Nuttlar. . Konzerte bei 8 Grad im Schieferbergwerk Nuttlar: Immer wieder melden sich Bands, die sich das antun wollen. Und das hat einen guten Grund.

Es sind keine leichten Bedingungen im Schieferbergwerk Nuttlar, aber genau das macht den Reiz aus - für Musiker wie Zuhörer. Tief im Berg hat jetzt bereits zum vierten Mal ein Konzert stattgefunden.

Und es wird gewiss nicht das letzte gewesen sein. Denn: Immer wieder melden sich bei Geschäftsführer Rainer Mengelers Bands, die in der stillgelegten Schiefergrube spielen möchten - so wie zuletzt die Indie-Pop-Rock-Formation „Please Mister“ aus dem Ruhrpott. Und die Besucher kommen ebenfalls immer wieder in Scharen. Auch das jüngste Konzert war binnen kürzester Zeit komplett ausverkauft.

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Während draußen die Sonne vom wolkenlosen Himmel lacht und Temperaturen von mehr als 30 Grad beschert, ist es im Bergwerk mit 8 Grad angenehm kühl. Mengelers lehnt sich also keineswegs zu weit aus dem Fenster, wenn er den Veranstaltungsort als „coolste Location in ganz NRW“ bewirbt.

Aber:Was die Besucher am Anfang noch als angenehm kühl empfinden, wandelt sich im Laufe des Konzerts schnell. „Wir haben zuletzt zwei Pausen gemacht, damit sich die Gäste draußen vor der Grube aufwärmen können“, berichtet Mengelers. Und auch die Musiker haben es nicht ganz einfach. „Bei einer Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent muss man die Gitarre vielleicht auch mal öfter stimmen“, sagt Mengelers, lacht und fügt hinzu „So etwas muss man mögen“.

Entschädigt werden Musiker und Besucher dafür mit einer einzigartigen Akustik und einem unvergleichlichen Ambiente: 7000 LEDs und Grubenlampen sorgten beim jüngsten Konzert unabhängig von der Musik für eine stimmungsvolle Atmosphäre in der „Halle der Wale“. So ist der Veranstaltungsraum im Berg getauft worden, weil einige Steinformationen an die Säuger der Meere erinnern.

Luxus gegönnt

Aber wie bekommen Musiker und Techniker denn eigentlich ihre ganze Ausrüstung in den Berg? „Das ist wiederum gar nicht so schwierig, wie man meinen mag“, sagt Mengelers. Denn hier habe man sich inzwischen ein bisschen Luxus gegönnt. Die „Halle der Wale“ liege etwa 140 Meter im Berg. Dorthin gelangt man durch den Kaiser-Wilhelm Stollen, durch den noch Gleise führen. „Wir haben aus Resten einen Grubenwagen zusammengebaut, mit dem das Equipment bequem in den Berg gefahren werden kann“, sagt Mengelers.

Welche Veranstaltung als nächstes in der Grube stattfinden wird, steht noch nicht fest. „Wir lassen das auf uns zukommen“, sagt Mengelers, der sich selbst nicht aktiv um das Engagement von Bands kümmert. In Nuttlar läuft es ausschließlich anders herum. „Die Bands melden sich bei uns, ob sie in der Grube spielen dürfen“, betont Mengelers. So sei es auch bei „Please Mister“ gewesen. Das laufe über Mund-zu-Mund-Propaganda.

Grundsätzlich sei er erst einmal für jede Idee offen, sagt Mengelers. Bei Hardrock oder Heavy Metal könnte es allerdings schwierig werden. Zu laut dürfen die Klänge in der Grube nämlich nicht sein, sonst ist die einzigartige Akustik schnell dahin.

Lange Gänge und riesige Hallen

Im Jahr 1878 haben Bergleute in Nuttlar mit dem Vortrieb des ersten Stollens begonnen. Bis zu 200 Arbeiter waren zeitweise mit der Gewinnung und der Verarbeitung von Dach- und Plattenschiefer beschäftigt. In der über 100-jährigen Betriebszeit dieser Grube entstand so ein riesiges Bergwerks-Labyrinth mit kilometerlangen Gängen und riesigen Hallen auf fünf Ebenen und einer Ausdehnung von rund 20 Kilometern.

„Mister Please“ spielen bei 8 Grad Celsius und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. Der Veranstaltungsort liegt etwa 140 Meter tief im Berg.
„Mister Please“ spielen bei 8 Grad Celsius und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. Der Veranstaltungsort liegt etwa 140 Meter tief im Berg. © Michael Straßburger

Geschotterte Wege, betonierte Stufen und elektrisches Licht sucht man im Schieferbau Nuttlar vergebens. Ausgerüstet mit Bergwerkshelm und Profi-Helmlampe geht es über den Kaiser-Wilhelm-Stollen tief in den Berg hinein. Vorbei an unterirdischen Seen, riesigen Hallen, die wie Kathedralen anmuten, über Schiefertreppen und durch schmale hohe Gänge hin zu den Förderstrecken, auf denen sich die Schienen kilometerweit durch den Berg winden. Nur das Licht der Stirnlampe durchbricht die Dunkelheit.

Für Führungen ist die Schiefergrube an Wochenenden, Feiertagen und nach Vereinbarung geöffnet. Wochentags sind zweistündige Schnuppertouren auch ab 18 Uhr möglich. Die Führungen finden nur nach Voranmeldung statt.

Touren und Veranstaltungen können gebucht werden unter 0177/6844769 (wochentags 16 bis 20 Uhr) oder unter buchung@schieferbau-nuttlar.de. Unter www.schieferbau-nuttlar.de gibt es weitere Informationen.

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