Meschede. Schwertransporte zur Brauerei Veltins, Oedingen will Teil von Eslohe sein, Schützen treten ihre Halle an Fabrik ab - vor 55 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 55 Jahren im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Unruhen ziehen sich jetzt bis nach Meschede

Die Studentenunruhen in Deutschland ziehen sich jetzt bis nach Meschede. Die Ingenieurschule in Meschede erhält auf Anweisung des Innenministeriums in Düsseldorf Polizeischutz. Dort sind zehn bis zwölf Unbekannte eingedrungen und haben brennbare Flüssigkeiten verschüttet und angezündet – Nachbarn stören sie, so dass der Schaden nicht größer ausfällt. Auch übel riechede Buttersäure wird verschüttet. Hintergrund: Für Ingenieurschulen in Deutschland gibt es einen Streikbeschluss, in Meschede streiken aber nur wenige Studenten. Tatverdächtig sind jetzt radikale, auswärtige Studenten: Vor dem Brand hat es eine Diskussion zwischen ihnen und Mescheder Studenten gegeben: Die Auswärtigen forderten die bislang nicht streikenden höheren Semester aus Meschede zum Streik auf. Nach dem Brandanschlag kommt es auch noch zu einem Bombenattentat: Eine Zeitzünderbombe explodiert hinter einer Tafel - sie richtet aber nur geringen Schaden an.

Seit 1968 ziehen sich die Unruhen, eben nicht nur in den großen Uni-Städten, sondern auch an den kleinen Ingenieurschulen. Europäische Vorschriften zur einheitlichen Ingenieurausbildung und ein deutscher Gesetzentwurf stuft graduierte Ingenieure nur noch als Techniker ein. Die Fachschul-Ingenieure wären keine Ingenieure mehr gewesen – kein Wunder, dass die sich das nicht gefallen lassen wollten. Der andere Auslöser: Anders als in Universitäten ist der Unterricht in den Schulen verschult mit regelmäßigen Klassenarbeiten, Seminare dürfen nicht frei gewählt werden.

Unruhen II: Drohung vor ZDF-Sendung

Unter starkem Polizeischutz findet in der Landjugendakademie in Fredeburg eine Diskussionsrunde des ZDF im Rahmen von „Journalisten fragen – Politiker antworten“ statt. Mit dabei unter anderem Sozialminister Hans Katzer (CDU) und Wolfgang Mischnick (FDP). Zuvor haben streikende Studenten der Ingenieurschule Meschede den Wunsch geäußert, mit den Politikern reden zu wollen. Als gesagt wird, alles sei ausgebucht, heißt es in einem Anruf: Man werde sich notfalls mit Gewalt Einlass verschaffen. Die Diskussion verläuft ohne Störungen.

Weitere Rückblicke hier:

  • Tödlicher Streit unter Fremdenlegionären in Meschede, Gastwirt in Schmallenberg erschlagen, umstrittene Tötung von Füchsen, Diebe stehlen 500 Meter lange Stromleitung - vor 50 Jahren.
  • Student aus Velmede erschossen, Stifts-Center mit Hill in Meschede eröffnet, Einbrecher stiehlt Auto des Oberkreisdirektors, Esloher stirbt bei Unfall - vor 40 Jahren.
  • Schwerer Unfall durch betrunkenen Schrankenwärter, Vollsperrung für Bau der neuen B55, verärgerte Feuerwehr droht mit Auflösung, Schlagerstar begeistert in Fredeburg - vor 60 Jahren.
  • Kind von Motorradfahrer angefahren und getötet, Ruhrbischof unterstützt Bürgerinitiative, Falke denkt an neue Fabrik im Iran, Bild von Maler August Macke versteigert - vor 50 Jahren.
  • Mescheder Arzt zieht Mädchen aus reißender Henne, Prinz Bernhard der Niederlande zu Gast, Junge ertrinkt in Valme, Vergewaltiger in Haft, Schmallenberger Woche geplant - vor 45 Jahren.
  • Räuber verunglückt bei Verfolgungsjagd, Show-Jubiläum für Geschwister Leismann in Schmallenberg, Notlandung von Falke-Hubschrauber, Rekord-Forelle im Hennesee - vor 55 Jahren.

Brauerei erhöht Kapazitäten

Schwertransporte bringen von Beckum aus fünf Gärbottiche mit einem Fassungsvermögen von zusammen 550.000 Litern zur Brauerei Veltins nach Grevenstein. Die Transporte werden von zehn Streifenwagen der Polizei begleitet. Wegen der Höhe von 5,60 Meter müssen 100 Kilometer Umwege über Paderborn und Erwitte zurück zur B55 gemacht werden. Wartezeit gibt es am Ende in Grevenstein selbst: Dort müssen die tiefhängenden Straßenlampen Stück für Stück hochgehievt werden.

Im Mai 1969 wird ein erster, 110.000 Liter fassender Gärbottich bei der Brauerei Veltins angeliefert.
Im Mai 1969 wird ein erster, 110.000 Liter fassender Gärbottich bei der Brauerei Veltins angeliefert. © WP Meschede | Jürgen Kortmann

Veltins bekommt als nächstes 14 Tanks mit je 70.000 Liter Fassungsvermögen, außerdem eine Kühlanlage sowie eine Anlage zur Gewinnung von Kohlensäure. Nach dem Ausbau verfügt die Brauerei über eine Lagerkapazität für einen Ausstoß von jährlich 450.000 Hektolitern Bier.

Lieber Eslohe als Finnentrop

Bei der geplanten kommunalen Neugliederung will Oedingen der Gemeinde Eslohe angehören, und nicht der Großgemeinde Finnentrop zugeordnet werden. Das beschließt der Gemeinderat in Oedingen mit elf zu zwei Stimmen. Durch den Verbleib im Kreis Meschede wird eine Sicherung der Hauptschule in Oedingen erhofft.

Nach Feuer Hilfe aus Wenholthausen

Im Sommer werden in der Schützenhalle Wenholthausen keine Feste stattfinden, das Schützenfest soll in einem Zelt auf Kattels Weide gefeiert werden. Der Vorstand hat spontan beschlossen, der Elektrofirma Severin bis Oktober die Schützenhalle für ihre Produktion zur Verfügung zu stellen, nachdem die Fabrik von Severin bei einem Großbrand zerstört wurde.

Britisches Militär übt mit 35 Hubschraubern

Die britische Rheinarmee macht Manöver im ganzen Kreis Meschede, am Flugplatz Schüren sind die Soldaten in Zelten untergebracht. 35 Hubschrauber sind an der Übung beteiligt.

Lönze: Musik für Beschäftigte

Die Strickmodenfirma Lönze aus Schmallenberg kündigt den Bau eines neuen Werkes in Feudingen an – dort stellen bislang 30 Beschäftigte Pullover her. Mit dem Neubau soll auf 80 bis 100 Beschäftigte erweitert werden. Auch im Kreis Brilon ist ein Neubau geplant, in Schmallenberg sollen ebenfalls weitere Arbeitsplätze entstehen. Neu ist: Es werden Musikanlagen installiert, damit während der Arbeit „leichte Musik“ zu hören ist.

Bruchlandung am Ensthof

Mit einer Bruchlandung endet am Ensthof bei Meschede der erste geplante Überland-Flug eines Segelfliegers von Sundern nach Paderborn. Die Maschine streift dabei mit der Tragfläche einen Baum und wird schwer beschädigt.

Ganzes Hammerwerk gestohlen

Ein ganzes Hammerwerk haben Patienten der Lungenheilstätte Beringhausen in der Vergangenheit gebaut, dass inzwischen ein Ausflugsziel zwischen Heggen und der Klinik geworden ist. Jetzt ist es spurlos komplett verschwunden: Die gesamte Anlage ist gestohlen worden.

Flugplatz Schüren wird erweitert

Der Flugplatz Schüren soll zu einem Regionalflugplatz weiterentwickelt werden. Für größere Flugzeuge soll die Start- und Landebahn von 700 auf 900 Meter verlängert werden, außerdem muss ein Flugturm entstehen sowie eine Befeuerungsanlage für Starts und Landungen auch bei schlechtem Wetter. Für den Ausbau muss die Straße nach Enkhausen verlegt werden. 1,2 Millionen Mark wird der Ausbau kosten.