Menden. Die ersten Bilder sind im Kasten. Und es sind eine Menge. Was die Stadt mit den Daten der digitalen Straßenzustandserfassung vor hat.

Es ist ein ehrgeiziges Projekt im Rahmen der Mendener Smart-City-Beteiligung: die schrittweise Digitalisierung der Mendener Straßen. Doch dafür sind nicht etwa eigene Fahrzeuge mit Kameras im Einsatz. Die Bilder knipsen Müllfahrzeuge des Entsorgers Lobbe. Was die Stadt mit diesen Daten vorhat – und warum man gerade jetzt von den Bildern profitiert.

Neue Werkzeuge für die Stadt

Es ist ein erster Schritt bei der Erstellung einer digitalen Kopie Mendens: die Straßenzustandserfassung. Normalerweise sind dafür speziell ausgerüstete Fahrzeuge im Einsatz, die rundherum mit Kameras ausgestattet sind. Doch Menden geht einen anderen Weg. Mehrere Smartphones in Müllfahrzeugen des Entsorgers Lobbe übernehmen die Aufgabe in der Hönnestadt; quasi nebenher. Gut 92.000 Bilder sind nach den ersten Befahrungen inzwischen im Kasten. Stück für Stück sollen so insgesamt 330 Kilometer Straßennetz digitalisiert werden.

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Der Vorteil im Vergleich zu einer herkömmlichen Befahrung der Straßen: Die Daten bleiben über einen langen Zeitraum verlässlich, können in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden. Zudem spart das Vorgehen Kosten, wie mendigital-Geschäftsführer Robin Eisbach nun im Digitalausschuss erklärt. Die Mendener Digitalgesellschaft (mendigital) begleitet das Projekt. Durch die gleichzeitige Erfassung von Unebenheiten kann eine künstliche Intelligenz (KI) der Firma Vialyticsso den Straßenzustand punktgenau analysieren. Das spare Zeit und Geld durch datenbasierte Planung, effizientere Wartung und weniger Personalbedarf oder Begehungen vor Ort. Für Dirk Wiegand, Leiter der Abteilung Straßenbau bei der Stadt, ist die Digitalisierung der Straßen ein wahrer Segen. „Das wird ein Hauptwerkzeug bei uns sein“, ist er sich sicher. Denn Unebenheiten, Schlaglöcher, fehlende Straßenschilder oder Beschädigungen können mit wenigen Mausklicks gesichtet und Aufträge zur Ausbesserung erteilt werden. Auch Ordnungsamt und Feuerwehr sollen datenschutzkonform auf die Bilder zugreifen können, etwa um Einsätze zu planen oder mögliche Gefahrenstellen im Vorfeld auszumachen.

Vorreiter bei Zustandserfassung

Angesichts der Fülle an Bildern, die allesamt binnen weniger Tage entstanden sind und längst nicht alle Straßen im Stadtgebiet abbilden, spricht Wiegand von „einer unvorstellbaren Zahl“, die nun ausgewertet werden sollen. Doch im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden müssen keinesfalls Mitarbeiter alles sichten. Die KI erkennt alle wichtigen Merkmale und ordnet sie ein, sichtet gar Sicherheitsrisiken an neuralgischen Punkten und vermerkt sie. Kennzeichen werden automatisch unkenntlich gemacht. „Wir sind Vorreiter, dass wir diese Befahrungen mit Müllfahrzeugen machen können“, sagt Dirk Wiegand.

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Der Ansatz bietet spannende Erweiterungsmöglichkeiten, etwa indem defekte Infrastrukturen, die Straßen-Sauberkeit oder die Zählerstände von Wasseruhren im Vorbeifahren per Funk erfasst werden“, betont Robin Eisbach.

Im nächsten Schritt wird das gesamte Team den Umgang mit den Daten weiter erlernen und in die täglichen Abläufe einbauen. Langfristig sollen durch die Daten nicht nur Kosten gespart, sondern Personalressourcen auch besser eingesetzt werden.