Menden. . Sinn denkt über einen Abschied aus Menden nach. Chef Friedrich-Wilhelm Göbel vermisst wegen des Stillstands am Nordwall eine Perspektive.

Der gescheiterte Neuanlauf für den Bau des Nordwallcenters könnte zu weiteren Konsequenzen für den Einzelhandel in der Mendener Innenstadt führen: „Wir müssen unsere Entscheidung, in Menden zu bleiben, ernsthaft überdenken“, sagt der Sinn-Generalbevollmächtigte Friedrich-Wilhelm Göbel im WP-Gespräch. Er macht keinen Hehl daraus, dass er keine weitere Hängepartie mehr akzeptieren werde.

Göbel betont, dass dies eine erste Reaktion ohne Rücksprache mit Investor ITG oder Stadtverwaltung sei. Er sei bislang weder von ITG noch von der Stadt über die aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden gehalten worden. Göbel kündigt eigene Gespräche mit den Beteiligten an. Sinn wurde selbst als Ankermieter im vorderen Teil des Nordwallcenters gehandelt.

Kein Umzug in das Dieler-Haus

„Ich gehe davon aus, dass die Gesamtattraktivität der Stadt leiden wird, zumindest nicht den Schub bekommt“, sagt Göbel. Würde Sinn eine Kleinlösung mit Discounter und Parkhaus auf der hinteren Fläche reichen, um vielleicht alleine auf die Fläche des heutigen Dieler-Gebäudes zu gehen? Für ihn habe Sinn nur eine Zukunft in Menden, wenn auch „andere Publikumsmagneten“ in die Stadt kommen, sagt Göbel. Einen Umzug in das bestehende und leerstehende ehemalige Dieler-Gebäude schließe er aus, selbst wenn dieses renoviert würde: „Das ist nicht Einzelhandel 2020. Wir würden uns verschlechtern.“

Sinn hatte keinen Hehl daraus gemacht, das von seinem Zuschnitt und Zustand eher veraltete Gebäude am heutigen Standort an der Hauptstraße mittelfristig verlassen zu wollen, im Idealfall ins fertige Nordwallcenter.

Die Situation am Nordwall ist aktuell kompliziert: Die Stadt ist seit einigen Wochen wieder Eigentümer der Parkhausfläche. Für eine weitere Vermarktung des hinteren Teils fehlen aber die hineinragenden Grundstücke mit den beiden Wohnhäusern an der Gartenstraße. Center-Investor ITG will die Grundstücke nur zusammen mit dem Dieler-Gebäude an die Stadt verkaufen und erwartet jetzt einen Kaufpreis. Darauf will sich die Politik aber nicht einlassen. Montagabend wurde die Zielrichtung ausgegeben, doch erst einmal einen provisorischen Parkplatz auf dem Parkhausgelände zu entwickeln. Das soll mehrere Monate dauern und möglicherweise sogar eine sechsstellige Summe kosten.

Wie es danach weitergeht, ist völlig offen. Die Stadt könnte die Parkhausfläche um die Gartenstraßen-Gebäude herum entwickeln. Vorne drohen weitere Jahre Stillstand: Die ITG dürfte für das Dieler-Gebäude separat nur einen Käufer finden, wenn dieser das Haus renoviert. Für einen Neubau oder Umbau fehlen die vorgeschriebenen Parkflächen auf dem Grundstück. Eine langwierige Planung muss ohnehin für alle Varianten her.

Göbel: Das ist kein Pokern

Göbel, der als geradliniger Unternehmensmanager gilt, betont, dass er mit seiner Aussage zum Verbleib von Sinn in Menden nicht pokern wolle. Er dürfe für sein Unternehmen keine unabsehbaren Risiken eingehen und Verluste riskieren. „Wir glauben an unserer Konzept, aber wir können nicht alleine die Mendener Innenstadt tragen.“ Göbel sieht eine wachsende Konkurrenz durch Städte wie Iserlohn mit besser funktionierenden Einkaufsbereichen. Sinn ist aktuell nur Mieter in dem Gebäude an der Hauptstraße. Es soll nur einen Mietvertrag von kurzer Dauer geben.