Menden. Das Kunstfest Passagen 2022 in Menden steht unter dem Motto „Zeiten“. Wie die Eröffnung am Sonntag lief und was jetzt noch geboten wird.
Den Besuchern des Kunstfest Passagen in Menden fiel beim Rundgang durch die Ausstellungen sofort auf, dass das Thema „Zeit“ in allen Räumen vertreten ist. Die zahlreichen Präsentationen des Themas sind vom Organisationsteam perfekt umgesetzt worden, so wie auch der Festakt zur Eröffnung am Sonntag.
Jutta Törnig-Struck meinte bei der Eröffnung des Kunstfestes, dass die Zeit eine Erfindung des Menschen sei. „Zeit bestimmt den Takt unseren Lebens und ordnet uns die Welt. Zeit zerrinnt uns unaufhaltsam zwischen den Fingern“, so Jutta Törnig-Struck. Die Zeit spiegelte sich besonders in den beiden Sonderausstellungen der Fotodesigner Dirk Vogel aus Altena und der Mendener Fotokünstlerin Angela Seebohm wieder. „Zeitfenster“ gibt Einblicke in Lebens- und Arbeitszeiten sowie Endzeiten und Unzeiten.
Erinnerung konserviert Erlebnisse
Eine weitere Ausstellung zeigt, dass die Zeit nicht nur in Sekunden oder Minuten unterteilt ist, sondern auch das Leben. Jutta Törnig-Struck hat in den Räumen von Gut Rödinghausen entscheidende Lebensstationen dokumentiert: von der Geburt, den ersten Atemzug über die Schulzeit und Ausbildung bis zur Hochzeit. „Manche Erlebnisse sind einmalig, nicht wiederholbar und werden nur durch die Erinnerung konserviert“, so die Museumsleiterin. In ihren Ausführungen wies zu darauf hin, dass die Erinnerungen in Objektform im Gut Rödinghausen wieder lebendig werden. „Die Zeit ist der Grund, warum wir sammeln, um die Zeit festzuhalten“. Sie meinte, dass noch etwas anderes das fortwährende Ticken vollkommen außer Kraft setzen kann: die Kunst: „Kunst kann Zeit ausdehnen oder beschleunigen, zerfließen, stillstehen, sich wiederholen oder vergessen lassen. Sie ermöglicht Reisen in vergangene und kommende Zeiten“. Erlebnisse, Gedanken und Gefühle seien unwiederbringlich vergangen, wenn sie nicht erinnert oder im Kunstwerk und Erinnerungsobjekt konserviert werden.
Kunstfest Passagen 2022: das Programm
Das weitere Programm des Kunstfest Passagen auf Gut Rödinghausen:
30. August, 20 Uhr – Siddhartha, märchenhaftes Schattentheater (Kaminsaal);
31. August, 20 Uhr – Aggro Alan, Schauspiel über die Krise des „starken Geschlechts“ (Kaminsaal);
2. September, 20 Uhr – Das Cabinet des Dr. Caligari, Live-Vertonung des Stummfilmklassikers (Kaminsaal);
3. September, 20 Uhr – Der Sandmann von E.T.A. Hoffmann (Kaminsaal);
4. September, 18 Uhr – Konzertlesung Die Blechtrommel (ausverkauft, Kaminsaal);
6. September, 20 Uhr – Und am Abend geht´s ins Überbett, düstere Reise durch das deutsche Kabarett des letzten Jahrhunderts (Kaminsaal);
7. September, 20 Uhr – Auf der Suche nach …. Marcel Proust, literarisches Konzert (RWK-Lhoist);
9. September, 20 Uhr – Molly Träumereien, das letzte Kapitel aus dem „Ulysses“ von James Joyce (Kaminsaal)
Tickets (18 Euro im VVK): 02373/9038761 (Kulturbüro), 0231/9172290 (Proticket) oder www.proticket.de
Bürgermeister Roland Schröder hofft, dass sich viele Bürger die Zeit nehmen, um die Passagen zu genießen. Er dankte allen, die zur Umsetzung der Passagen beigetragen haben. Er ging in seiner Ansprache auch auf das aktuelle Thema der Winnetou-Diskussion ein. „Karl May war Produkt der Gründerzeit des Kaiserreichen, als er 1893 den ersten Band des Winnetou schrieb. Und sicherlich wird die indigene Bevölkerung Nordamerikas hier nicht angemessen beschrieben. Aber die Kunst ist ein Gradmesser der Freiheit, denn in der grundgesetzlich garantierten Freiheit hat Kunst eben keine zugewiesene gesellschaftliche Aufgabe“. Kunst dürfe eben alles und das nach dem Motto: alles geht, nichts muss. Er sagte, dass wir auf aber auch aufpassen müssten, dass wir aus falsch verstandener, politischer Korrektheit nicht beginnen, unsere eigene Kulturgeschichte auszulöschen. +++ Lesen Sie auch: Stadt Menden pachtet auch den Reiterhof an Gut Rödinghausen +++
Sonderausstellung mit Portraits
Jutta Törnig-Struck ging auf die Sonderausstellung von Dirk Vogel und Angela Seebohm ein, die den Beginn der diesjährigen Passagen darstellt. Die Künstler hatten den Wunsch, Mendener zu fotografieren. Aus Törnig-Strucks Sicht sind diese Gesichter Lebenslandschaften mit Reliefs aus Erlebnissen. „Das Leben was sie geführt haben, wird in ihren Gesichtern sichtbar“. Sie hob die 22 Fotoarbeiten von Angela Seebohm hervor, die mit Sondergenehmigung der RKW Kalkwerke Lhoist im ehemalige Stollen im Steinbruch Schwalbe 1 die Fotos aufgenommen hat, die jetzt in der ersten Etage zu bewundern sind. +++ Auch lesenswert: Lendringser zeichnen bewegte Geschichte Rödinghausens auf +++
An die offizielle Eröffnung schloss sich das „Picknick im Grünen“ im Park des Gutes an. Im Kaminsaal startete am Sonntagabend dann mit Ingo Balzer-Wolf, Tilman Wolf und Anne Bischoff vom Orchesterzentrum NRW der erste musikalische Höhepunkt.