Menden. Dass es in den Unterkünften für Geflüchtete Nachholbedarf gibt, steht auch für die Verwaltung fest. Doch die Stadt steckt in einem Dilemma.
Die Grünen kritisieren im Integrationsrat den Zustand der Flüchtlingsunterkünfte in Menden. Vor allem am Steinhauser Kamp habe sich über Jahre nichts getan. Die Stadt verspricht Besserung – doch die Verwaltung steckt in einem Dilemma.
Grundsatzdebatte zu Unterkünften
Die Unterbringung Geflüchteter ist derzeit auf gleich mehreren Ebenen ein heiß diskutiertes Thema. Doch für die Grünen steht der diskutierte Modulbau an der Leibnizstraße nicht alleine im Mittelpunkt. Gerade die bestehenden Flüchtlingsunterkünfte in Lendringsen seien „in einem miserablen Zustand“, wie aus einer Anfrage an die Verwaltung hervorgehe. „Wir sind entsetzt“, heißt es dazu in einem Antrag von Annette Schrick und Ann-Christin Schulz.
+++ Hintergrund: Verwaltung ruder zurück – Modulbau vorerst vom Tisch +++
„Die Ehrenamtler haben die Schnauze voll“, betont Annette Schrick auch im Integrationsrat. Viel zu lange habe sich aus ihrer Sicht nichts getan – vor allem am Steinhauser Kamp. Bauliche Mängel seien inzwischen jahrelang nicht behoben worden. „Es sollte nicht sein, dass dort Schimmel durch die Küche wandert. Es muss dringend etwas passieren“, kritisiert Schrick. Am Bieberkamp sähe die Lage nicht sonderlich besser aus. „Der Bieberkamp ist ein Trauerspiel, der Steinhauser Kamp geht gar nicht.“ Das wiederum erwecke auch bei den Bewohnern vermutlich keine große Begeisterung. Den Zustand der Unterkunft einzig und allein auf die Bewohner zu schieben, ist für Schrick zu kurz gedacht. Für Marion Trippe (FDP) Grund genug die Unterbringung Geflüchteter grundsätzlich intensiver zu diskutieren.
Die Stadt verspricht im Integrationsrat zumindest Besserung. „Wir nehmen die Dinge schon ernst“, so Dennis Bröcking, Teamleiter Soziales und Integration. Die Zustände „sind so nicht tragbar“. Allerdings macht er auch auf die Problematik aus Sicht der Verwaltung deutlich. Eine ehemalige Schule lasse sich nun mal nicht in Gänze zu einer vernünftigen Unterkunft für Geflüchtete umbauen. „Mit Schönheitsreparaturen ist es nicht getan“, betont Bröcking. Reinigungsaktionen der Stadt am Steinhauser Kamp hätten ebensowenig eine langfristige Wirkung.
Schwieriger Spagat für die Stadt
Das Dilemma der Stadt: Für eine grundlegende Sanierung müsste der Steinhauser Kamp – wie auch die Unterkünfte an der Bischof-Henninghaus-Straße – zeitweise leer gezogen werden. Dafür fehlen aktuell allerdings Ausweichmöglichkeiten. Vor allem angesichts der Räumung der früheren Hauptschule am Bieberberg (WP berichtete). „Wir haben keine Alternativen“, betont in diesem Zuge auch die Erste Beigeordnete Henni Krabbe. Die Katze beißt sich hier sprichwörtlich in den Schwanz.
Langfristig wolle die Stadt einen einheitlichen Standard gewährleisten. Weitere Arbeiten an der Bischof-Henninghaus-Straße sollen nach Ausschreibungen und Vergaben spätestens 2024 den Auftakt bilden. „Der große Wurf steht noch aus“, weiß aber auch Dennis Bröcking. Ein Blick auf die Zuweisungen Geflüchteter der vergangenen Jahre macht den Handlungsbedarf deutlich: Hatte Menden 2020 gerade einmal 19 und 2021 insgesamt 16 Zuweisungen zu verzeichnen, waren es 2022 bereits 181. Die weitere Entwicklung sei laut Bröcking derzeit nicht abzusehen. „Eine Entspannung der Lage lässt sich daraus nicht ableiten.“ Denn parallel zu Geflüchteten aufgrund des Ukraine-Krieges müsse die Stadt in den verfügbaren Räumlichkeiten auch von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen unterbringen. Ein Spagat, der auch für die Sozialarbeiter nicht immer einfach sei.