Menden. Die Förderung von sogenannten Balkonkraftwerken hat einen Boom ausgelöst. Mit dem kämpfen die Stadtwerke Menden nun.

Immer mehr Strom, erzeugt durch Solar- und PV-Anlagen von privaten Hauseigentümern: Das stellt die Stadtwerke Menden vor Herausforderungen. Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen, unterstützt den Klimaschutz und spart Energie, daher träumen viele Häuslebauer davon, vom Netzbetreiber autark zu werden.

Zahl der Installationen steigt

Die Bundesregierung hat im vergangenen Jahr das EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) angepasst, damit kurzfristig mehr Strom auf Basis von Solar- und Photovoltaikanlagen zur Verfügung stehen kann. Die Zahl der Installationen von Solar-/Photovoltaikanlagen steigt auch in Menden kontinuierlich an, und die Stadtwerke Menden müssen für die passende Infrastruktur sorgen. Netzkapazitäten müssen ausgebaut und dem Bedarf angepasst werden.

+++ Lesen Sie auch: Hohe Kante nervt Anwohner am Goldknapp +++

Was in der Bundespolitik beschlossen wurde, sollen die Versorger der Kommunen umsetzen. Durch die Stärkung der Bürgerenergie werden die Stadtwerke vor besondere Herausforderungen gestellt. PV-Kleinanlagen mit einer Leistung von bis zu 10 Kilowatt werden hauptsächlich von Hausbesitzern auf Dächern installiert. Die dadurch erzeugte Energie wird zum Eigenbedarf eingesetzt, die mehr erzeugte Energie fließt in einen lokalen Speicher oder in das öffentliche Stromnetz. In Neubaugebieten stellt das kein Problem dar, die Grundlagen werden schon bei der Erschließung geschaffen. Aber gerade die älteren Stadtteile verfügen zum Teil noch nicht über die notwendige Leistungskapazität. Matthias Lürbke, Geschäftsführer der Stadtwerke Menden, sowie Projektleiter Marc Beermann erklären, wie sich ihr Unternehmen den Veränderungen anpasst und welche Vorbereitungen getroffen werden, um den Energiefluss zu sichern. „Erst reden, dann loslegen“, das ist dem Geschäftsführer Matthias Lürbke sehr wichtig. Er betont, dass bisher durch die Stadtwerke noch keine einzige Ablehnung zur Installation einer PV-Anlage für Privatleute erfolgt ist.

Jedoch sollte jeder, der plant, eine PV- oder Solaranlage zu installieren, zuerst das Gespräch mit den Stadtwerken suchen. Das ist allen Verantwortlichen sehr wichtig. „Der erste Schritt sollte immer über uns erfolgen. Wir beraten kostenlos. Dazu gehört auch, dass wir unsere Kunden da abholen, wo sie stehen, wir berechnen ihren Bedarf und erklären, was es zu beachten gilt“, ergänzt Marc Beermann. Bei der Anmeldung werden die Bedingungen für eine Erzeugungsanlage erklärt, die ans öffentliche Netz angeschlossen werden soll. Technische Mindestanforderungen müssen erfüllt werden, dazu zählen unter anderem Dachneigungen, die Statik des Daches und ein Zählerschrank mit einem Zweirichtungszähler sowie die dementsprechende Hausanschlussleitung.

+++ Lesen Sie auch: Damensitzung in der Hubertushalle – Die besten Bilder +++

Das Team Dienstleistungen der Stadtwerke berät bei der Projektplanung und vermittelt auf Wunsch die entsprechenden Vertragspartner und Elektrobetriebe, die diese Installationen durchführen können.

Grundsätzlich raten Lürbke und Beermann jedoch davon ab, auf eigene Faust ein solches Vorhaben umzusetzen. Allein die benötigten Dokumente und Arbeiten sind umfangreich und können nur von Fachbetrieben übermittelt und ausgeführt werden. Zu ihnen gehören ein Datenblatt zum Anschluss der Anlage, technische Unterlagen des Herstellers wie unter anderem ein Datenblatt zum benötigten Wechselrichter und verschiedene Zertifikate. Auch ein noch so versierter Handwerker ohne Fachbetrieb könne diese Dokumente nicht liefern. Ein großer bürokratischer Aufwand geht der Installation voraus, bevor die Inbetriebnahme erfolgen kann. Deshalb unterstützen die Stadtwerke dabei, sich im Behördendschungel zurecht zu finden und vermitteln Kontakte zu Fachbetrieben.

Bürokratischer Aufwand

Die Investitionssummen und der bürokratische Aufwand bremsen die Anfragen indes nicht. Das zeigt die Zahl der Installationen auf Eigenheimen der letzten Jahre. Unabhängigkeit von schwankenden Strompreisen und die Wertsteigerung der Immobilie sind Gründe, die ebenso zum Bau einer PV-Anlage beitragen wie der Klimaschutz. „Wir sind auf die nächste Welle vorbereitet“, sagt Lürbke. Mehrere Millionen Euro werden allein in diesem Jahr investiert, um den Energiefluss in Menden in beide Richtungen zu gewährleisten. Diese Gelder fließen direkt in den Netzausbau.

Neben turnusmäßigen Erneuerungen der Trafostationen sind in seit 2018 schon 14 Umspannstationen entstanden, und es werden 2023 noch mehr. So sehen sich die Stadtwerke bestens vorbereitet: Sie wollen, wie sie sagen, daran mitwirken, dass in Menden möglichst viel grüner Strom erzeugt wird.

Mehr Infos: vor Ort bei den Stadtwerken; www.stadtwerke-menden.de.