Menden. Kleine Sensoren sollen künftig Luftqualität, Parkplätze oder Stromverbräuche messen. Was mit diesen Daten bald möglich sein soll.
In der Hönnestadt soll es alsbald ein neues Funk-Netzwerk geben. Das Zauberwort heißt hierbei: „LoRaWAN“ (Long Range Wide Area Network). Damit sollen Daten gesammelt und übertragen werden. Von der Luftqualität über freie Parkplätze bis hin zum Bestand heimischer Bienen reichen die Möglichkeiten. Welche Vorteile das für Menden haben könnte.
Erste Datenpakete
Das geplante Funk-Netzwerk soll in Menden dabei helfen, mehr Daten zu sammeln – und diese auch entsprechend miteinander zu verknüpfen. Marc Beermann, Teamleiter Netzbetrieb bei den Stadtwerken, hat das System hinter dem sperrigen Namen nun im Digitalausschuss vorgestellt. „Das wird uns in den nächsten Jahren begleiten“, so Ausschussvorsitzender Stefan Weige (FDP).
Das Ziel beim Aufbau des Netzwerkes, das mit vergleichsweise wenig Energie über große Distanzen Daten übertragen kann, ist es, „ganz Menden auszuleuchten“, so Beermann. Dabei wolle man sich so viel Flexibilität lassen, dass nicht ein einziger Hersteller ganz Menden ausrüstet, sondern das Ganze „hersteller- und plattformunabhängig“ gestaltet. Wichtig dabei sind sogenannte Gateway-Standorte. Also Punkte, an denen die Daten der Sensoren zwischengespeichert und schließlich zu einem zentralen Server weitergeleitet werden; sie sind etwa mit Funk-Antennen zu vergleichen. Der Großteil Mendens ist bereits ausgeleuchtet. „Am Kapellenberg und am Papenbusch haben wir schon eine sehr gute Funkverbindung“, berichtet Marc Beermann. Heißt: Am Stammsitz der Stadtwerke können bereits jetzt Datenpakete geschnürt und abgerufen werden. Noch fehlen aber zwei Ortsteile. Mit einem zusätzlichen Gateway im Gewerbegebiet Hämmersollen auch Halingen und Bösperde künftig erreichbar sein.
Die Einsatzgebiete
Was möglich ist, zeigt Beermann im Ausschuss gleich mit auf: Co2-MessungTemperaturenLuftqualitätParkplatz-Sensoren, geöffnete oder geschlossene Türen. E-Ladesäulen seien inzwischen schon mit entsprechenden Sensoren ausgestattet. Mit einem Programm zeigt Beermann auch gleich den Nutzen: Dort wird die aktuelle Leistung aufgeführt ebenso wie die Nutzung der Säule in den vergangenen 24 Stunden. An einer Mendener Schule werde zudem die Bodenfeuchtigkeit gemessen. Die Crux dabei sei allerdings, alle Daten entsprechend zusammenzuführen – und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Die Bodenfeuchtigkeit könne etwa Aufschluss darüber geben, ob Straßenbäume in diesem Bereich zeitnah gegossen werden müssen. „Es braucht nicht viel Vorstellungskraft, um zu merken, was damit möglich ist“, so Ausschussvorsitzender Stefan Weige. So hätte beispielsweise eine Dauerbeleuchtung im Neubau des Hönne-Gymnasiums während der Weihnachtsferien verhindert werden können.
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Doch das Funk-Netzwerk ist nur ein Teil. Und genau hier kommt das Thema Smart City zum Tragen. Teil der Smart-City-Strategie ist es, eine regionale Datenplattform aufzubauen. „Es braucht mehr als ein reines Netzwerk, sondern auch ein Tool zur Visualisierung“, erklärt Robin Eisbach, Geschäftsführer der Mendener Digitalgesellschaft (mendigital). Es sei „richtig spannend“, was möglich ist, wenn verschiedene Datenpakete miteinander verknüpft werden. „In Arnsberg wird dafür der Wald teilweise digitalisiert“, erklärt Robin Eisbach. In Soest gibt es gut 100 Sensoren, die das Mikroklima messen. Dem Immobilienservice Menden (ISM) könnten Daten Aufschluss darüber geben, wie das Energie-Management anzupassen ist.
In Deutschland einmalig
Das Ziel ist bereits jetzt klar: „Mehr Effizienz und Standardisierung. Wir können wertvollen kommunalen Daten so ein Gesicht geben“, sagt Eisbach. Doch Menden tüftelt keinesfalls alleine an der Datenplattform. Zusammen mit der Südwestfalen IT (SIT) soll die Datenplattform der fünf Pilotstädte – neben Menden gehören Arnsberg, Soest, Bad Berleburg und Olpe als Smart Cities dazu – in Zukunft in ganz Südwestfalen als Standard dienen und ausgerollt werden. „Das ist thematisch ein dickes Brett“, gibt der mendigital-Geschäftsführer zu. Doch noch gibt es nichts greif- oder sichtbares der regionalen Datenplattform.
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Grund zur Kritik für Stefan Weige (FDP): „Es geht um viel Geld. Ich vermisse einen klaren Projektplan. Wir haben für Menden noch nichts konkretes.“ Doch das will Markus Fleige (Grüne) so nicht ganz stehen lassen. „Eine Datenplattform ist ein großes Ding. Es gibt eine beschlossene Strategie mit Projekten. Wann die umgesetzt werden, ist irrelevant.“ Und auch Robin Eisbach versucht, zu relativieren: „Das ist etwas, bei dem wir Geduld brauchen.“ Es sei zudem einmalig in Deutschland, dass eine solche Plattform schlussendlich auf eine gesamte Region ausgerollt werden soll – und eben nicht jede Stadt in Südwestfalen sprichwörtlich ihr eigenes Süppchen kocht. „Das ist ein komplexes Konstrukt“, betont Robin Eisbach.