Menden. Initiativkreis Mendener Wirtschaft sorgt sich nach Korruptionsaffäre um die Zukunft der WSG Menden. Behrendt-Position bleibt unbesetzt.
Es ist keine Mitgliederversammlung wie jede andere, das ist an diesem Dienstagabend im Casino der Stadtwerke Menden deutlich zu spüren. Der Initiativkreis Mendener Wirtschaft (IMW) zieht Bilanz, Vorstandswahlen stehen nicht an. Und doch ist das Interesse der Mitglieder an diesem Abend ungewöhnlich groß. Es liegt nahe, dass das nach den Korruptionsvorwürfen gegen den ehemaligen Aufsichtsrats-Chef der Wirtschaftsförderungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Menden (WSG) Peter Maywald auch mit der Zukunft der Wirtschaftsförderung in Menden zusammenhängt.
IMW ist einer der Gesellschafter der WSG
Nun ist die WSG für den IMW mehr als nur ein Partner. Der IMW, mit rund 270 Mitgliedern einer der größten Wirtschaftsverbände in Südwestfalen, ist einer der Gesellschafter der WSG. Für den IMW (und die IHK) hat Schatzmeister Bernhard Widmann einen Sitz im Aufsichtsrat. An diesem Dienstag hat er zwei Aufgaben: Erst wählt er in der Aufsichtsratssitzung der WSG mit Markus Kisler unter anderem einen neuen Vorsitzenden, dann stellt er beim IMW die nackten Zahlen vor. Als Widmann etwas verspätet im Stadtwerke-Casino eintrifft, muss er die rund 50 Gäste enttäuschen. Er verweist auf seine Verschwiegenheitspflicht.
Und dennoch wird an diesem Abend Klartext gesprochen. IMW-Vorstandssprecher Andreas Wallentin nutzt seinen Rechenschaftsbericht, um sich zur WSG zu äußern. Er erinnert an das Fest „Menden dreht auf“ im Gewerbegebiet Hämmer. Der damalige WSG-Geschäftsführer Tim Behrendt, den Wallentin namentlich genauso wenig nennt wie dessen Nachfolgerin Sara Schmidt, war damals einer der Hauptorganisatoren.
IMW befürwortet Ermittlungen von LKA und Staatsanwaltschaft
Behrendt ist längst Geschichte, die WSG leidet unter einer Korruptionsaffäre, deren Hintergründe sich erst nach und nach erschließen. Nach dem Behrendt-Aus hat der damalige Aufsichtsrats-Chef Peter Maywald einen Beratungsvertrag mit Sara Schmidt geschlossen, LKA und Staatsanwaltschaft Arnsberg ermitteln. „Der IMW steht für eine klare und lückenlose Aufarbeitung aller Vorgänge in der WSG und befürwortet vorbehaltlos die Ermittlungen des LKA und der Staatsanwaltschaft“, sagt Wallentin.
Sara Schmidt rückt nicht für Behrendt nach
„Durch die Ablösung des bisherigen Geschäftsführers im September 2023 und den Rücktritt des bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden, gegen den Ermittlungen wegen eines persönlichen Fehlverhaltens eingeleitet wurden, steht die Wirtschaftsförderung im Moment ohne eine vertraglich verpflichtete Geschäftsführung da“, erklärt Wallentin, dass Sara Schmidt nicht über einen entsprechenden Arbeitsvertrag verfüge. Dem widerspricht der neue WSG-Aufsichtsrats-Chef Markus Kisler in einer Stellungnahme: „Frau Schmidt verfügt über einen Arbeitsvertrag, der die notwendigen Regelungen für die Ausübung ihrer Position enthält.“
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Tim Behrendt war Mitglied im Beirat des IMW, seine Stelle könnte an diesem Abend durch Sara Schmidt nachbesetzt werden. Darauf verzichtet der IMW aufgrund der unklaren Situation, vier andere Köpfe werden dagegen in den Beirat gewählt – unter anderem der bisherige Vorstand Martin Weber. Dessen Position soll vorerst nicht neu besetzt werden. „Er hinterlässt eine riesige Lücke, die schwer zu füllen ist. Damit wollen wir uns Zeit lassen“, so Wallentin.
Martin Weber wechselt in den Beirat
Der Initiativkreis Mendener Wirtschaft hat vier Personen neu in den Beirat aufgenommen.
Martin Weber, ehemaliger Filialdirektor der Märkischen Bank in Menden, wurde als Vorstandsmitglied verabschiedet, engagiert sich aber zukünftig im Beirat. Ausgeschieden sind zudem Jörg Kötter (Sparkasse Märkisches Sauerland Hemer-Menden) und Bernd Reichelt (Stadtwerke Menden).
Neu aufgenommen wurden Lennart Hilpke (Märkische Bank), Volker Gutsche (Sparkasse Hemer-Menden) und Matthias Lürbke (Stadtwerke Menden).
Noch wichtiger ist für den IMW allerdings der Blick in die Zukunft. Dazu sagt Andreas Wallentin: „Losgelöst von möglichen persönlichen Verfehlungen einzelner Beteiligter ist es von großer Bedeutung, dass die WSG weiterhin als eigenständiges Rechtssubjekt und damit losgelöst von der Verwaltung der Stadt Menden agieren kann. Durch die Beteiligung der Mendener Wirtschaft als Gesellschafter und Mitglieder im Aufsichtsrat ist eine optimale Arbeit der WSG für Menden und für die Bürger Mendens gewährleistet. Wie gesagt: Mögliche persönliche Verfehlungen rechtfertigen keine andere Sichtweise.“ Eine Aussprache dazu gibt es nicht. Ein Blick durch die Reihen der Mitglieder zeigt aber überall deutliches Nicken. Ganz offensichtlich hat Andreas Wallentin gesagt, was sich die Mitglieder wünschen.
IMW setzt sich noch stärker für die Entwicklung der Innenstadt ein
Auch zur Situation in der Mendener Innenstadt äußerst sich der IMW-Chef: „Das Hin und Her, das wir im Moment erleben, verhindert, dass wir in Menden schnellstens das dringend benötigte Parkhaus bekommen. Auch ist es dringend erforderlich, dass ganz schnell und zügig ein Nutzungskonzept für das Alte Rathaus erstellt wird.“ Eine moderne Stadtbücherei, die auch Schülerinnen und Schüler anspreche, brauche eine variierende und insbesondere auch barrierefreie Fläche, die nun im Neubau zur Verfügung stehe.
Wallentin erklärt, dass sich der IMW noch stärker einbringen will: „Da die derzeitige Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung nach eigener Aussage im Moment die Themenbereiche Innenstadt nicht oder nur sehr eingeschränkt bearbeiten kann, möchten wir als IMW uns vollkommen diesen Themen widmen. Unsere Mitglieder sind sachkundig und wissen, woran es in Mendens Innenstadt fehlt und wo es hakt.“