Menden. Menden wurde im Herbst überrascht von der Zuweisung von 18 minderjährigen, unbegleiteten Geflüchteten. Eine Analyse.

Die Worte von Mendens Jugendamtsleiter Christian Goebels im Kinder- und Jugendhilfeausschuss am Donnerstag (9. März) waren alarmierend. Es gebe Probleme mit minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen aus dem Maghreb, also den nordafrikanischen Ländern. Von Kriminalität und Drogenhandel war da die Rede und davon, dass die Geflüchteten möglicherweise schon erwachsen seien. Hat Menden also ein massives Problem? Eine Einordnung.

Die Situation

Aktuell gibt es in Menden 18 minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge. Christian Goebels erklärte, es handele sich um Jugendliche im Alter von 15,5 bis 18 Jahren. Darunter befindet sich demnach lediglich ein Mädchen. Die jungen Geflüchteten wurden Menden im Oktober und November 2022 zugewiesen. „Innerhalb von nur 14 Tagen hieß das für uns: Von 0 auf 18“, so Goebels. Das sei eine große Herausforderung für die Stadtverwaltung.

Die Perspektive

Laut dem Jugendamtsleiter steht Menden bei der Zuweisung bei minus zwei. Bedeutet: Zwei weitere minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge könnten der Hönnestadt zugewiesen werden.

Die Unterbringung

Die minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlinge sind unterschiedlich untergebracht – einige in städtischen Einrichtungen, einige aber auch privat. Letzteres trifft etwa auf das einzige Mädchen zu.

Die Reaktion der Stadt

Die Stadt Menden hat zur Betreuung des zusätzlichen Flüchtlingskontingents eine weitere halbe Stelle eingerichtet. Deren Finanzierung erfolgt allerdings nicht aus dem städtischen Haushalt. „Die Kosten werden vom Land übernommen“, so Goebels.

Die Altersfrage

Wie alt die jungen Geflüchteten sind, ist unklar. Goebels berichtete über Vermutungen, wonach zumindest einige möglicherweise schon erwachsen seien. Das Problem: Die Geflüchteten hatten keine Ausweisdokumente dabei, als sie vor allem in Bochum ankamen. Dort wurde ihr Alter nach Gesprächen mit ihnen festgelegt. „Dieses Alter hat erstmal Gültigkeit“, erläuterte Goebels. Dass Geflüchtete sich möglicherweise „jünger machen“, ist bekannt. Hintergrund ist, dass sie dann besonderen Schutz genießen. Wie oft das tatsächlich der Fall ist, lässt sich nur erahnen. Die Vermutung von Mendens Jugendamtsleiter stützt sich auch auf die Tatsache, dass die jungen Geflüchteten vorher auch schon in anderen europäischen Ländern waren – etwa in Italien oder Spanien.

Die Kriminalität

Goebels berichtete im Jugendhilfeausschuss darüber, dass es massive Kriminalitätsprobleme gebe. Bei einem Treffen der Jugendamtsleiter aus NRW am Mittwoch in Bonn sei deutlich geworden, dass das verbreitet so sei. Insbesondere den Handel mit Drogen nannte Goebels als ein Problem. Eine Nachfrage der WESTFALENPOST in der Pressestelle der Stadt Menden ergab, dass dort nur ein einziger Fall aus Menden bekannt sei. Stadtsprecher Johannes Ehrlich machte mit Hinweis auf den Datenschutz keine genaueren Angaben.

Die Gesamtsituation

Bereits in der Sitzung des Kinder- und Jugendhilfeausschusses erklärte Jugendamtsleiter Goebels, dass die meisten jungen Flüchtlinge gut mit der Stadt kooperierten: „Die gehen auch regelmäßig zur Schule.“ Die Pressestelle der Stadt bestätigte das am Freitag. Die weit überwiegende Zahl sei sehr kooperativ, motiviert und arbeite intensiv daran, sich etwas für die Zukunft aufzubauen.