Meschede. Der Immobilienmarkt ist im Wandel. Auch in und um Meschede tut sich einiges. Was die Trends sind und warum das eine Rückkehr zur Normalität ist.
„Der Sauerländer hat gern sein eigenes Häuschen, mit genügend Wohnfläche und einem schönen Garten“, weiß Beatrix Reke-Bücker, Immobilienberaterin bei der Sparkasse Mitten im Sauerland. Nach wie vor sind das die beliebtesten Kaufobjekte auf dem Markt rund um Meschede: Ein- bis Zwei-Familien-Häuser, in denen junge Familien ihr Glück suchen. In den gängigen Portalen findet man zwischen 20 und 30 dieser Häuser, die auf der Suche nach einem neuen Besitzer sind.
Noch vor zwei Jahren hatte es geringe Zinssätze von teilweise unter einem Prozent und hohe Kaufpreise gegeben. „Der Markt hat sich vehement verändert“, erklärt Marc Schell, Senior-Immobilienberater bei der LBS Immobilien Nord-West. Der Zins ist gestiegen, dafür gibt es einen Preisrückgang bei Immobilien von zehn bis 15 Prozent: Ein Haus, das noch vor einem Jahr für 500.000 Euro gehandelt wurde, wird jetzt mit rund 400.000 Euro gehandelt. Das ist etwas, das noch nicht alle Verkäufer verstehen, weiß Marc Schell. „Es ist immer leicht, auf steigende Preise aufzuspringen, wie wir es etwa vor zwei, drei Jahren noch hatten. Aber eine Preisreduktion muss erstmal geschluckt werden.“
Marktwertanalysen machen deutlich, dass die Vorstellung nicht mehr passt
Trotzdem haben die meisten Menschen, die ihr Haus jetzt verkaufen wollen, schnell Verständnis, wenn die Immobilienberater ihnen realistische Preisvorschläge präsentieren. Sowohl die LBS als auch die Sparkasse als auch die Volksbank bieten eigene Marktwertanalysen an, gute Immobilienberater untersuchen die Immobilie und schätzen sie individuell ein. Besonders Menschen aus der Region können sich dann schnell auf die neue Preislage einlassen. „Ausreißer gibt es überall“, sagt Patrick Brüggemann, Immobilienberater der Volksbank Sauerland. „Durch Erfahrung und Kenntnis in unserem Bereich können wir zum Beispiel in Erbfällen oder ähnlichem, wenn die Verkäufer etwa aus Ballungsgebieten kommen, vermitteln, dass Großstadtpreise nicht mit denen im Sauerland vergleichbar sind.“
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Das erkennt man auch daran, dass in den Großstädten Eigentumswohnungen auch bei jungen Menschen beliebt sind - im Sauerland sind sie dann eher auf den Hauskauf fokussiert. Aber auch Eigentumswohnungen werden gekauft: „Besonders von der Zielgruppe 50 plus werden Eigentumswohnungen gesucht“, erklärt Marc Schell. Da geht es besonders um die Verkleinerung und um ein zentrumsnahes, seniorengerechtes Wohnen. Hier zeichnet sich ein Generationenwechsel ab, auch da sind sich alle drei Makler einig: Die ältere Generation verkauft ihre großen Häuser, die dann von jungen Menschen gekauft werden. Gebaut hingegen werde nur noch selten: „Das können sich nur noch wenige leisten, vor allem wegen der gestiegenen Baukosten sowie der jetzigen Zinssituation“, so Beatrix Reke-Bücker.
„Die Goldgräberstimmung ist vorbei“: Warum das nichts Schlimmes ist
Der Verkaufsprozess eines Hauses dauert zwischen einigen Wochen bis hin zu rund drei Monaten, beziffern die Makler. Wichtige Punkte für die Attraktivität einer Lage seien neben dem Sanierungszustand auch die Lage und die Anbindung, sagt Beatrix Reke-Bücker.
All diese Veränderungen bedeuten im Endeffekt, dass sich der Markt von einem Verkäufermarkt, wie man ihn die letzten Jahre beobachtet habe, nun wieder einen Käufermarkt gewandelt habe. „Die Goldgräberstimmung ist vorbei“, sagt Patrick Brüggemann. Trotzdem wäre es falsch, von einer Krise zu sprechen, wie es mittlerweile immer wieder anklingt. „Vielmehr hat sich der Markt jetzt normalisiert“, sagt Beatrix Reke-Bücker - und Marc Schell hofft sogar auf eine Stabilisierung des Immobilienmarkts, der nach dem Zinsfall 2018 in eine sehr dynamische Lage geraten war.
Hin zu einem „sehr sympathischen Immobilienmarkt“
Das verbessert in Schells Augen auch die Beratungssituation: „Wir können jetzt wieder in die Kommunikation einsteigen und sowohl die Verkäufer als auch die Interessenten ordentlich betreuen. Das macht den Markt wieder deutlich sympathischer.“ Das war zuletzt nicht möglich gewesen - nicht nur wegen der Coronapandemie, sondern auch wegen der Marktlage. „Ich hatte teilweise in den ersten Tagen nach einem Inserat über 100 Anfragen“, erinnert sich Marc Schell. „Jetzt sind es vielleicht noch 15.“ Es gibt wieder Platz zum Handeln, so Reke-Bücker, und für Bieterverfahren.
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Auch Patrick Brüggemann sieht da einen weiteren Vorteil für beide Parteien beim Hauskauf: „Diejenigen, die in den letzten Jahren nicht fündig geworden sind, die suchen ja immer noch. Denen können wir jetzt gute Angebote bieten, sie sind schon geprüft und in unserer Interessentenliste aufgenommen.“ Dadurch könnten Immobilien gegebenenfalls direkt den Kunden angeboten werden, für die das jeweilige Haus infrage kommen könnte - und das wiederum beschleunigt den Verkauf und motiviert Verkäufer.