Eslohe. Damals hat sie als Schülerin an der Realschule Eslohe gelernt, heute unterrichtet Sophia Mester (28) selbst an der Schule. Über ihren Alltag.
Damals hat sie als Schülerin in den Klassenräumen der Realschule Eslohe gelernt. Seit 2019 ist die 28-jährige Sophia Mester selbst Lehrerin an der Schule. Wir haben uns mit ihr zum Interview getroffen.
Frau Mester, wie ist es, an einer Schule zu unterrichten, an der man selbst einmal Schülerin war?
Sophia Mester: Tatsächlich ein bisschen verrückt. Als Schülerin hätte ich mir das damals zunächst gar nicht vorstellen können. Aber im Laufe des Studiums ist mir klar geworden, dass ich gern wieder zurück möchte, weil es mir hier als Schülerin schon immer gefallen hat. Es hat sich angefühlt, wie ein „Nachhausekommen“. Bei einem Teil meiner heutigen Kolleginnen und Kollegen hatte ich damals schon Unterricht. Heute versteht man sie mit dem Blick auf damals viel besser und hat eine ganz andere Sichtweise. Mein Eindruck, den ich als Schülerin hatte, hat mich nicht getäuscht. Ich bin gerne hier und habe meine Entscheidung nicht bereut - auch, wenn ich damals oft gefragt worden bin, ob ich mir wirklich sicher bin.
Wer hat Sie das denn gefragt?
Tatsächlich die Bezirksregierung, als es darum ging, dass ich hier an der Schule mein Referendariat absolvieren möchte. Sie hat mehrfach darauf hingewiesen, dass es wichtig sei, als Kollegin wahrgenommen zu werden und eben nicht mehr als Schülerin. Das war aber vom ersten Tag an kein Problem. Ich habe nicht eine einzige Situation erlebt, in der ich mich „von oben herab“ behandelt gefühlt habe.
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Was macht aus Ihrer Sicht die Esloher Realschule aus?
Wir sind eine ländliche und familiäre Schule. Man geht durchs Gebäude und kann jeden Schüler einer Klasse zuordnen, auch wenn man ihn gar nicht unterrichtet. Ich fand es schon als Schülerin toll, dass man auf dem Flur selbst von Lehrern gegrüßt wurde, die man eigentlich gar nicht kannte. Hier ist das gesamte Miteinander von Lehrern und Schülern eine schöne Sache. Man tauscht sich nicht nur über Fachliches aus, da geht es auch schonmal um Privates. Das ist der Vorteil unseres kleinen Systems. Trotz unserer Größe haben wir aber ein sehr breitgefächertes Spektrum. Chor und Musical sind mittlerweile sehr bekannt. Und für Schüler, die sagen, Chor und Musical ist nicht so meins, haben wir bereits seit einigen Jahren verstärkt ein umfassendes naturwissenschaftliches Angebot. Erst kürzlich sind wir ja zur MINT-freundlichen Schule zertifiziert worden. Und die lebensnahe Berufsorientierung spielt hier ebenfalls eine wichtige Rolle - ebenso wie auf der anderen Seite ein sanfter Einstieg für die neuen Fünfer.
Wie sieht es mit der digitalen Ausstattung aus?
Hier sind wir inzwischen sehr gut ausgestattet. Das ist heutzutage auch wichtig. Die Firmen arbeiten heute alle mit digitalen Geräten, da ist es natürlich das Ziel, dass auch die Schüler damit arbeiten können - und nicht nur dann, wenn sie von hier in den Beruf wechseln, sondern auch, wenn sie zum Gymnasium übergehen. Als Schülerin hatte ich damals Bedenken und habe mir viele Fragen gestellt, als ich von der Realschule zur gymnasialen Oberstufe gewechselt bin. Schaffe ich das? Fehlt dir möglicherweise irgendwas? All diese Sorgen waren völlig unbegründet. Das hat wirklich wunderbar reibungslos funktioniert. Hier machen wir als Schule also schon länger einen guten Job.
Gibt es ein besonderes Projekt, das Sie an der Schule betreuen?
Ich bin von den Schülerinnen und Schülern zusammen mit einer weiteren Kollegin zur SV-Lehrerin gewählt worden. Und ich bin Digitalisierungsbeauftragte.
Glückwunsch! In der Regel werden ja nur die beliebtesten Lehrer zu SV-Lehrern gewählt.
(lacht) Ach, das weiß ich nicht. Ich habe mich auf jeden Fall sehr darüber gefreut. Zumal ich gar nicht damit gerechnet habe, gewählt zu werden. Ich hatte mich in erster Linie aufstellen lassen, damit die Schülerinnen und Schüler eine große Wahl haben. Als am Ende das Ergebnis feststand, habe ich mich schon sehr geehrt gefühlt. Da ist es auch gar nicht schlimm, wenn das Amt Zeit in Anspruch nimmt oder man auch mal neben der Schule das ein oder andere erledigen muss.
Was sind denn Ihre Aufgaben als Digitalisierungsbeauftragte?
Im Prinzip bin ich für alles zuständig, was mit der Digitalität zu tun hat - etwa, welche Möglichkeiten es gibt, wenn es darum geht, in der Zukunft schülereigene I-Pads an der Schule zu etablieren. Es geht aber auch darum, die Kollegen mitzunehmen. Hier biete ich zum Beispiel Fortbildungen an, um den Kolleginnen und Kollegen im kleinen Rahmen neue Möglichkeiten aufzuzeigen, ohne dass jeder sofort eine ganztägige Fortbildung besuchen muss. Denn auch an einer Schule ist die Zeit sehr kostbar.
Wie ist denn bei Ihnen die Idee gereift, Lehrerin zu werden?
Die Idee ist tatsächlich schon in recht jungen Jahren entstanden. Wenn ich mich für etwas interessiert habe, habe ich das immer schon gern mitgeteilt und weitergegeben. Ich fand auch Referate immer schon eine tolle Sache. Zwischendurch hatte ich zwar mal die Überlegung, in den Architekturbereich zu gehen und auch die Berufsberatung hat mir damals abgeraten, Lehrerin zu werden, weil die nicht gesucht würden. Nach mehreren Praktika in verschiedenen Schulformen stand meine Entscheidung dann aber fest. Und wie gesagt, ich habe es noch nie bereut.
Was ist denn das Tolle am Lehrer-Beruf?
Es ist immer wieder schön, wenn Schüler nach der Stunde kommen und sagen, dass es jetzt „Klick“ gemacht hat, oder wenn die Eltern beim Elternsprechtag berichten, wie begeistert ihre Kinder zuhause von der Schule erzählen. Faszinierend finde ich es auch, die Entwicklung der Schüler zu verfolgen - vom kindlichen Fünfer bis hin zum fast erwachsenen Zehner, aus dem schon eine echte Persönlichkeit geworden ist. Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass man zu dieser Entwicklung ein Stück beigetragen hat.