Meschede. Vor 50 Jahren: Feuer in Versuchsgießerei bei Honsel, Deutschlands erstes Schlittenhunderennen in Latrop, Friseur in Wenholthausen als Komponist.

Über diese Themen berichteten wir vor 50 Jahren im Lokalteil in Meschede.

Magnesium löst Feuer aus

Bei einer Explosion in den Honsel-Werken in Meschede werden zwei Arbeiter zunächst lebensgefährlich verletzt. Ursache ist ein Feuer in der Versuchsgießerei.

Im Februar 1972 ereignet sich in der Versuchsgießerei bei Honsel in Meschede eine Explosion. Zwei Arbeiter werden lebensgefährlich verletzt, einer von ihnen stirbt.
Im Februar 1972 ereignet sich in der Versuchsgießerei bei Honsel in Meschede eine Explosion. Zwei Arbeiter werden lebensgefährlich verletzt, einer von ihnen stirbt. © Jürgen Kortmann

Die Flammen verbreiten sich in der Nähe eines Schmelztiegels, in dem Magnesium erwärmt werden sollte. Der 59 Jahre alte Meister aus Meschede kann sich nicht mehr retten, er wird erst später entdeckt. Ein 25-Jähriger läuft noch brennend aus dem Gebäude. Beide werden in eine Spezialklinik nach Bochum geflogen, der 59-Jährige stirbt an seinen Verletzungen.

Die Mescheder Feuerwehr dämmt den Brand mit Sand ein. Die Gewerbeaufsicht geht von einem tragischen Unfall aus, menschliches Versagen wird ausgeschlossen: Der Tiegel aus Gussstahl war durchgebrannt, so dass flüssiges Magnesium in einen Ofen auslaufen konnte. Dadurch entsteht eine Verpuffung und eine Stichflamme, die die beiden Männer erfasst.

Niederländer gewinnt Rennen

Über 1000 Menschen sehen in Latrop das erste Schlittenhunderennen Deutschlands. Star unter den Huskies, die die Schlitten ziehen, ist der zwölf Jahre alte „Malchek“, der jahrelang mit Jägern und Fallenstellern durch Alaska zog. Oberförster Günther Schmitz gibt das Startsignal: Er schickt drei Schweizer und zwei holländische Gespanne auf die 20 Kilometer lange Strecke. Sieger wird Lew van Leeuwen aus den Niederlanden. In Latrop findet erst das zweite Schlittenhunderennen in Europa statt, das erste war 1970 in der Schweiz.

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Zement statt Gips verwendet

In Meschede erhält Dr. Paul Donhuijsen das Bundesverdienstkreuz: Er ist seit 1945 Chefarzt der Chirurgischen Abteilung am St.-Walburga-Krankenhaus. Nach dem Krieg stand ihm nicht einmal Gips zur Verfügung, man musste sich mit einer selbstgefertigten Zementmischung behelfen. Er sorgt dafür, dass sich das Krankenhaus auf dem Gebiet der Unfall-Chirurgie einen Ruf erlangt. Zehn Jahre betreute Donhuijsen auch die gynäkologische Abteilung.

Friseurmeister als Komponist

In der Generalversammlung der Schützen wird erstmals der „Wenholthausener Schützenmarsch“ gespielt. Komponiert hat ihn Reinhold Hesse. Der 44 Jahre alte Friseurmeister im Ort dichtet nebenher gerne. Hesse hat auch schon Schlager für den Karnevalsverein geschrieben.

Einer der letzten Gefangenen

Seinen 75. Geburtstag feiert in Meschede Franz Bange, der Marktmeister des Wochenmarktes. Bange war Polizist, wegen der Zugehörigkeit zur Feldgendarmerie im Krieg wurde er in Russland zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Als einer der letzten deutschen Kriegsgefangenen kehrt er im Oktober 1955 nach Meschede zurück.

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Landwirte protestieren

Mehrere hundert Landwirte demonstrieren in Meschede gegen die Preispolitik der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG. Sie kritisieren drohende hohe Einnahmeverluste. Die EWG-Kommission plant, die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise nur um acht Prozent zu erhöhen, der Bauernverband fordert zwölf Prozent.

Tödlicher Unfall

Der Rosenmontag wird in Schmallenberg überschattet durch einen tödlichen Verkehrsunfall auf der B 236 zwischen Schmallenberg und Fleckenberg. Ein Pkw gerät bei einem Überholversuch ins Schleudern und prallt mit der Fahrbahnseite gegen einen Baum. Der Beifahrer, ein 25 Jahre alter jugoslawischer Gastarbeiter aus Schmallenberg, wird dabei getötet.

Otto Entrup soll antreten

Otto Entrup soll bei der nächsten Bundestagswahl für die CDU im Wahlkreis Olpe/Meschede antreten. Entrup ist Landrat und Rechtsanwalt in Meschede. Das Vorschlagsrecht sollen diesmal die Mescheder Christdemokraten haben: Denn zwei Jahrzehnte lang hatten die Olper den Abgeordneten gestellt.

Neubau am Gymnasium

Am Benediktiner-Gymnasium in Meschede wird der Neubau für Naturwissenschaften und Musik eingeweiht. Damit, so Pater Direktor Winfried Kämpfer, wolle man den Schülern einen modernen Unterricht bieten können. Eltern der Schüler hatten dafür 75.000 Mark gespendet.

Einbrecher verletzt sich

Ein Einbrecher versucht, in das Pfarrhaus in Berge einzudringen. Er schlägt dabei die vergitterte Türscheibe ein, verletzt sich aber beim Durchgreifen so schwer, dass er aufgibt. Die Polizei sucht als Täter einen jungen Mann aus dem Kreis Arnsberg.

Weitere Berichte im Rückblick:

Untreue bei der Arbeiterwohlfahrt, schwere Gewitter bei Meschede, Honsel baut Wohnungen, ein gescheitertes Ferienlager im Schlamm am Hennesee - die Woche vor 70 Jahren.

Australier auf dem Hennesee, Helmut Kohl schwebt über Meschede, Waldbrände bei Meschede und weitere Schlagzeilen aus dem Jahr 1976.

Ein entsetzliches Unglück bei Mosebolle, Mescheder Priester geht in die DDR, der neue Badestrand am Hennesee - die Woche vor 65 Jahren.

Rentner sticht in Andreasberg auf Nachbarn ein, Polizist wird bei Eslohe angefahren, Kreuzung in Meschede nach Unfall entschärft - vor 45 Jahren.

Kriegsspielzeug ist kein Thema in Mescheder Politik, Tandemsprünge in Schmallenberg, ADAC-Slalom auf Flugplatz Schüren - die Woche vor 35 Jahren.

Doppelte Ehe in Meschede und Betrug im Standesamt, Schulstreik in Berge, tödliches Unglück an Valme in Ramsbeck - die Woche vor 70 Jahren.

Mord an Makler, Mückenplage bei Schmallenberg, Freispruch für Freienohler Polizist, Warten vor Schranke in Meschede - die Woche vor 45 Jahren.