Meschede. Show-Jubiläum für Geschwister Leismann in Schmallenberg, Notlandung von Falke-Hubschrauber, Rekord-Forelle im Hennesee - vor 55 Jahren.
Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 55 Jahren, im März 1969, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.
Großfahndung ausgelöst
Eine Verfolgungsjagd der Polizei endet an einem unbeschrankten Bahnübergang in Nuttlar. Zuvor ist in Lippstadt eine Tankstelle überfallen worden, der Tankwart wird mit einer Pistole bedroht. Mitr einem in Beckum gestohlenen BMW flüchtet der Räuber, er erbeutet 1000 Mark. Die Polizei löst eine Großfahndung aus. Eine Mescheder Streife steht am Stimm-Stamm, als der BMW heranrast. Der Räuber rast durch Meschede in Richtung Nuttlar. In Brilon beginnt die Polizei bereits, Straßensperren aufzubauen.
Hinter Nuttlar, am Abzweig Antfeld/Bigge, allerdings fliegt der BMW aus einer Kurve und rast vor einen Signalmast. Als die Polizei kommt, ist der Fahrer verschwunden. Dichter Nebel erschwert die Suche, sämtliche Ärzte und Krankenhäuser werden vor dem möglicherweise verletzten Räuber gewarnt.
Neue Single der Geschwister Leismann
Ihr zehnjähriges Jubiläum im Musikgeschäft feiern die Geschwister Renate und Werner Leismann aus Schmallenberg. 1959 sind sie von Peter Frankenfeld in dessen Fernsehshow „Toi-toi-toi“ entdeckt worden – beide arbeiteten bis dahin als Musterentwerfer in der Textilindustrie. Zum Jubiläum veröffentlichen sie die Single „Schweigen ist Gold“. Das ZDF würdigt die Geschwister in seiner Starparade „Schlag auf Schlag“ – es ist die 35. Fernsehsendung für die Schmallenberger.
Wo kommt die Meerforelle her?
Kurz vor dem Frühlingsanfang ist der Hennesee in Meschede noch zugefroren. Der Eigner des Schiffes „Monika“ hackt das Eis auf, jede Nacht friert es aber wieder zu. An Ostern sollen die ersten Ausflugsgäste mit dem Schiff fahren können. Als der See erstmals wieder eisfrei wird, hat der Mescheder Angler Hans-Günter Siebert Glück: Seit Wochen hat er einen vermeintlichen großen Hecht beobachtet. Tatsächlich ist er erfolgreich – zieht aber nicht einen Hecht, sondern eine sieben Pfund und 325 Gramm schwere Meerforelle aus dem Hennesee. Der Fang ist außergewöhnlich: Meerforellen leben eigentlich im Atlantik, in Nord- und Ostsee und laichen in Flüssen – wie sie in den Hennesee geraten ist, wissen auch Meschedes Angler nicht.
Goldmünze zum Stadtjubiläum
In Schmallenberg wird an den 725. Geburtstag der Stadt erinnert. Im Sommer soll dazu eine Festwoche stattfinden. Die Spar- und Darlehnskasse gibt eine Gedenkmedaille mit 10,5 Gramm Feingold heraus – gearbeitet nach Entwürfen des Schmallenberger Künstlers Carl Siebert, der in Paris lebt. Die für 1944 eigentlich geplante 700-Jahrfeier war im Krieg ausgefallen.
Weitere Rückblicke hier:
- Barbesitzer aus Meschede nach Brandstiftung überführt, Versicherungsbetrug geplant, Tom Astor bekommt Goldene Schallplatte, Doppelgänger vom „Denver-Clan“ aus Schmallenberg - vor 40 Jahren.
- Kurzarbeit statt Entlassungen bei Honsel, Taxi-Unternehmer stirbt bei Unfall in Velmede, tollwütiger Fuchs dringt in Küche ein, Urteil nach Tod von Fußgängerin - vor 50 Jahren.
- Freispruch nach Bankraub bei Meschede, neues Nummernschild für HSK, Schüler aus Bestwig eingeschneit, Bombenalarm beim Karneval, Briefmarke für Anne Frank - vor 45 Jahren.
- Auf Nebenbuhler in Ostwig eingestochen, kuriose Wette an Karneval in Meschede, Hennesee-Erbauer im Ruhestand, Honsel stellt Bergleute ein, älteste Feuerwehr - vor 55 Jahren.
2,2 Promille zweimal in zwölf Stunden
Ein Vierteljahr muss ein junger Eisenbahner aus Eversberg ins Gefängnis – für das dreisteste Verkehrsdelikt, wie es die Staatsanwaltschaft bezeichnet. Der Mann ist 1968 bereits in Dortmund ohne Führerschein aufgefallen und musste sieben Wochen in Haft. Im Herbst 1968 wird er dann dreimal in Wehrstapel, Eversberg und Meschede von der Polizei erwischt – dabei zweimal binnen zwölf Stunden mit 2,2 Promille im Blut.
Tod bei Arbeitsunfall
Tödlicher Arbeitsunfall: An seinen schweren Verletzungen stirbt ein 61 Jahre alter Arbeiter aus Velmede im Unfallkrankenhaus Duisburg. Der Mann ist im Werk der Firma Busch in Wehrstapel bei Montagearbeiten aus vier Metern Höhe von einem Kontrollgang zu einer Sandaufbereitungsanlage hinunter auf den Betonboden gestürzt.
Bahn will in Bestwig investieren
Die Bahn will Bestwig zum Schwerpunktbahnhof für den Güterverkehr im oberen Sauerland machen – und sich auf die steigenden Zahlen von Containern einstellen. Dafür sollen ein Container-Kran und Verladeanlagen gebaut werden. Am Bahnhof arbeiten 150 Bundesbahner. Um das gefährliche Überqueren der Schienen zu verhindern, soll eine Unterführung zwischen den beiden Bahnsteigen gebaut werden.
Hubschrauber für Falke in Schmallenberg
Erst vor drei Wochen hat die Falke-Gruppe in Schmallenberg einen eigenen Hubschrauber gekauft. Jetzt muss der Hubschrauber, kurz vor dem Ziel, wegen plötzlich stark aufkommendem Nebel auf dem Sportplatz in Berleburg notlanden. Der Pilot ist in der Pfalz gestartet, er hat den Falke-Betriebsleiter und dessen Assistenten an Bord.
Neues Wohnen in Meschede
1970 sollen in Meschede die ersten Häuser einer neuen Wohnform gebaut sein: Zwischen Lanfertsweg und der Ingenieurschule ist der Bau von Terrassenhäusern mit insgesamt 18 Wohnungen geplant. Der Mescheder Architekt Ekkehard Gerber hat sich dafür Beispiele aus Zürich und aus Freiburg als Beispiel genommen: Durch diese Bauweise ist eine dichtere Bebauung als bei Einzelhäusern möglich.
Furchtbare Verkehrsbilanz
Eine erschreckende Verkehrsbilanz legt die Polizei für den Kreis Meschede vor: 1968 sind vier Kinder bei Verkehrsunfällen getötet worden, 68 wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Unter den Toten ist ein Zwölfjähriger, der in Westfeld auf einem Schneewall stand, plötzlich abrutschte und von einem englischen Militär-Lkw erfasst wurde. In Reiste starb ein Vierjähriger, der beim Überqueren der B 55 gegen einen Pkw läuft.
50 Ferienhäuser geplant
Ein Architekt aus Olpe plant den Bau von 50 Ferienhäusern in der Wessel in Wenholthausen. 40 Morgen Land sind dafür an einem Hang als Baufläche vorgesehen. Der Gemeinderat gibt dafür grünes Licht. Zu der Ferienhaussiedlung sollen ein Café, ein Restaurant, ein Ladenzentrum und ein Swimmingpool gehören.