Menden. Die Stadt Menden übernimmt per Erbpacht alle Flächen an Gut Rödinghausen. Graf Dücker-Plettenberg gibt die Grundstücke aber nur per Erbpacht ab.
Die Stadt Menden übernimmt neben dem Gut Rödinghausen auch das komplette restliche Gelände rund um das Gutsgebäude mit Stallungen und dem Reiterhof. Die Stadt wird über einen Erbpachtvertrag allerdings nur für einige Jahrzehnte zum Besitzer. Eine große Überflutungsfläche an der Hönne hatte die Stadt sogar gekauft (WP berichtete).
Stadt: Reiterhof und Tagespflege bleiben unangetastet
Erst der Bauernhof am Hämmer, jetzt ein Reiterhof... Bürgermeister Roland Schröder (parteilos) bremst bei diesem Gedanken. Die Stadtverwaltung hege freilich keine landwirtschaftlichen Ambitionen. Wie am Hämmer sei der Hof vielmehr ein sehr wichtiger Baustein bei der Stadtgestaltung. „Die bestehenden Mietverhältnisse für den Reiterhof und die Tagespflege bleiben unberührt“, betont Roland Schröder. Die Mieter sollten sich keine Sorgen machen.
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Die Stadtverwaltung sieht die Übernahme der Flächen am Gut als Basis für die weitere Entwicklung am Standort. Schon seit das Gutsgebäude zum Industriemuseum umgebaut wurde, liegen etliche Probleme auf der Hand. Es fehlen Parkplätze, die Anbindung an Lendringsen lässt zu wünschen übrig. Und weitere Ideen wie der Digital-Campus scheiterten unter anderem an dem fehlenden Zugriffsrecht auf die restlichen Flächen.
Neuer Zugang für das Gut Rödinghausen künftig über die Hönnetalstraße?
Aber was könnte dann kommen? Konkrete Pläne legt die Stadtverwaltung noch nicht vor. Aber es gibt etliche Ideen: Das Gut könnte über die Hönnetalstraße erschlossen werden, sich zum neuen Gemeindezentrum hin öffnen. Nutzungsmöglichkeiten, die über das Industriemuseum hinausgehen, seien denkbar. Bei allen Planungen werde man die bestehenden Nutzer mit einbinden, kündigt Schröder an. Man registriere, dass sich dort viel Positives entwickle. Das gelte auch für das Industriemuseum. Vom Digital-Campus ist dagegen keine Rede mehr.
Wie schon beim Gutsgebäude tritt die Stadt jetzt in einen Erbbaurechtsvertrag ein. Das heißt: Für die nächsten etwa 70 Jahre zahlt die Stadt einen Pachtzins. Wird der Vertrag nicht verlängert, geht das Grundstück zurück an die Grafen-Familie Dücker-Plettenberg. Das sei für die Stadt kein großes Risiko. Für die Investitionen und die darauf stehenden Gebäude müsste dann ein Ausgleich geleistet werden, erklärt Christian Unkhoff, der die Grundstücke im Auftrag des Grafen verwaltet.
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Graf Dücker-Plettenberg zeigt sich „hocherfreut“ über Engagement der Stadt
Im Auftrag des Grafen erklärt Unkhoff, dass sich der Graf über die Erweiterung des Erbbaurechtsvertrags „hocherfreut“ zeige. „Damit ist für Graf Dücker-Plettenberg sichergestellt, dass mit der Stadt Menden als einem verlässlichen Vertragspartner nicht nur das Herrenhaus, sondern die gesamte Gutsanlage Haus Rödinghausen als Familienstammsitz dauerhaft für die nächsten Generationen erhalten bleibt.“
Die Verwaltung durch die Stadt Menden bringe den Vorteil mit, dass alle Mieter künftig einen gemeinsamen Ansprechpartner haben. Verkaufen habe man der Stadt die Anlage aber nicht wollen. Die Veräußerung sei unüblich „und nur in Ausnahmefällen durchzuführen“. Gleichwohl erkenne der Graf aber sehr an, dass die Stadt das Herrenhaus „zu einem Schmuckstück umfangreich saniert hat“.
Keine teuren Sanierungsverpflichtungen im Vertrag
Was kostet die Stadt das neue Engagement auf Gut Rödinghausen? Zu den Vertragskonditionen haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Der Pachtzins soll dem Vernehmen nach aber auf einem niedrigen Niveau liegen. Entscheidender: Die Stadt soll anders als beim Herrenhaus keine teuren Sanierungsverpflichtungen eingegangen sein.