Meschede. Zum ersten Mal seit der Fusion verleiht die Volksbank Sauerland den „Pro Ehrenamt“-Preis. Die erste Preisträgerin in Meschede kommt aus Calle.
„Erika ist eine sehr bescheidene Persönlichkeit, die immer im Hintergrund wirkt und nicht gern im Vordergrund steht.“ Das schreibt Karin Arens über ihre Vereinskollegin Erika Schulte, als sie sie für den „Pro Ehrenamt“-Preis nominiert, der von der Volksbank Sauerland in Kooperation mit der Westfalenpost verliehen wird. Von dieser Nominierung weiß Erika Schulte nichts - bis sie von der Volksbank zur Preisverleihung nach Meschede eingeladen wird.
Schon seit April 1980, also seit fast 44 Jahren, ist die mittlerweile 70-Jährige Mitglied im TV Calle 1899 e.V. und hat sich in der Zeit in alle Facetten des Vereinslebens eingebracht. Mit ihrem „unermüdlichen Einsatz“ sei sie, laut Karin Arens, „unendlich wichtig für unseren Verein“. Und genau deswegen ist ihr jetzt von den Pressesprechern Frank Segref und Jörg Werdite der „Pro Ehrenamt“-Award verliehen worden - der erste in Meschede. Es ist eine Ehrung für die stillen Helfer im Ehrenamt, die die Volksbank einmal in den Vordergrund rücken möchte.
Mehr als 40 Jahre Übungsleiterin beim Turnverein - „immer nur Kleinigkeiten“
„Ach, aber das ist doch gar nicht nötig! Ich mache doch immer nur Kleinigkeiten“, sagt Erika Schulte zu ihrer Nominierung - dem widerspricht Karin Arens, selbst Privatkundenberaterin bei der Volksbank, vehement: Erika Schulte hat den Preis verdient. Seit 40 Jahren ist sie Übungsleiterin beim TV Calle: Erst bei den Kinderturngruppen, für die sie schließlich verantwortlich war, dann bei den Frauensportgruppen und mittlerweile für die Rücken- und Seniorengymnastik. „Ich hab das immer schon gemacht“, sagt die 70-Jährige. „Und ich habe es immer gern gemacht.“
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Der Verein hat ihr Leben geprägt: Sie musste regelmäßig alle zwei bis vier Jahre zu Fortbildungen als Übungsleiterin und hat über die Jahre viele Spezialqualifikationen angesammelt. Zusätzlich war sie in der Leichtathletikabteilung als Betreuerin und Wettkampfrichterin mit auf den Wettkämpfen. „Das geht nur, wenn man einen Partner hat, der mitzieht“, sagt Erika Schulte - und auch ihr Mann war damals sehr aktiv im Verein. „Früher waren wir im Jahr auf vierzig oder fünfzig Wettbewerben.“
Auch den Nachwuchs für den Sport begeistert
Auch ihre Kinder konnte sie für Gymnastik und Leichtathletik begeistern - und sogar ihre Enkel treten in die Fußstapfen der Oma. Ihr Enkel hat an der Deutschen U16-Meisterschaft der 4-Mal-100-Meter-Staffel teilgenommen, und auch ihre Enkelin turnt; allerdings in Schmallenberg. Und Reiten ist bei den Enkelinnen sehr beliebt - „Das haben sie aber von der Mutter“, sagt Erika Schulte.
Mittlerweile hat sich Erika Schulte dem Gesundheitssport verschrieben. Zwei Gruppen in der Woche leitet sie für den TV Calle. „Ich kenne meine Teilnehmerinnen alle“, erklärt sie. Auf jeden geht sie individuell ein - schließlich hat jeder auch eigene Baustellen, die eine Übung mehr oder weniger sinnvoll machen. Aber es geht nicht nur um die individuelle Betreuung. „Der soziale Aspekt des Sports ist sehr wichtig.“ Das zeigte sich auch während der Coronapandemie: „Da hab ich viel telefoniert, mit meinen Teilnehmerinnen gesprochen - das war auch ein bisschen Sorgentelefon. Aber wir hatten ja sonst nichts.“
Mehr als nur ein Ehrenamt
Aufhören? Hat sie darüber nachgedacht, doch einen qualifizierten Nachwuchs zu finden ist schwierig. „So viel Erfahrung wie Erika hat - das gibt es so schnell nicht nochmal“, sagt Karin Arens. Also macht Erika Schulte noch weiter - „ein bisschen“ zumindest. Und neben ihrem Ehrenamt beim TV Calle engagiert sie sich auch noch bei der kfd und der Caritas: Für die kfd gibt sie zweimal in der Woche Gesundheitssporteinheiten, außerdem ist sie maßgeblich bei der Organisation und der Durchführung der Seniorennachmittage der Caritas beteiligt. „Wenn man Leute hat, die das mit einem machen und mitziehen, ist das toll“, sagt Erika Schulte. Der Zufall hatte ihr ihre Ehrenämter gebracht, und dann hat es sie nicht mehr los gelassen.
Kein Zufall
Kein Zufall ist das Preisgeld: Die ehrenamtliche Übungsleiterin erhält von der Volksbank eine Prämie in der Höhe von 500 Euro. „Das Geld ist nur für sie“, sagt Jörg Werdite. „Kaufen Sie sich was Schönes, fahren Sie irgendwohin - vielleicht noch mit Ihrem Mann.“ Frank Segref weiß, dass das schwierig ist für die Preisträger - er betreut den „Pro Ehrenamt“-Preis in der Lenneregion schon seit über zehn Jahren. „Die meisten fragen, ob sie das Geld nicht dem Verein geben könnten - aber nein, das sollen Sie für sich nutzen, Frau Schulte!“ Damit sie auch mal im Mittelpunkt steht - einmal zumindest, als erste „Pro Ehrenamt“-Preisträgerin in Meschede.