Menden. . Eine Spende hat die Suchtwoche in diesem Jahr gerettet. Vor allem der Auftritt von Youtuber „$ick“ hat das Publikum überzeugt.

Lange hat die Anonyme Drogenberatung Menden für die Suchtwoche gekämpft. Am Ende war die Veranstaltungsreihe ein voller Erfolg. Thomas Zimmermann von der Drobs erzählt im Interview, was in Zukunft passieren soll, wie die Zusammenarbeit mit Mendens Substitutionsarzt Sven Naujoks klappt -- und wie es um die „Szene“ in der Hönnestadt bestellt ist.

Die Suchtwoche hatte ein breites Angebot. Von Fachvorträgen bis hin zum Youtube-Star. Wie fällt das Fazit aus?

Thomas Zimmermann: Das Fazit fällt durchweg positiv aus. Es war von Montag bis Freitag so, wie wir uns das vorgestellt haben. Der Fachvortrag war nicht ganz so gut besucht, wir hatten so 40 Teilnehmer; alle anderen Sachen waren wirklich sehr, sehr gut besucht. Am Tag der offenen Tür waren über 100 Leute hier und haben sich die Einrichtung angeschaut, auch die Einrichtung der Suchtberatung. Damit hätten wir nicht gerechnet, denn wir hatten wirklich schlechtes Wetter an dem Tag und wollten eigentlich draußen etwas machen, deswegen haben wir nur die Einrichtung geöffnet, aber trotzdem war es total voll und schön für uns. Der ganze Mittwoch mit „$ick“ von Youtube war auch ein voller Erfolg. Morgens die Präventionsarbeit mit den Jugendlichen, die haben auch viel mitgenommen. Wir haben gute Rückmeldungen von den Lehrern und

Kurz & Knapp

Cola oder doch lieber Bier?
Beides nicht so wirklich. Wenn dann Cola light und Bier nur am Wochenende.

Bücher oder doch eher Youtube?
Mittlerweile leider eher Youtube.

Sucht oder Abstinenz?
Dann die Abstinenz. Das ist der einfachere Weg. Bei der Sucht sehe ich, was mit den Menschen passiert. Das ist etwas, was ich auf jeden Fall vermeiden möchte für mein Leben. Wenn man sieht, was Alkohol mit Menschen anrichtet, verändert sich der Konsum komplett.

Schülern bekommen, die gesagt haben, dass es mal etwas ganz anderes war. Also auf eine ganz andere Art und Weise an das Thema heranzugehen. Das war auch das, was wir damit erreichen wollten. Der Mittwochabend war auch vollkommen ausverkauft, es waren 150 Zuschauer im TAZ, ein bunt gemischtes Publikum: junge Leute mit ihren Eltern zusammen, Wohngruppen von Jugendhilfeeinrichtungen bis hin zu Rentnerinnen und Rentnern, die das Buch gelesen haben oder selbst Fälle in der Familie hatten.

Es war also ein richtiger Höhepunkt. Gerade weil „$ick“ so schonungslos und lebensnah aufklärt.

Auf jeden Fall.

Schreckt das eher ab, oder ist es schon etwas, das Ansporn ist, nicht in diese Richtung zu gehen?

Ja, ich glaube, es ein bisschen was von beidem. Es ist sicherlich abschreckend, so dass man sagt: ,O Gott, damit will ich überhaupt nichts zu tun haben. Ich halte mich da raus.’ Wobei auch selbst Betroffene, die bereits mit Drogen in Kontakt gekommen sind, durch seine Erzählungen nochmal mehr drüber nachdenken, was sie da tun. Und die Folgen vielleicht noch nicht so sehen. Mama und Papa, Oma und Opa sagen: ,Lass das sein, das ist gefährlich du wirst krank.’ Es ist aber einfacher und anders zu verstehen, wenn „$ick“ das einem erzählt, einfach viel lebensnäher.

Die Finanzierung war ja auch ein Knackpunkt der Suchtwoche. Gibt es schon Ideen, wie es beim nächsten Mal funktionieren soll

Wir haben nächste Woche mit dem kompletten Vorbereitungsteam einen Reflexionstermin, wo wir genau darüber sprechen, wie die nächste Suchtwoche aussehen und finanziert werden soll. Deswegen kann ich dazu noch keine konkreten Ideen nennen. Ich denke aber, dass wir eine Suchtwoche – wir machen sie ja alle zwei Jahre im großen Stil –wieder planen wollen.Mit Hilfe der Stadtwerke und des Crowdfundings hat es ja doch geklappt. Vielleicht muss man sich noch ein, zwei andere Ideen überlegen, aber Crowdfunding ist sicher wieder eine Idee, zusätzlich zu den Eigenmitteln, die wir immer reinstecken.

Wenn es diese halbe zusätzliche Stelle für die Drobs geben sollte, die ja im Gespräch ist, wäre es dann möglich, eine Suchtwoche jedes Jahr durchzuführen? Lohnt sich das überhaupt

Wir machen ja im Grunde jedes Jahr etwas. Im zweiten Jahr dann immer eine kleinere Geschichte. Wir haben im vergangenen Jahr eine ganz kleine Suchtwoche gemacht, da hatten wir einen Fachvortrag für die Kollegen aus der Sozialen Arbeit oder Schule und Kindergarten – und einen Stand beim Mendener Frühling. Ich denke, dass so etwas im nächsten Jahr wieder möglich wäre, im Jahr darauf dann wieder etwas größeres. Und natürlich, wenn wir mehr Personal und Stunden haben, dann ist so etwas einfacher zu stemmen.

Seit einem halben Jahr ist Sven Naujoks als neuer Haus- und Substitutionsarzt in Menden. Wie läuft die Kooperation?

Das ist Thomas Zimmermann

Thomas Zimmermann ist seit 2013 für die Anonyme Drogenberatung Menden und die Stadtjugendpflege zuständig.

Er ist verheiratet.

Erste Erfahrungen in der Kinder- und Jugendarbeit hat Zimmermann zwischen 2009 und 2013 im Jugendtreff Bösperde gesammelt.

Zimmermann ist studierter Sozialpädagoge.

Super. Er war am Mittwochabend ja auch da (lacht). Er ist auch zu „$ick“ gekommen mit seinem ganzen Team. Sie haben sich den Abend mit uns zusammen angeschaut. Wir sind nicht im wöchentlichen, aber im ständigen Austausch – auch was unsere Leute angeht, dass wir immer das bestmögliche finden. Heute Abend haben wir Qualitätshilfe Substitution im Märkischen Kreis, die findet in Iserlohn statt. Alles in allem ist die Zusammenarbeit super. Wir sind froh, dass wir jemanden gefunden haben, der zum einen sich um die Leute kümmert und substituiert und zum anderen Jugendliche, die hausärztlich bislang nicht gut angebunden waren und mit Drogen in Kontakt gekommen sind, ein Plätzchen bei ihm gefunden haben.

Er ist also schon eine Erleichterung für die Mendener Szene?

Ja, auf jeden Fall.

Wie ist es denn im Allgemeinen um die Szene in Menden bestellt?

Die Szene ist da, das werden wir alle auch nicht verhindern zu können. Wir können nur viele gute Dinge für unsere Leute anbieten, um das einzugrenzen. Es gibt aber in jeder größeren Stadt eine Szene. Die findet nicht immer im öffentlichen Raum statt, es ist oft so, dass es sich in die Wohnungen der Leute verlagert. Momentan haben wir in der Beratungsstelle ganz viele junge Leute zwischen 13 und 15 Jahren, die mit Cannabis in Berührung gekommen sind und ganz schnell ein problematisches Verhalten an den Tag legen. Sie sind ganz schnell zum täglichen Konsum gekommen, darum müssen wir uns nun kümmern. Klar, zusätzlich sind wir auch noch in den Schulen unterwegs, aber momentan finden wirklich viele den Weg in die Beratungsstelle. Das kommt auch daher, dass sie uns kennen aus Schulseminaren und Co. Das baut die sonst üblichen die Schwellenängste ab.

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