Meschede. Die Leerstände in der Fußgängerzone sind auch Thema beim Stadtmarketing. Was dessen Leiterin Christina Wolff ganz aktuell plant.
Die Leerstände in der Fußgängerzone beschäftigen nicht nur Vermieter und Mieter - auch das Stadtmarketing Meschede. Das wird manches Mal gescholten für die mangelnde Unterstützung. Was Leiterin Christina Wolff zu den Vorwürfen sagt und was aktuell geplant ist.
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Mit dem Sofortprogramm Innenstadt des Landes, das die Vermietung von Ladenlokalen nach Corona unterstützen sollte, sollten eigentlich Leerstände verhindert werden. Aktuell haben wir mehr Leerstände als zuvor - rund acht allein rund um die Fußgängerzone. War aus Ihrer Sicht das Sofortprogramm erfolgreich?
Ich finde schon. Wir haben sechs Neuvermietungen darüber initiiert, dazu gehören die Brasserie und Cafébar „Herz über Kopf“, die Pizzeria Moderna, das mittlerweile leider schon wieder geschlossene Wein-Outlet, das geplante Eltern-Kind-Café und WortReich family. Was wir aber vor allem in dieser Zeit gewonnen haben ist ein großes Netzwerk von potenziellen Mietern und Vermietern, auf das wir auch in Zukunft aufbauen können.
Das Förderprogramm läuft aber Ende des Jahres aus.
Ja, es gibt zwar auch ein Nachfolgeprogramm, aber damit konnten wir in Meschede nichts anfangen, weil es all’ diejenigen ausschließt, die schon das erste Programm positiv begleitet haben. Deshalb wird für Meschede ein eigener Fördertopf aufgelegt der aus dem kommunalen Stärkungspakt Innenstadt unterstützt wird. Darüber soll unter anderem ein Gründerwettbewerb initiiert werden, für den aktuell die Kriterien erarbeitet werden. Ansonsten bieten wir gemeinsam mit dem Citymanagement u.a. weiter eine Initial-Gebäude-Beratung an, welche Eigentümern Möglichkeiten und Optionen aufzeigt.
Welche Fragen haben Menschen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen? Und welche Fehler werden häufig gemacht?
Die Einstiegsfrage lautet oft: Gibt es Zuschüsse? Auch das zeigt: Gründer machen oft den fünften Schritt vor dem ersten. Da ist schon das Logo kreiert und die Möbel sind bestellt, aber es liegt noch kein Businessplan vor. Oder es ist noch nicht berücksichtigt, was passiert, wenn man mal krank wird, weil man glaubt, alles allein machen zu können. Zuschüsse werden erst dann wichtig, wenn alle relevanten Grundlagen geklärt sind.
Beim Stammtisch der Einzelhändler war der Wunsch laut geworden, auch die Vermieter mal an einen Tisch zu holen.
Das wird jetzt am Donnerstag, 2. November, passieren. Wir laden alle in die Stadthalle zu einem Informationsabend ein. Dort werden verschiedene Experten die aktuelle Innenstadtentwicklung beleuchten. Bei den Leerständen handelt es sich zum Beispiel nicht um ein reines Mescheder Problem. Gisbert Schneider von der Beratungsfirma „Schneider + Straten“ wird eine Potenzialanalyse für unsere Stadt unter anderem mit Anforderungen aus dem Handel vorstellen. Ute Marks, Geschäftsführerin von Stadt und Handel in Dortmund, erläutert, wohin sich Innenstädte entwickeln müssen. Außerdem ist als Experte Stephan Britten, Referent für Innenstadtentwicklung und Handel der IHK, eingeladen. Wesentlich wird der gemeinsame Austausch an diesem Abend. Der Termin soll aber nur ein Auftakt sein. Im Jahr 2024 folgt eine weitere Veranstaltung zu Immobilienprojekten und Fördermitteln. Dabei gilt stets: Wir können als Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung nur Impulse geben. Letztlich sollte jeder Vermieter im eigenen Interesse selbst aktiv werden.
Es heißt immer mal wieder, die Mieten in Meschede seien zu hoch. Wie sehen Sie das?
Das lässt sich nicht verallgemeinern. Letztlich entscheidet sich eine Miete im 1:1-Gespräch zwischen Vermieter und Mieter. Vor allem die Eigentümer, mit denen wir bisher zu tun hatten, zeigen sich da durchaus gesprächsbereit. Aber das sind auch häufig diejenigen, die vor Ort leben oder sich für die Stadt auch verantwortlich sehen. Das ist der Vorteil einer Mittelstadt. Es gibt aber auch die anderen, die keinen lokalen Bezug haben oder diejenigen, für die ihr Haus ein reines Abschreibungsobjekt ist.
In den kommenden Jahren wird durch die Nachfolge noch manches inhabergeführte Geschäft in der Fußgängerzone verschwinden? Katastrophe oder auch eine Chance?
Ich glaube, dass man darauf nicht nur pessimistisch blicken darf. Vieles regelt der Markt. Die jüngeren Nachfolger sind offen für neue Ideen. Grundsätzlich müssen wir uns aber mit dem Thema beschäftigen, wie schafft man mehr Belebung in der Innenstadt, und wie muss sich die Stadt dafür entwickeln? Wir haben viele Potenziale, die ausgebaut werden können. Wir sind mit unseren Verwaltungssitzen - vom Finanzamt über die Polizei bis zur Kreisverwaltung - eine Pendler-Kommune mit wichtiger Versorgungsfunktion. Gerade in der Mittagspause nutzen viele die Stadt für den schnellen Einkauf oder um etwas zu essen. Aber auch alle anderen sind ganz klar Botschafter der Stadt. So wie wir über Meschede reden, wird die Stadt auch von außen wahrgenommen.
War das Henne-Leuchten mit Late-Night-Shopping aus Ihrer Sicht da ein Erfolg?
Auf jeden Fall. Besonders die Schirme am Von-Stephan-Platz waren ein echter Hingucker und haben neugierig gemacht, auf das, was dort geplant ist. Dadurch hatten wir deutlich mehr Menschen in der Stadt. Es wird aber natürlich immer schwerer, Kunden zu erreichen. Einzelhändler, die gezielt ihre Kunden angesprochen haben, haben uns zurückgespiegelt, dass sie sehr zufrieden waren.
Ein Kritikpunkt war im Gespräch mit den Vermietern, dass das Stadtmarketing dafür sorgen könnte, dass die leeren Schaufenster wenigstens ordentlich aussehen.
In erster Linie müsste jeder Vermieter ein Interesse daran haben. Aber tatsächlich helfen wir gern dabei, Beklebungen oder großformatige Plakate zu besorgen oder Zwischennutzungen zu organisieren. Das ist aber ein Angebot, das es schon seit zehn Jahren gibt. Als Vermieter kann man uns gerne ansprechen.
>>> Hintergrund
Im Stadtmarketing und der Wirtschaftsförderung Meschede gibt es aktuell mit Christina Wolff fünf Vollzeitstellen, eine Auszubildende und eine Werksstudentin.
Zum Team gehört zudem bis 2024 Citymanager Alexander Bethke.