Menden. Mendens Bürgermeister Martin Wächter erläutert die Motive für seine Entscheidung, sich in einem Jahr nicht erneut zur Wahl zu stellen.

Es war im Herbst letzten Jahres, als auf Martin Wächter erstmals die Frage zukam, ob er für eine zweite Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Menden kandidieren wolle. Jetzt, ein Jahr später, hat er Nein gesagt. „Man braucht Zeit für so etwas“, sagt er. Und: Es sei ihm dabei in erster Linie weder um Freiräume gegangen noch um politische Taktierei. „Sondern um die Erkenntnis: Wenn man etwas so lange macht, muss man sich fragen, ob andere es nicht vielleicht besser können.“

Deutlich wird im Gespräch in der Agentur Medienstatt: Für Martin Wächter zählen nicht nur die bislang vier Jahre als hauptamtlicher Bürgermeister. „1990 bin ich in die Kommunalpolitik gekommen, und wenn 2020 Schluss ist, dann sind das volle 30 Jahre in der Politik, als Ratsmitglied, als CDU-Fraktionsvorsitzender, als stellvertretender Bürgermeister und am Ende als Bürgermeister. Das ist genug“, findet er.

Freude an Arbeit im Rathaus

Die Arbeit im Rathaus, mit seiner Verwaltung mache ihm bis heute Freude, sagt er. Seinen Kritikern, die ihm vor allem das Scheitern der Großprojekte Nordwallcenter und Bürgerhaus ankreiden, hält er entgegen: „Wir haben mit Hämmer-Süd das größte Gewerbegebiet weit und breit freigeschaufelt, darum beneiden uns viele meiner Amtskollegen schon heute. Wir haben die Jugendzentren ausgestattet, wir erhalten Millionen aus den Förderprogrammen für die Smart City, das Huckenohl-Stadion, das Leitmecke-Freibad, wir haben zeitgemäße Dienstpläne für die Feuerwehr geschrieben, die Innenstadt aufgemöbelt, Schulen gebaut und ausgestattet, Sportplätze modernisiert, den Hochwasserschutz vorangetrieben mit der Renaturierung verbunden – und das alles gemeinsam mit dem Stadtrat geschafft.“

Alltag der Leute „nicht vergessen“

Für ihn als Bürgermeister seien neben den großen und weniger großen politischen Fragen die Alltagssorgen der Mendener wichtig, und die stellten ihm oft ganz andere Fragen: „Da sind ältere Menschen, die wissen wollen, ob sie noch zu einem Arzt oder Bank oder Haltestelle in erreichbarer Nähe kommen. Da ist die alleinerziehende junge Mutter, die nicht weiß, wie sie an die Fahrtkosten-Erstattung für den Schulbus kommt – auch das sind Bürgermeisterthemen, und dafür steht meine Tür immer offen.“ Dieser Alltag dürfe nie vergessen werden, mahnt Wächter.

Gelernter Kaufmann an der Spitze der Stadt

Martin Wächter, geboren 1960 in Menden, ist Industriekaufmann und Diplom-Betriebswirt. Bei der Ewald Rostek Oberflächentechnik war er bis 1993 beschäftigt, zuletzt als kaufmännischer Leiter.

Wächter war seit 1999 ehrenamtlich stellvertretender Bürgermeister, von 1999 bis 2009 CDU-Fraktionsgeschäftsführer und bis 2015 Fraktionschef. Dann wurde er zum Bürgermeister gewählt.

Und weil es doch erkennbar an ihm nagt, legt er noch ein Wort zum Nordwall nach: „Das war in der öffentlichen Wahrnehmung immer ein Projekt der Stadt. Das ist falsch.“ Hier sei ein Projekt in der Marktwirtschaft gescheitert, was im Übrigen nicht selten vorkomme. „Wenn ein Saturn wegen der Online-Kundschaft plötzlich nur noch die halbe Fläche mieten will, dann liegt das nicht an der Stadt.“

Arlts Kandidatur begrüßt

Das verbleibende Jahr als Bürgermeister wolle er nun keineswegs mit angezogener Handbremse fahren. „Aber es ist eben üblich, und das ist auch an meinem Amtskollegen Hollstein aus Altena abzulesen, dass man ein Jahr vor der Kommunalwahl erklärt, was man will. Das habe ich jetzt getan.“ Wie berichtet, hatte am Montag auch Andreas Hollstein seinen Verzicht auf eine neuerliche Kandidatur erklärt.

Wächter machte aus seiner Unterstützung für den möglichen Nachfolger im Amt kein Hehl: „Es freut mich außerordentlich, dass Sebastian Arlt, mit dem ich befreundet bin, daraufhin als Unabhängiger Ja gesagt hat zur Kandidatur.“

Freiberufliche Tätigkeit denkbar

Locken ihn denn nicht auch auch die Freiräume eines Pensionärs? „Also wer mich kennt, der weiß, dass ich mich nicht in den Ohrensessel setzen werde“, sagt Martin Wächter. Eine freiberufliche Tätigkeit könne er sich mit dann 60 Lenzen durchaus vorstellen. „Aber da ist noch gar nichts fix. Vorläufig freue ich mich darauf, bei einer Einladung zusagen zu können, ohne auf den Kalender zu gucken. Das ganz sicher.“