erklärt Dagmar Preußner.

Absichtliche Tötung ist eine Straftat

Der Rotmilan gehört wie alle heimischen Greifvögel zu den streng geschützten Vogelarten. Eine absichtliche Tötung ist eine Straftat. Die zuständige Untere Jagdbehörde wird eigenen Angaben zufolge Strafanzeige erstatten und mit dem Jagdpächter weitere Maßnahmen besprechen. Eine dieser Maßnahmen sei, vermerkt auf weitere tote Tiere zu achten.

Vergiftete Rotmilane in Meschede-Eversberg. Ein Tier lag auf dem Boden.
Vergiftete Rotmilane in Meschede-Eversberg. Ein Tier lag auf dem Boden. © WP | Winfried Gördes

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Das Gift Carbofuran taucht immer mal wieder im Zusammenhang mit verendeten Greifvögeln auf. Bekannt wurden Fälle in Drolshagen und in Siegen. Ein Dutzend Greifvögel starb 2021 in Bayern. Die Tiere fraßen Köder, die mit dem Insektizid präpariert worden waren. Damals gab der bayerische Landesbund für Vogelschutz sogar eine Warnung an Hundehalter und Eltern heraus. Da das Gift bei Hautkontakt zu Krämpfen führen kann, sollten Kinder keine toten Tiere anfassen und Hunde an die Leine genommen werden.

Windkraftsensible Tierarten

Vergiftete Rotmilane in Meschede-Eversberg.
Vergiftete Rotmilane in Meschede-Eversberg. © WP | Winfried Gördes

Doch warum sollte jemand Greifvögel vergiften? Für Dagmar Preußner vom BUND liegt eine Antwort nahe: „Rotmilane gehören zu den windkraftsensiblen Tierarten.“ Die Greifvögel könnten Windkraftplanungen behindern, da Abstände zu den Horstbäumen eingehalten werden müssen. „Im HSK sind mir jedoch bislang keine Fälle von Vergiftungen bekannt. Dass über Nacht Horstbäume gefällt wurden, ist jedoch schon häufiger vorgekommen. Deshalb geben Vogelschützer die Standorte von Horstbäumen nicht bekannt.“

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Fleischköder

Die Landwirtschaft als Täter schließt das „Komitee gegen Vogelmord“, ein europaweites Aktionsbündnis zum Vogelschutz, aus. „In der Landwirtschaft werden die Gifte in flüssiger Form auf die Kulturen ausgebracht, während Giftleger, die gezielt Tiere töten wollen, präparierte Fleischköder auslegen“, beschreiben die Naturschützer.