Meschede. Doppelte Ehe in Meschede und Betrug im Standesamt, Schulstreik in Berge, tödliches Unglück an Valme in Ramsbeck - die Woche vor 70 Jahren.

Über diese Themen berichteten wir vor 70 Jahren in unserem Lokalteil.

Im Standesamt betrogen

Wegen doppelter Ehe, also der Bigamie, und falscher eidesstattlicher Versicherung muss ein Mann aus Meschede für ein Jahr ins Gefängnis. Dazu verurteilt ihn das Landgericht Arnsberg. Der Mann hatte in Meschede eine Frau geheiratet und dafür beim Standesamt ein gefälschtes Telegramm aus der Kriegszeit vorgelegt, das angeblich den Tod seiner ersten Frau bestätigte. Diese aber ist gar nicht tot: Sie meldet sich plötzlich bei den Behörden, weil sie auch wieder heiraten möchte: Den Mescheder, der sich im Krieg nicht mehr bei ihr gemeldet hatte, hielt sie für vermisst.

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Der Dorffriede ist in Gefahr

Schulstreik in Berge bei Meschede: Von 200 schulpflichtigen Kindern wird nur ein Dutzend am ersten Schultag in die Schule geschickt - die Erstklässler gar nicht.

Nach Ostern beginnt 1951 das neue Schuljahr - nur nicht in Berge bei Meschede: Eltern gehen in den Streik und lassen ihre Kinder zuhause. Sie protestieren gegen den Schulleiter.
Nach Ostern beginnt 1951 das neue Schuljahr - nur nicht in Berge bei Meschede: Eltern gehen in den Streik und lassen ihre Kinder zuhause. Sie protestieren gegen den Schulleiter. © Jürgen Kortmann

Eltern versuchen damit, Druck auf die Bezirksregierung zu machen: Die hat kurzfristig einen beliebten Lehrer in eine Schule bei Medebach versetzt, die Eltern fordern ihn zurück. Außerdem solle der Schulbetrieb in Berge untersucht werden. Die Eltern behaupten, mit einem neuen Schulleiter hätten unter den Lehrern Spannungen und dauernde Versetzungen angefangen, die sich negativ auf den Unterricht und den Dorffrieden auswirkten.

Jäger: Krähen und Elstern vergiften

Jäger in Meschede beklagen den Rückgang von Junghasen sowie Küken der Fasane und Rebhühner. Verantwortlich dafür sei eine Zunahme von Krähen und Elstern. Sie fordern, das Jagdgesetz konsequent anwenden zu dürfen: Das sieht ausdrücklich vor, Krähen und Elstern durch Phosphoreier vergiften zu dürfen zu dürfen.

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Sicherheit für Fußgänger

Vor 70 Jahren wird die Hauptverkehrskreuzung in Meschede am Kaiser-Otto-Platz im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt erstmals neu geregelt:

Schlichte Planzeichnung von Meschedes Hauptkreuzung im Jahr 1951: Am Kaiser-Otto-Platz treffen zwei Bundesstraßen zusammen, erstmals werden hier Fußgängerüberwege eingerichtet.
Schlichte Planzeichnung von Meschedes Hauptkreuzung im Jahr 1951: Am Kaiser-Otto-Platz treffen zwei Bundesstraßen zusammen, erstmals werden hier Fußgängerüberwege eingerichtet. © Jürgen Kortmann

An allen vier Kreuzungspunkten der beiden Bundesstraßen 7 und 55 entstehen jetzt erstmals für mehr Sicherheit geordnete Fußgängerübergänge.

Oberkirchen liegt vorne

Langsam fasst der Tourismus Fuß im Sauerland. 10 Mark, so die Experten, lässt jeder Gast durchschnittlich pro Tag in der Region. Bisher weist die Statistik eine niedrige Zahl von Gästen, aber eine hohe Zahl an Übernachtungen auf – es sind also viele Dauergäste zu Besuch. Im Sauerland waren das in einem Jahr 252.000 Besucher mit 716.000 Übernachtungen. Spitzenreiter dabei ist Oberkirchen mit Nordenau mit 4735 Besuchern und über 56.000 Übernachtungen. Winterberg hat zwar mehr Gäste, aber nicht einmal halb so viele Übernachtungen.

Neue Schule für Ostwig

In Ostwig beschließt der Gemeinderat, eine neue Schule auf einem Gelände Am Loh zu bauen. 83.000 Mark stellen die Politiker dafür schon einmal zur Verfügung.

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Schiffsarbeit in Hengsbeck

Ungewöhnlicher Anblick in Hengsbeck bei Eslohe: Dort wird ein zwölf Meter langes Motorboot wieder flott gemacht. Vor dem Krieg hat es auf dem Dortmund-Ems-Kanal Ausflugsgäste zum Schiffshebewerk Henrichenburg gebracht. Im Krieg wird es durch Bomben zerstört. Ein arbeitsloser Schlosser aus Dortmund, der im Bombenkrieg nach Hengsbeck evakuiert wird, kauft das Wrack auf und will es wieder flott machen. Handwerker aus dem Dorf unterstützen den Mann.

1900 Menschen vermisst

Sechs Jahre nach dem Kriegsende gelten im Kreis Meschede immer noch rund 1900 Menschen als vermisst: Über 1600 Soldaten der Wehrmacht und über 250 Zivilisten. Von 58 Wehrmachtsangehörigen weiß man, dass sie im Ausland im Gefängnis oder in Untersuchungshaft sitzen.

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Tödliches Unglück in Valme

Tödliches Unglück in Ramsbeck: Dort wird frühmorgens in der Valme die Leiche eines Postschaffners entdeckt. Der Mann litt an Nachtblindheit - er ist auf dem Heimweg in die Valme gefallen und ertrunken.

USA suchen Einwanderer

Die USA bieten auch im Kreis Meschede Ostvertriebenen an, in die Vereinigten Staaten einwandern zu können: Über 54.000 Menschen aus NRW könnten aufgenommen werden. Besonders gesucht sind Bergleute, Kindergärtnerinnen, Holzfäller und bestimmte Handwerker wie Klempner oder Blechschmiede. Ausgeschlossen sind Menschen, die sich kommunistisch betätigt oder freiwillig im Krieg gegen die USA gekämpft hätten.

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