Meschede. Vollsperrung für Bau der neuen B55, verärgerte Feuerwehr droht mit Auflösung, Schlagerstar begeistert in Fredeburg - vor 60 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 60 Jahren, im April 1964, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Zug erfasst Auto bei offener Schranke

Vier Monate muss ein 26 Jahre alter Schrankenwärter der Bahn ins Gefängnis – wegen fahrlässiger Transportgefährdung und fahrlässiger Körperverletzung. Der Mann aus Heringhausen versieht seinen Dienst im Bahnwärterhäuschen am Übergang in Laer bei Meschede. An seinem freien Sonntag betrinkt er sich so, dass er noch bei Dienstbeginn montags 2,3 Promille intus hat. Er schläft ein und überhört das automatische Hupen eines herannahenden Zuges: Die Schranke bleibt damit geöffnet, als gerade ein VW-Bus über den Bahnübergang fährt. Der Zug erfasst den Bus und schleudert ihn gegen die Böschung. Vier Männer darin werden schwer verletzt, ein 23-Jähriger wird als Folge danach immer einen steifen Arm haben.

Der Schrankenwärter verteidigt sich: Er sei nicht durch den Alkohol, sondern durch übermäßige Hitze seines Ölofens im Häuschen eingeschlafen. Das Gericht urteilt, er habe verantwortungslos gehandelt; Verkehrsteilnehmer würden sich blind auf das Verantwortungsgefühl von Schrankenwärtern verlassen.

Weitere Rückblicke hier:

  • Kind in Meschede getötet, Ruhrbischof unterstützt Bürgerinitiative, Falke denkt an neue Fabrik im Iran, Bild von Maler August Macke versteigert - vor 50 Jahren.
  • Mescheder Arzt rettet Kind vor dem Ertrinken, Prinz Bernhard der Niederlande zu Gast, Junge ertrinkt in Valme, Vergewaltiger in Haft, Schmallenberger Woche geplant - vor 45 Jahren.
  • Räuber verunglückt bei Verfolgungsjagd, Show-Jubiläum für Geschwister Leismann in Schmallenberg, Notlandung von Falke-Hubschrauber, Rekord-Forelle im Hennesee - vor 55 Jahren.
  • Versicherungsbetrüger in Meschede überführt, Tom Astor bekommt Goldene Schallplatte, Doppelgänger vom „Denver-Clan“ aus Schmallenberg - vor 40 Jahren.

600 Schlagerfreunde sind begeistert

Er ist ein Star der damals aktuellen deutschen Schlager- und Volksmusik: Teddy Parker (alias Claus Herwig) tritt vor 600 begeisterten Zuschauern in Fredeburg auf – er hat einen Riesenhit mit dem „Nachtexpress von Saint Tropez“. Vorher hat er selbst den falschen Zug von Hamburg aus erwischt: Anstatt in Altenhundem landet er in Freienohl, und muss von dort aus weiterkommen. Sonderapplaus in Fredeburg gibt es für einen gar nicht geplanten Auftritt von Werner Leismann aus Schmallenberg, der singt „Im kleinen Dorf am Rio Grande“.

Schlagersänger Teddy Parker (rechts) begeistert im April 1964 bei seinem Auftritt in Fredeburg.
Schlagersänger Teddy Parker (rechts) begeistert im April 1964 bei seinem Auftritt in Fredeburg. © Jürgen Kortmann

Arbeitszeit: 15 Stunden täglich

Für 14 Tage wird die Straße von Warstein nach Meschede jetzt gesperrt. Hier entsteht seit September 1963 die Fahrbahn der neuen B55. Für das Bauunternehmen Lahrmann aus Meschede bedeutet die Sperrung einen Großeinsatz: 15 Stunden wird dann täglich gearbeitet, auch samstags. 25.000 Kubikmeter Fels müssen bewegt werden. Die neue Strecke am Stimm-Stamm kreuzt allein 15-mal die bisherige Fahrbahn. Der Höhenunterschied zwischen alter und neuer Fahrbahn beträgt bis zu sechs Meter.

Junge Einbrecherbande gefasst

In Lippstadt fasst die Polizei eine Bande von neun Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren, die in den Wochen zuvor 20 Einbrüche in Tankstellen begangen hat, wo sie Bargeld stehlen und Zigarettenautomaten aufbrechen – auch in Meschede. Vorher stahlen sie Autos, ein 15-Jähriger war dann der Fahrer. Alle Jugendlichen, meldet die Polizei, stammen aus „guten Familienverhältnissen“. Sie rät Eltern, auf den Umgang ihrer Kinder zu achten.

Velmeder auf B7 getötet

Auf der B7 bei Bockum ereignet sich ein tödlicher Verkehrsunfall. Dabei stirbt ein 23 Jahre alter Mann aus Velmede. Er hatte versucht, mehrere Autos zu überholen, dabei streifte er einen anderen Pkw und prallte frontal gegen einen Baum.

Bei diesem Unfall an der B7 in Bockum bei Meschede stirbt im April 1964 ein Autofahrer aus Velmede.
Bei diesem Unfall an der B7 in Bockum bei Meschede stirbt im April 1964 ein Autofahrer aus Velmede. © Jürgen Kortmann

Standort für Ingenieurschule

Zunächst in provisorischen Räumen soll die neue Ingenieurschule in Meschede ab Oktober 1964 ihren Unterrichtsbetrieb aufnehmen. Der eigentliche Standort soll dann ab 1967 entstehen: Eine Kommission hat sich jetzt für ein Gelände am Hainberg entschieden – zuvor waren auch Flächen am Krankenhaus und am Waldschlösschen geprüftt worden.

Oberster Beamter im Kreis Meschede stirbt

Oberkreisdirektor Dr. Wilhelm Ammermann stirbt im Alter von 55 Jahren an einem Herzinfarkt: Er hatte sich vor Ostern nicht wohl gefühlt und war nicht zum Dienst erschienen. Ammermann ist seit März 1946 Verwaltungschef des Kreises Meschede und der höchste Beamte gewesen. Der gebürtige Mescheder leitete im August 1945 die politische Abteilung bei der Kreisverwaltung und arbeitete an der Wiedererrichtung der politischen Parteien und Gewerkschaften mit. Ammermann gründete die CDU im Kreis Meschede mit. Als Oberkreisdirektor kümmerte er sich vor allem um den Straßen- und Schulbau sowie um den sozialen Wohnungsbau.

Polizisten im April 1964 bei der Beisetzung von Oberkreisdirektor Dr. Wilhelm Ammermann in Meschede.
Polizisten im April 1964 bei der Beisetzung von Oberkreisdirektor Dr. Wilhelm Ammermann in Meschede. © Jürgen Kortmann

Jubiläum bei Honsel-Werken

Hubert König feiert in Meschede seinen 70. Geburtstag: Seit mehr als 45 Jahren gehört der Ober-Ingenieur den Honsel-Werken an. Mit 32 Jahren wurde König 1926 mit der Gesamt-Betriebsleitung des Hauptwerkes in Meschede betraut, seit 1942 ist er der Betriebsdirektor des Unternehmens.

Kirchgänger entdecken Toten

An der Straße zwischen Kückelheim und Niedermarpe entdecken Kirchgänger einen Toten. Die Ermittlungen der Polizei ergeben eine natürliche Todesursache bei dem Mann aus Niedermarpe: Er ist ohnmächtig geworden und in den Straßengraben gestürzt.

Einbrecher stehlen wertvolle Kameras

Nur die wertvollsten Geräte stiehlt an einem frühen Sonntagmorgen ein Einbrecher in Meschede aus der Auslage beim Fotogeschäft Schulte an der Bahnhofstraße: Die Kameras und Blitzlichter sind 7000 Mark wert.

Ältester Priester gestorben

Kurz vor seinem 96. Geburtstag stirbt in Fleckenberg der Pfarrer Josef Grimme. Er ist der älteste Priester der Erzdiözese Paderborn. Grimme war 1906 als Pastor in Fleckenberg eingeführt worden, 1907 konnte er in der neuen Kirche den ersten Gottesdienst feiern. Grimme wurde 1958 Ehrenbürger von Fleckenberg.

Ärger bei der Feuerwehr

In Ramsbeck löst sich die Feuerwehr doch nicht auf, nachdem es dringende Appelle der Amtsverwaltung gegeben hat. Hintergrund ist: Die Ramsbecker sind verärgert gewesen, dass das Amtsfeuerwehrfest nicht in Ramsbeck, sondern in Andreasberg stattfinden soll. Die Andreasberger Feuerwehr verweist dabei auf ihr 25-jähriges Bestehen, die Ramsbecker halten das Datum aber für falsch und stellten ein Ultimatum mit der Drohung der Auflösung ihrer Wehr. Es bleibt am Ende beim Festtermin in Andreasberg - und dem Fortbestand der Feuerwehr in Ramsbeck.