Bösperde. Nachdem Freitag 20 Tiere im Mendener Gewerbegebiet Hämmer verendet sind, setzen sich Samstag SPD und Grüne für Schutzmaßnahmen ein.

Einer aufmerksamen Mendenerin haben mehrere Dutzend Tiere wohl ihr Leben zu verdanken. Am Freitagabend leistete die Mendener Feuerwehr Amtshilfe bei einem Einsatz der Mendener Tierhilfe.

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Eine Frau meldete sich am Freitagabend bei der Bereitschaft der Tierhilfe. Ihr war aufgefallen, dass in mehreren Gullys im Gewerbegebiet Hämmer Kröten und weitere Tiere lagen. Bereitschaftsfahrerin Petra König machte sich sofort auf den Weg. Mit einem langen Eiskratzer versuchte sie zunächst selbst, die Tiere aus den Gullys zu befreien. Doch vergeblich: „Das sind ganz andere Gullys als normalerweise“, schildert Petra König.

Rund 80 Tiere - Kröten, Frösche, Maulwürfe und Mäuse - werden in Bösperde aus Gullys geholt. Etwa 20 von ihnen sind tot.
Rund 80 Tiere - Kröten, Frösche, Maulwürfe und Mäuse - werden in Bösperde aus Gullys geholt. Etwa 20 von ihnen sind tot. © Tierhilfe Menden | Petra König

Sie alarmierte die Feuerwehr, bat um Amtshilfe. In Windeseile waren die Einsatzkräfte vor Ort: „Die waren wirklich ruckzuck da.“ Wie Feuerwehrsprecher Stefan Deitel erzählt, wurden etwa zehn bis zwölf Gullys geöffnet, um die Tiere zu befreien.

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Einige haben sich in den Ablaufrinnen stranguliert.
Petra König - Tierhilfe Menden über die Tiere, die in den Gullys starben

Mit Hilfe der Feuerwehr konnten dann etwa 80 Tiere an die Oberfläche befördert werden – darunter nach Einschätzung von Petra König etwa 20 bereits tote Tiere: „Zum Beispiel ein toter Maulwurf und tote Mäuse. Einige haben sich in den Ablaufrinnen stranguliert.“ Rund 60 Tiere konnten lebend gerettet werden. „Ich habe die in eine Box gepackt und auf einer Blühwiese rausgelassen.“ Petra König hofft nun, dass die Tiere überleben: „Sie waren sehr dünn, sehr schwach.“

Nicht alle Tiere überlebten.
Nicht alle Tiere überlebten. © Tierhilfe Menden | Petra König

Die Tiere, so vermutet Petra König, könnten aus der Richtung der Kläranlage gekommen sein und auf dem Weg Richtung Wald gewesen sein: „Die Straße hat dort einen recht hohen Bordstein. Die Tiere laufen dann da entlang und fallen in die Gullys.“

Gerettet: Doch nicht alle Tiere können lebend aus den Gullys geholt werden.
Gerettet: Doch nicht alle Tiere können lebend aus den Gullys geholt werden. © Tierhilfe Menden | Petra König

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Bereitschaftsfahrerin Petra König hat auch bereits am Freitagmorgen auf dem Weg zur Arbeit eine Taube gerettet, erzählt sie. Wer die Tierhilfe als Bereitschaftsfahrer oder -fahrerin unterstützen möchte, kann sich bei den Ehrenamtlichen gerne melden. Bereitschaftsnummer der Tierhilfe: 0170 6914430.

Am Tag nach dem Einsatz wurden SPD und Grüne in Menden aktiv. So stellte die SPD einen Ratsantrag zu Schutzmaßnahmen für Amphibien im Neubau-Gewerbegebiet. Die Mendener SPD-Ratsfraktion beantragt in ihrem Schreiben an Bürgermeister Dr. Roland Schröder, „dass die Stadtverwaltung beauftragt wird, technische Möglichkeiten zu ermitteln und umzusetzen, um den Schutz von Fröschen und anderen Amphibien im Neubau-Gewerbegebiet Hämmer zu gewährleisten“.

Lokale Amphibienpopulation

Dass in dem Bereich „Frösche und andere Amphibien häufig in Gullys und Straßeneinläufe fallen und dort verenden, da sie aufgrund der hohen Bordsteine nicht mehr herauskommen“ gefährde „die lokale Amphibienpopulation und steht im Widerspruch zu unseren Bemühungen um den Erhalt der Artenvielfalt“, so Sebastian Meisterjahn und Ingo Günnewicht im Namen der SPD-Ratsfraktion.

Die SPD schlägt vor, Amphibienschutzgitter an den Straßeneinläufen anzubringen, so dass verhindert werde, dass Amphibien hineingelangen. Darüber hinaus sollen, so die SPD, Ausstiegshilfen geschaffen werden („Einbau von rampenartigen Strukturen oder speziellen Ausstiegshilfen in den Gullys und Straßeneinläufen“). Außerdem fordert die SPD „amphibienfreundliche Bordsteinkonstruktionen“, also „Absenkung oder Anpassung der Bordsteine in besonders betroffenen Bereichen, um den Tieren das Überqueren zu erleichtern“.

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Die SPD-Fraktion bitte die Stadtverwaltung, die Örtlichkeit zu prüfen und „geeignete Maßnahmen zu identifizieren, die sowohl kurzfristig als auch langfristig wirksam sind“. Die Ergebnisse dieser Studie sollen dem Stadtrat „zeitnah zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden“.

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Viele Tiere fallen hinein, weil sie sich von dem feuchten Mikroklima der Gullys angezogen fühlen oder beim Entlangwandern an den hohen Bordsteinkanten den Halt verlieren.
Marjan Eggers und Silvia Nowak - Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

Die Mendener Grünen stellen ebenfalls einen Antrag „zur Errichtung von sofortigen Schutzmaßnahmen an Gullys im Gewerbegebiet Hämmer“. Die Stadt Menden solle überprüfen, „welche sofortigen Schutzmaßnahmen an den Gullys im Gewerbegebiet Hämmer ergriffen werden können, um Amphibien und Kleinsäuger vor einem Hineinfallen schützen“, schreiben Marjan Eggers und Silvia Nowak für die Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Instagram. Sobald es im Frühling wärmer werde und die Amphibien aus ihrem Winterquartier zurück an ihren Geburtsort wandern, kommen neben der Gefahr der Überquerung von Straßen zusätzlich „Gullys als Gefahr hinzu“, so die Grünen: „Viele Tiere fallen hinein, weil sie sich von dem feuchten Mikroklima der Gullys angezogen fühlen oder beim Entlangwandern an den hohen Bordsteinkanten den Halt verlieren.“