Bestwig. Die Gemeinde Bestwig ist eine Gemeinde voller Superlative. Das ist vielen jedoch nicht bewusst. Eine Expertin öffnet den Bestwigern die Augen.
Jede Menge Attraktionen. Jede Menge Superlative. Die Gemeinde Bestwig hat mehr zu bieten als manch einer denkt. „Es wird allerdings nicht deutlich genug, dass es hier so viele Highlights auf kleinem Raum gibt“, sagt Christiane Baum von der Freizeit- und Tourismus GmbH aus Köln. „Und die Highlights, die es gibt, strahlen nicht ausreichend für Bestwig“, ergänzt die Expertin, die der Gemeinde dabei hilft, an ihrem Image zu feilen.
Baum macht es unter anderem am Beispiel Fort Fun deutlich. „Nach Fort Fun fahre ich ja nicht, weil ich nach Bestwig möchte, sondern weil ich einen Freizeitpark besuchen will.“ Hier müsse beim Marketing deutlicher herausgestellt werden, dass der Park in Bestwig liege - und gleichzeitig darauf hingewiesen werden, was es in der Gemeinde sonst noch noch zu erleben und zu entdecken gebe. Es gehe darum gemeinsam die Marke Bestwig zu befeuern, erklärt Baum und spricht von verschenktem Potenzial.
Konzept umfasst 120 Seiten
Die Freizeit- und Tourismusberatung GmbH hat ein Konzept zur künftigen touristischen Entwicklung und Vermarktung der Gemeinde vorgelegt. 120 Seiten umfasst das Werk. „Dabei sind einige interessante Aspekte herumgekommen, mit denen man sehr gut arbeiten kann“, sagt Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus.
Und genau das soll nun geschehen, macht Norbert Arens als Leiter der touristischen Arbeitsgemeinschaft Rund um den Hennesee deutlich. „Mit 27 Handlungsempfehlungen steckt eine Menge Arbeit in dem Konzept, die nun erst richtig beginnt“, so Arens. Man müsse erreichen, dass Bestwig im Image steige und ein eigenes Image bekomme. So wolle man der Gefahr begegnen, von anderen Orten abgehängt zu werden“, betont Friederica Ihling, Leiterin des Besucherbergwerks in Ramsbecks.
Ihling und Arens waren bei der Erstellung des Konzepts, das am Montag im Rathaus vorgestellt worden ist, von Beginn an mit dabei. Beteiligt haben sich zudem zahlreiche touristische Akteure aus der Gemeinde. Sie alle wollen künftig verstärkt an einem Strang ziehen, um Bestwig gemeinsam weiter voran zu bringen (wir berichteten).
Der Perlen nicht bewusst
Bislang ist es nach Angaben Baums so, dass jeder Betrieb für sich Marketing betreibe. Dadurch würden Synergien nicht genutzt. Bestwig fehle das Selbstverständnis als Tourismusort. Bei der Erstellung des Konzeptes seien ihr in Nebensätzen immer wieder Superlative berichtet worden: die Plästerlegge ist der höchste natürliche Wasserfall Nordrhein-Westfalens, das Taucherbergwerk in Nuttlar ist einer der 50 besten Tauchspots weltweit, in Nuttlar steht die höchste Autobahnbrücke Nordrhein-Westfalens, Fort Fun ist der naturnahste Freizeitpark Deutschlands, im Sauerländer Besucherbergwerk in Ramsbeck steht die weltweit größte Untertage-Fördertrommel und als einziger Ort in Nordrhein-Westfalen hat die Gemeinde Bestwig zwei Besucherbergwerke.
All das sei in den Gesprächen immer nur ganz nebenbei erwähnt worden. Das habe bei ihr den Eindruck hinterlassen, dass man sich in Bestwig gar nicht so Recht bewusst sei, welche Perlen es in der Gemeinde gebe. Hinzu kämen zahlreiche Erlebnismöglichkeiten wie Fledermaustouren, Klangschalen-Meditationen im Schieferbau, Grubenlight-Dinner und Konzerte unter Tage.
Auch sie seien in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen. „Erlebnisse sind die neuen Statussymbole“, sagt sie angesichts der Tatsache, dass es in den sozialen Medien von Erlebnis-Fotos nur so wimmelt. Hier habe die Gemeinde viel Potenzial. Und daher lautet das Kernziel des Konzeptes: „Wir positionieren Bestwig über seine einzigartige Kombination aus Erlebnissen und Aufenthaltsqualitäten rund um Bergbau, Natur, Erholung und Spaß“.
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Zusätzlich zu den Schlagworten Bergbau, Natur, Erlebnis kann sich die Expertin auch vorstellen, den Begriff Spiritualität mit in die Reihe aufzunehmen. Auch hierin stecke Potenzial sagt Baum und verweist auf das Kloster, spirituelle Wanderwege und die Lichterkirche in Ramsbeck.
Fünf Handlungsfelder sind in dem Konzept herausgearbeitet worden. Dazu zählen die Bereiche Infrastruktur, Vermarktung, Vernetzung, Maßnahmen in den einzelnen Betrieben und die Entwicklung neuer Angebote.
Konkrete Empfehlungen
Gefüllt sind die Felder mit insgesamt 27 Handlungsempfehlungen, mit denen sich die Gemeinde, die Politik und die touristischen Akteure in den nächsten Monaten und Jahren befassen wollen. Dazu zählt neben der gemeinsam Vermarktung unter anderem die Etablierung weiterer Wohnmobilstellplätze, die Fahrradmitnahme im ohnehin verbesserungswürdigen ÖPNV, kulinarische Aktionen, ein Ausbau der Dauerausstellung im Besucherbergwerk Ramsbeck zum Besucherzentrum, die Schaffung von Kombi-Angeboten der Besucherbergwerke, Entwicklung von Tourentipps und Angeboten für Schulklassen sowie Programmen für die Nebensaison - und nicht zuletzt die Schaffung einer touristischen Internetseite. Denn: „Die Homepage der Gemeinde spiegelt in ihrer jetzigen Form nicht die Qualität des vorhandenen Angebots vor Ort wider“, so Baum. Grundsätzlich dürfe man hier ruhig selbstbewusster sein.
- Ziel ist es, die Gemeinde Bestwig und auch die touristische Region „Rund um den Hennesee“ insgesamt durch eine stimmige Kommunikation und eine stimmige Darstellung sowohl für die Touristen als auch für die Einheimischen attraktiver darzustellen.
- 20.000 Euro hat die Erstellung des Marketingkonzeptes gekostet.
- Finanziert worden ist es zu 80 Prozent aus dem Regionalbudget des Leader-Programms. Damit verblieb lediglich ein Eigenanteil in Höhe von 4000 Euro bei der Gemeinde.
- Nach der Vorstellung des Konzeptes, das nun jährlich weiterentwickelt und überprüft werden soll, soll es bereits im Herbst an die Umsetzung erster Aufgabenstellungen gehen.
- Begleitet wird die Umsetzung der Handlungsempfehlungen von einer Lenkungsgruppe. Sie ist besetzt mit Norbert Arens von der Touristischen Arbeitsgemeinschaft „Rund um den Hennesee“ und Friederica Ihling als Leiterin des Sauerländer Besucherbergwerks in Ramsbeck, Vertretern der Fraktionen, dem Bürgermeister und touristischen Akteuren.