Menden. Anonyme Drogenberatung (Drobs) stellt Jahresbericht 2023 vor - und erklärt, wie Präventionsarbeit künftig funktionieren kann.

Ein gutes halbes Jahr nach dem Drogenbericht 2022 stellt die Anonyme Drogenberatung der Stadt nun bereits den Report für 2023 vor. Dabei wird deutlich: Alkohol und Opiate sind in der Hönnestadt auf dem Vormarsch - zumindest bei einigen Klienten der Drobs. Wie sich die Fallzahlen entwickelt haben, wie das Team der Drobs auf eine mögliche Cannabis-Legalisierung blickt und was für die Suchtwoche 2024 geplant ist.

Beratungsbedarf bei Eltern steigt

Ein Trend, der sich bereits in der vergangenen Übersicht der Mendener Drobs gezeigt hat, hat sich auch 2023 wieder einmal bestätigt: Cannabis liegt bei den Substanzen, zu denen Klienten oftmals greifen, mittlerweile knapp vor Opiaten. Erstmals listen Thomas Zimmermann und Christina Sonnen in ihrem Report für 2023 aber auchAlkohol unter den Suchtmitteln auf. Denn dass manche Klienten nicht nur zu einer Droge greifen, sondern hin und wieder kreuz und quer konsumieren, das mache sich mittlerweile bemerkbar.

Die Probleme werden damit nicht wegfallen, aber vielleicht das Stigma darüber zu reden.
Thomas Zimmermann - Drobs, über eine anstehende Cannabis-Legalisierung

Die Zahl der Klienten selbst bewegt sich weiterhin auf dem Vorjahresniveau. 167 zählten Sonnen und Zimmermann 2023, hinzu kommen insgesamt 2536 Kontaktaufnahmen. Dass die Zahl der Kontakte insgesamt um gut 800 gestiegen ist, machen die beiden vor allem an den Öffnungszeiten der Drobs mitsamt Frühstücksangebot und Veranstaltungen deutlich.

Wohnungslosigkeit in Menden

Jahrelang hieß es politisch: Wohnungslosigkeit ist in Menden kein Thema. Mittlerweile stellt sich die Lage gänzlich anders dar. 21 Wohnungslose zählt die Drobs derzeit, einige von ihnen, sagt Thomas Zimmermann, seien am Steinhauser Weg untergebracht, andere verbringen die Nächte bei Freunden. Ulrich Menge, Leiter des Teams Schule und Sport, hatte die Problematik kürzlich im Sozialausschuss deutlich gemacht. Demnach sei der Platz in städtischen Einrichtungen für Wohnungslose mittlerweile aufgebraucht, sie werden zusammen mit Geflüchteten betreut.

Doch dabei bleibt‘s nicht. Das Thema Prävention scheint zumindest weiter in den Fokus zu rücken. Zudem suchen immer mehr Angehörige Rat in der Drobs. „Der Bedarf bei Eltern, Ehefrauen und -männern ist größer geworden“, erklärt Zimmermann dazu im Kinder- und Jugendhilfeausschuss. Und die Beiden gehen davon aus, dass gerade die Prävention in den kommenden Jahren noch weiter in den Fokus rücken wird. Das wird zumindest vor dem Hintergrund einer bevorstehenden Cannabis-Legalisierung zum 1. April deutlich, sollte der Bundesrat nicht kurz vor Toreschluss noch den Vermittlungsausschuss einschalten und das Projekt damit weiter verschieben. Am Klientenstamm der Drobs dürfte das jedoch kaum etwas ändern. Mittelfristig hoffen Christina Sonnen und Thomas Zimmermann jedoch auf eine personelle Aufstockung. „Die Probleme werden damit nicht wegfallen, aber vielleicht das Stigma darüber zu reden“, sagt Zimmermann mit Blick auf die Diskussion rund um eine Cannabis-Legalisierung. Das Präventionsprogramm der Drobs läuft unterdessen weiter. Im Fokus dabei: Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen. 23 Veranstaltungen waren es 2023 insgesamt, über 700 Schüler hat das Drobs-Team damit erreicht.

Alles rund um die Suchtwoche 2024

Ein wichtiger Bestandteil der Präventionsarbeit ist alle zwei Jahre zudem die Suchtwoche - so auch 2024. Vom 13. bis 16. Mai sind Fachvorträge geplant - für Mitarbeiter der Stadtverwaltung aber auch für Schüler. Das Motto: (Medien)-Sucht. Stundenlanges Scrollen durch Tiktoks, Instagram-Reels, Online-Glücksspiel oder aber Daddeln vor der heimischen Konsole können auf Dauer zum Problem werden.

Der Bedarf bei Eltern, Ehefrauen und -männern ist größer geworden.
Thomas Zimmermann

Und genau hier will die Drobs ansetzen. Dafür ist Lijana Kaggwa nach Menden eingeladen worden. Die frühere Teilnehmerin der Castingshow „Germany‘s Next Topmodel“ war im Frühjahr 2023 Diskussionsthema in sozialen Medien. In mehreren Youtube-Videos hatte sie Mobbing und Schikane in der Show von Heidi Klum angeprangert. Im Theater am Ziegelbrand wird Kaggwa unter anderem aus ihrem Buch „Du verdienst den Tod!: Wie Cybermobbing Menschen und die Gesellschaft zerstört und wie wir wieder mehr Respekt ins Netz bringen“ lesen.

Gleichwohl: Eine öffentliche Veranstaltung wie in den vergangenen Jahren wird es diesmal nicht geben. Das liegt vor allem an einem Kuriosum, das Thomas Zimmermann und Christina Sonnen im Ausschuss offenbaren: Der Vortragsredner Martin Frost musste kürzlich eine Haftstrafe antreten. Eigentlich sollte Frost, der seinerzeit eine der größten Darknet-Handelsplattformen gründete, rund um die dunkle Seite des Internets referieren. „Drogen kauft man nicht mehr beim Dealer um die Ecke“, erklärt Zimmermann dazu.