Menden. Das Sauerland soll zum Vorzeige-Energieproduzenten werden. Der Trend zum großflächigen Ausbau erneuerbarer Energien könnte an Menden vorbeigehen.
Geht es nach der Landesregierung, dann sollen Münsterland und Sauerland bald zu den großen Energieproduzenten Nordrhein-Westfalens werden. Alleine im Regierungsbezirk Arnsberg soll auf einer Fläche von 30.000 Hektar Windkraft gewonnen werden. Doch der Trend zum großflächigen Ausbau der erneuerbaren Energien könnte an Menden vorbeilaufen. Das sind die Knackpunkte.
Neue Möglichkeiten entlang von Bahntrassen
Durch den Ukraine-Krieg hat das Thema erneuerbare Energie und vor allem Energieautarkie eine gänzlich neue Bedeutung bekommen. Dessen ist man sich auch bei der Stadtverwaltung klar. Nicht zuletzt auf Landes- und Kreisebene soll der großflächige Ausbau angeschoben werden. Maßgebend für Kommunen sind dabei der Landes- und Regionalentwicklungsplan.
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Im Bauausschuss haben Ludger Köck aus der städtischen Umweltabteilung und Jörg Müller aus der Bauabteilung die Herausforderungen vorgestellt. So sind für Solaranlagen ab einer Fläche von zwei Hektar unter anderem umfangreiche und zeitaufwändige Änderungen im Flächennutzungsplansowie ein Bebauungsplan nötig gewesen. Dank zahlreicher Gesetzesänderungen können Kommunen nun jedoch deutlich einfacher über die Zulassung großflächiger Solaranlagen entscheiden. „Das ist auch für die Genehmigungsbehörden alles recht neu“, erklärt Jörg Müller. Waren Waldflächen früher gänzlich ausgeschlossen, können von Klimawandel und Borkenkäfer zerstörte Bereiche nun genutzt werden. Ausgenommen sind jedoch Überschwemmungsgebiete und Biotope, also Bereiche wie etwa am Wälkesberg. „Das dürfte für viele Flächen in Menden gelten“, so Müller. Heißt: Wo in der Hönnestadt nun Ausbaumöglichkeiten wären, macht der Naturschutz einen Strich durch die Rechnung.
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Ein Beispiel sind etwa Bahntrassen. In einem 200-Meter-Korridor könnten entlang von Bahnschienen theoretisch Wind- und Solaranlagen entstehen. Dafür käme nur die Verbindung zwischen Menden und Fröndenberg infrage. Allerdings durchkreuzt die Hönne diese Pläne, die parallel dazu verläuft. Denn: Die Anlagen müssen einen entsprechenden Abstand zu fließenden Gewässern einhalten.
Bis zu fünf Anlagen in Menden denkbar
Bislang zählt Menden lediglich eine Windkraft-Anlage, wie Ludger Köck erklärt. Und die 80 Meter hohe Anlage ist im Vergleich zu den heute gängigen Maschinen schon fast etwas in die Jahre gekommen. Industrielle Anlagen sind mittlerweile bis zu 240 Meter hoch, die Leistung entsprechend deutlich größer. Vier Anläufe habe es in den vergangenen Jahren gegeben, um Vorrangflächen für Windkraft auszuweisen. Alle Anläufe scheiterten – zuletzt am Wälkesberg. Künftig sollen eben solche Gebiete vom Landesentwicklungsplan (LEP) und vom Regionalentwicklungsplan (REP) abgedeckt werden. Erste Rechnungen hätten alleine für den Regierungsbezirk Arnsberg eine Fläche von 30.000 Hektar ergeben, die so für die Windkraft genutzt werden könnten. Die dazugehörige Potenzialanalyse führt für Menden eine bis fünf Windkraft-Anlagen an. „Wir wissen aber noch nicht genau, wo diese Flächen liegen werden in Menden“, betont Ludger Köck. Möglich wäre es demnach am südlichen Haunsberg, am Lahrberg, am Hexenteich oder in der Asbeck.
Angesichts der Tatsache, dass die Anlage in Oesbern „nicht mehr State of the Art“ ist, fragt Ingo Günnewicht (SPD) vor allem nach Ausbaumöglichkeiten. Vonseiten der Betreiber gebe es dazu zwar keine Pläne, doch prinzipiell sei eine Erneuerung möglich, so Ludger Köck. Der Vorteil zumindest bei dieser Größe: Alles, was weniger als zwei Hektar Fläche in Anspruch nimmt, bedarf keiner Einzelfallprüfung.