Menden. Der zweite Lockdown stellt auch die Mendener Drobs vor Herausforderungen. Hilfe für Süchtige wird in Corona-Zeiten immer wichtiger.
Die Anonyme Drogenberatung der Hönnestadt kämpft auch in Zeiten des Lockdowns darum, den Kontakt zu den Kunden nicht zu verlieren. Inzwischen zeigen sich aber erste Probleme im Zusammenhang mit den Beschränkungen. Unterstützung bekommt die Mendener Drobs nun auch von den Stadtwerken.
Mehr Tabak und Alkohol
Der Betrieb in der Mendener Drobs läuft auch trotz Lockdowns weiter. „Wir haben nicht geschlossen“, sagt Thomas Zimmermann. Er und Kristina Sonnen haben sich aufgeteilt: Homeoffice und Vor-Ort-Präsenz . Die Tage in der Drobs sind derzeit „vollgepackt“, wie Zimmermann sagt. Kein Wunder. Denn auch in Zeiten von Corona nehmen Suchtprobleme nicht ab.
Im Gegenteil – wie Studien der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) sowie der Bundesdrogenbeauftragten in Zusammenarbeit mit der Barmer-Krankenkasse zeigen. „Bei der ersten Befragung nach dem Lockdown im Juni und Juli 2020 seien es trotz Warnungen vor erhöhten Gesundheitsrisiken für Raucher durch das Virus weiterhin 27,3 Prozent gewesen. 31,5 Prozent der befragten Raucher hätten im Juni und Juli sogar angegeben, mehr oder sehr viel mehr geraucht zu haben als in den zwölf Monaten zuvor“, heißt es dazu vonseiten der Drogenbeauftragten. Gleichzeitig nehme auch die Mediensucht – gerade bei Kindern und Jugendlichen – stark zu.
Doch wie sieht es vor Ort aus? „Die Isolation ist ein Problem“ , sagt Thomas Zimmermann. Die Kunden der Drobs verlieren zusehends den sozialen Anschluss. Und das mache sich auch beim Suchtverhalten, vor allem bei Cannabis- und Amphetamin-Konsumenten, bemerkbar. Wer alleine Zuhause vor dem Fernseher sitzt, kiffe auch mehr. Besser sieht es hingegen bei den Substitutionspatienten aus. Das Methadon-Programm in der Praxis von Sven Naujoks läuft auch während des Lockdowns weiter. „Dort gibt es zum Glück keinen Engpass, sodass sie auf ,Altbewährtes’, also Heroin, zurückgreifen müssen“, erklärt Thomas Zimmermann. Der Schwarzmarkt kenne jedoch keinen Lockdown.
Kontakt zu einigen verloren
Dabei gibt es aber weitere Probleme, die der Drobs Sorgen bereiten. „Die Job-Chancen werden immer schlechter.“ In Zeiten der Krise sieht es vor allem für Menschen am Rande der Gesellschaft düsterer aus, sie verlieren Stück für Stück den sozialen Anschluss – und auch die Drobs habe zu einigen den Kontakt verloren. Das liege vor allem an geänderten Öffnungszeiten und eingeschränktem Programm vor Ort. Früher, sagt Thomas Zimmermann, „sind sie auch mal auf einen Kaffee oder eine Zigarette bei uns vorbeigekommen , das geht jetzt natürlich nicht mehr“.
Damit zumindest ein Teil des Angebots aufrechterhalten werden kann, helfen bald die Mendener Stadtwerke. Über die Mendencrowd wird eines der durch das diesjährige Spendenfeuerwerk geförderten Projekte der Drobs unterstützt. Die Idee: Essenspakete für die Kunden der Drogenberatung, die diese dann vor Ort abholen können. So könne zumindest das sonst sehr beliebte Frühstücksangebot in gewissem Umfang aufgefangen werden – und gleichzeitig hält die Drobs den Kontakt zu den Süchtigen.
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