Menden. Der Modekonzern Sinn will Millionen in sein Haus in Menden investieren. Während der Bauphase könnte Leben in ein ganz anderes Gebäude kommen.

Das Modehaus Sinn will seinen Standort in Menden ausbauen und massiv modernisieren. Das Unternehmen kündigt gegenüber der Westfalenpost eine Millioneninvestition in das Gebäude an der Hauptstraße an. Außer der historischen Fassade und den Zwischendecken soll kaum etwas erhalten bleiben. In der Bauphase will der Mode-Konzern eine Ersatz-Filiale anmieten.

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„Wir hängen wirklich an diesem Standort“, sagt der neue Filalleiter Uwe Ketelsen. „Menden soll eine Perle des Sinn-Konzerns werden.“ Der 58-Jährige soll künftig ausschließlich für Menden zuständig sein, nachdem sein Vorgänger Michael Emming tageweise das Hagener und das Mendener Haus gemeinsam geführt hatte.

Umbau von Sinn an der Hauptstraße soll im Sommer starten

Das Gebäude von Sinn in Menden hat eine historische Fassade. Dahinter soll fast alles erneuert werden.
Das Gebäude von Sinn in Menden hat eine historische Fassade. Dahinter soll fast alles erneuert werden. © Westfalenpost | Arne Poll

Der Umbau soll bereits in diesem Sommer starten, auch wenn noch nicht alle Verträge unterschrieben seien. Sinn kündigt an, gemeinsam mit dem Vermieter einen „mittleren einstelligen Millionenbetrag“ in das Gebäude investieren zu wollen. Die Filiale soll ein komplett neues Innenleben samt Klimatisierung erhalten, heller und offener werden. So sollen beispielsweise die Fenster in den Obergeschossen von der Verkaufsfläche erreichbar sein und einen Ausblick über die Fußgängerzone bieten. Sinn will auch die Verkaufsfläche vergrößern. Wie groß genau, steht noch nicht fest. Aktuell gibt es in dem Gebäude etwa 1400 Quadratmeter reine Verkaufsfläche. Insgesamt nutzt Sinn bislang etwa 2300 Quadratmeter. Uwe Ketelsen: „Die Außenmauern werden stehenbleiben, aber viel mehr nicht.“

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Aktuell geht Sinn davon aus, dass der Umbau etwa acht Monate Zeit in Anspruch nehmen wird. Währenddessen werde der Betrieb in Menden keinesfalls eingestellt, betonen Emming und Ketelsen. „Wir prüfen verschiedene Möglichkeiten“, sagt Michael Emming. Aktuell seien drei Standorte in der engeren Auswahl. Der Sinn-Umbau könnte gleichzeitig den größten Leerstand in der Innenstadt vorübergehend beleben: Denn Favorit soll der vorübergehende Umzug in die leerstehende Dieler-Immobilie sein.

Dieler-Haus am Nordwall soll Option für die Übergangszeit sein

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Details seien noch vor der technischen Prüfung abhängig, sagt Ketelsen. Das Dieler-Haus beispielsweise steht seit mittlerweile sechs Jahren leer. Heizung, Elektrik und Wasserversorgung müssen aber funktionieren, damit ein Modehaus einziehen kann. Die Wiederinbetriebnahme des eigentlich für den Abriss vorgesehenen Hauses ist auch mit Genehmigungen verbunden. Eine weitere mögliche Option sei neben der Anmietung einer großen Fläche auch die vorübergehende Aufteilung von Sinn in ein Damen- und ein Herrenmode-Haus an zwei Standorten.

Haus mit wechselhafter Geschichte in Menden

Das Gebäude wurde 1914 als erstes Mendener Textilkaufhaus mit dem Namen Reifenberg gebaut. Der Jude Hermann Bauer leitete das Geschäft, starb 1936. Seine Frau floh vor den Nazis nach England. Die Firma Sinn, die das Haus übernahm, zahlte ihr nach dem Krieg eine Entschädigung für die Zwangsenteignung. Der Anbau im hinteren Teil entstand 1955.

Im Jahr 2007 krempelte Sinn-Leffers das Konzept um, modernisierte den Verkaufsraum und installierte sogenannte Markenshops. Ein Jahr später meldete die Kette erstmals Insolvenz an. Das Mendener Haus gehörte zu 23 von 47 Filialen, die erhalten blieben. Damals spielte unter anderem eine Rolle, dass Sinn-Leffers keine zusätzlichen Kosten für Miete hatte.

Nach dem Rückzug zahlreicher Filialisten und dem gescheiterten Bau des Nordwallcenters bricht Sinn die Serie von Negativ-Meldungen für die Innenstadt: „Ich sehe eine Aufbruchsstimmung für Menden“, sagt Michael Emming, der Menden weiter verbunden bleiben will. „Hier sind Leute, die jetzt Probleme anpacken“, sagt er mit Blick auf das neue Stadtmarketing und die Werbegemeinschaft. Auch im Sinn-Konzern selbst habe sich nach der Insolvenz sehr viel positiv entwickelt. Menden habe Kunden gewonnen, schon jetzt in die Filiale investiert. Uwe Ketelsen schwärmt geradezu von der neuen App für die Kunden.

Sinn-Filialleiter: „Wir hängen wirklich an diesem Standort“

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Sinn wolle mit der Investition auch endgültig allen Schließungsgerüchten entgegnen. Die neue Filiale in Unna, die im Herbst eröffnen soll, sei keine Konkurrenz. Man sehe das Mendener Haus im starken Verbund mit Lüdenscheid, Hagen und Unna. „Bei uns herrscht Aufbruchsstimmung. Wir stehen zu unseren Wurzeln. Und Menden gehört zu unseren Wurzeln“, sagt Uwe Ketelsen, der seit 41 Jahren für Sinn arbeitet und bereits an 19 Standorten in Deutschland tätig war. „Wir hängen wirklich an diesem Standort.“ Für ihn habe Menden viel mehr Flair als alle glauben. „Das ist der beste Schutz gegen online.“

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