Menden. Der Lendringser Platz steht als Drogen-Umschlagplatz mehr und mehr im Fokus. Welche Drogen „in“ sind – und was die Drobs-Berater dazu sagen.

Vom Lendringser Platz als Schauplatz für den Drogenhandel berichten nach der Polizei auch Klientinnen und Klienten der Mendener Drogenberatungsstelle (Drobs) am Westwall. „Seit einigen Wochen hören wir, dass dort häufiger als früher Autos mit Kennzeichen aus Hagen und Dortmund zu sehen sind und es seither auch verstärkt Übergaben gibt“, bestätigen Thomas Zimmermann und Kristina Sonnen von der städtischen Einrichtung für Drogenkranke. Gänzlich unbekannt sei der Lendringser Platz den Mendener Drogenberatern allerdings auch vorher nicht gewesen: „Es ist einer von mehreren Szene-Treffs, die wir in der Stadt haben“, erklärte Zimmermann.

Beschwerde eines langjährigen Anwohners bringt den Stein ins Rollen

Das hatte auch der langjährige Anwohner des Lendringser Platzes berichtet, der sich in der jüngsten Sitzung des Mendener Ausschusses für Planen und Bauen zu Wort meldete: Schon vor Jahren habe man einen schwunghaften Drogenhandel vor der eigenen Haustür beobachten müssen, und zwar insbesondere im und am öffentlichen WC. Deshalb wolle man im Zuge der anstehenden Umgestaltung des Platzes auf keinen Fall mehr eine solche Bedürfnisanlage als Anlaufstelle für Junkies haben. Denn ohnehin tauchten gerade wieder verstärkt Gruppen auf dem Platz auf, die offenkundig mit Drogen zu tun haben. Die Polizei bestätigte der WP dann auch Nachfrage, dass ihr das Problem bekannt sei und man mit verstärkten Streifenfahrten darauf reagiere.

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Heroin wird heute vorwiegend geraucht – Trend zu offenerem Konsum bei Cannabis

Die Drogenberater Tina Sonnen und Thomas Zimmermann haben die jüngsten Berichte aufmerksam verfolgt. „Wir können immerhin mit Bestimmtheit sagen, dass heutzutage niemand mehr Angst vor einem öffentlichen WC als Szene-Treff haben muss“, erklärt Zimmermann. Denn die Toiletten wurden früher genutzt, um sich unbemerkt einen Heroin-Schuss zu setzen. „Heute wird Heroin zum allergrößten Teil konsumiert, indem man es raucht. Dafür ist kein Einschließen in eine Toilette mehr notwendig.“ Beim Cannabis, das es bei Jugendlichen immer schon gegeben habe, sei zu beobachten, dass die jüngste Debatte um die Legalisierung den Trend verstärkt habe, sich mit einem Joint nicht mehr in den hintersten Winkel zu verkriechen. Das, sagt Tina Sonnen, könne auch positive Effekte haben – etwa den, dass Eltern de Konsum ihrer Kinder bemerken und darauf reagieren könnten.

Substitution durch Mendener Hausarzt Sven Naujoks „extrem hilfreich“

Menden: Zahl der Drogentoten bleibt niedrig

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung hat am Montag deutschlandweit Alarm geschlagen: Die Zahl der Drogenopfer sei 2022 gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen – auf fast 2000 Menschen, die deutschlandweit an den Folgen ihres Konsums starben.

In Menden fallen laut Drogenberater Thomas Zimmermann ein bis zwei Menschen im Jahr ihrer Suchtkrankheit zum Opfer. „Das ist schlimm genug“, sagt Zimmermann. Doch eine Steigerung beobachte die städtische Drogenberatungsstelle für Menden auch hier nicht.

Als „extrem hilfreich“ bezeichnen die Mendener Drogenberater unterdessen die Arbeit des Mendener Hausarztes Sven Naujoks, der Drogenkranken die Substitution anbiete. Hier erhalten Menschen, die an einer Abhängigkeit leiden, weniger gefährliche Ersatzpräparate für das Heroin oder andere Opiate. Diese Behandlung mit gesetzeskonformen Medikamenten wie Methadon soll dauerhaft eine Abstinenz herbeiführen oder zumindest die gesundheitlichen Schäden verringern helfen. Auch werden Substituierte von dem Zwang befreit, sich für die Droge viel Geld beschaffen zu müssen und damit auch Gefahr zu laufen, in der Kriminalität oder der Prostitution zu landen. „Dank Sven Naujoks haben wir aktuell eine gute ärztliche Versorgung in Menden“, berichtet Tina Sonnen. Für die Hönnestadt gebe die aktuelle Drobs-Statistik keinen Anstieg der Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten her.

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Konstante Fallzahlen in der Beratung – aber „Crack“ ist auf dem Vormarsch

171 Klientinnen und Klienten hat die Drobs in Menden 2022 betreut, was den Zahlen aus den Vorjahren entspreche. Verändert habe sich allerdings, was konsumiert wird. Zwar führe Cannabis hier immer noch mit Abstand vor Heroin. Doch sei Kokain auch auf dem Mendener Drogenmarkt mittlerweile so billig zu bekommen, dass auch das daraus gewonnene „Crack“ wieder auf dem Vormarsch sei. Auch damit habe die Drobs zuletzt zu tun gehabt. Und Crack sei extrem gefährlich – wegen der fast sofortigen Abhängigkeit und übler gesundheitlicher Folgen.