Menden. Iserlohner Filmemacher liefern spektakuläre Bilder aus dem Nazi-Stollen Schwalbe 1 in Menden. Der Eigentümer zeigt sich entsetzt und warnt.

Ein Iserlohner Filmteam hat sich Zutritt zum ehemaligen Schwalbe-Stollen in Oberrödinghausen verschafft. Ausschnitte der insgesamt dreistündigen Aufnahmen wecken bereits das Interesse zahlreicher Abenteuer-Freunde. Offensichtlich gibt es regen Besucherverkehr in dem einsturzgefährdeten Höhlensystem aus der Nazi-Zeit. Der Eigentümer droht illegalen Eindringlingen mit Konsequenzen und warnt vor der Lebensgefahr.

Der Teaser zum Video der Iserlohner Filmemacher.
Der Teaser zum Video der Iserlohner Filmemacher. © Royalcinema.de | Max Scheller

„Ich mache damit Werbung für mich“, sagt der Iserlohner Max Scheller, der die „Werbeagentur 365“ betreibt und Foto- und Videoproduktionen für verschiedene Abnehmer anbietet. Er verspricht noch spektakulärere 360-Grad-Bilder, die die Höhle interaktiv darstellen sollen. Er habe sich selbst durch Youtube-Videos inspirieren lassen. Der geheimnisumwobene Nazi-Bau ist Gegenstand zahlreicher Internetvideos und Forenbeiträge von Amateur-Schatzsuchern und Untergrundfreunden.

Autoren stellen sich im Video persönlich vor

Max Scheller (links) mit seinem Kollegen Markus vor den Stollen.
Max Scheller (links) mit seinem Kollegen Markus vor den Stollen. © Royalcinema.de | Max Scheller

Der Trailer, in dem sich die Autoren Max und Markus auch persönlich vorstellen, zeigt, wie die beiden Filmemacher unter einem Stahlverschlag hindurchklettern, sich durch enge Felsspalten zwängen und riesige Kathedralen im Fels mit der Kamera erobern. Es sind zahlreiche Reliquien aus der Zeit zu sehen, darunter Lüftungssysteme, alte Loren und Seilzüge – alles begleitet von mysteriös-geisterhafter Musik.

„Eigentlich wollte ich das erst nicht veröffentlichen“, sagt Max Scheller. „Ich weiß ja gar nicht, was das alles ist.“ Jetzt sehe er sich aber herausgefordert und wolle auch weitere Ausschnitte des insgesamt drei Stunden umfassenden Video-Materials zeigen. „Das ist nur der Teaser zum Video“, verspricht Scheller.

unterirdische Stollen des Nazi-Projekts Schwalbe1

weitere Videos

    Eigentümer Lhoist warnt seit Jahren vor dem Betreten der Anlage und weist verschärft auf die drohende Lebensgefahr hin: „Das Betreten des Stollens ist wegen möglichem herabstürzendem Gestein lebensgefährlich und daher strengstens verboten“, sagt Lhoist-Sprecher Christian Zöller. „Der Stollen ist zudem verschlossen. Bei unbefugtem Eindringen behalten wir uns rechtliche Schritte vor.“

    Brocken von der Decke gekracht

    Schwalbe 1

    weitere Videos

      Diese Lebensgefahr sei ihm ja durchaus bewusst, sagt der Filmemacher: „Die Brocken, die überall auf dem Boden zu sehen sind, sind alle aus der Decke runtergekracht“, sagt Scheller. „Ich bin in diesen Bereichen nicht länger geblieben als es unbedingt sein musste.“

      Empfohlener externer Inhalt
      An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
      Externer Inhalt
      Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

      Scheller zeigt sich von den Androhungen rechtlicher Schritt unbeeindruckt: „Mir wollen einige Leute weismachen, dass es verboten ist, dort hineinzugehen. Ich frage nicht. Ich mache das einfach.“ Das Gelände sei so schlecht gesichert. Es gebe kaum Schilder, die das Betreten verbieten. Im Gegenteil: Es gebe so regen Verkehr, dass sich die Schatzsucher untereinander in die Quere kommen: „Wir haben einen Vater mit seinem Sohn getroffen.“

      Kritik: Abenteuer-Spielplatz

      Der Mendener Heimatpfleger Antonius Fricke beklagte jüngst in der WP, dass sich die Stollen zum „Abenteuerspielplatz für Interessenten aus aller Welt entwickelt“ haben. Dies sei der Bedeutung und dem Anliegen der geschichtlichen Spurensicherung und dem Andenken an die Leiden der Zwangsarbeiter und Toten nicht angemessen. Fricke plädiert dafür, einsturzsichere Bereiche der Stollen möglichst schnell gezielt für Führungen zu öffnen.

      Auch die Polizei im Märkischen Kreis warnt ausdrücklich vor Abenteuer-Ausflügen in das Tunnel-System: „Man gefährdet sich ja nicht nur selbst, sondern auch andere. Wenn jemand in Gefahr gerät, müssen ja auch die Retter ein Risiko eingehen“, sagt Sprecher Christoph Hüls. Jeder, der das Gelände ohne Genehmigung betrete, begehe mindestens Hausfriedensbruch.

      Historiker Antonius Fricke zeigt Relikte

      picturegallery-608854_2204356.jpg
      Antonius Fricke
      Antonius Fricke
      Antonius Fricke
      Antonius Fricke
      picturegallery-608854_2204359.jpg
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      picturegallery-608854_2204361.jpg
      Antonius FrickeAntonius Fricke Menden Eisenkies/Schwalbe 1 © Jürgen Overkott, 18. Juli 2017
      Antonius FrickeAntonius Fricke Menden Eisenkies/Schwalbe 1 © Jürgen Overkott, 18. Juli 2017
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      picturegallery-608854_2204365.jpg
      Regionalhistoriker Antonius Fricke MendenRegionalhistoriker Antonius Fricke auf dem Parkplatz am Hexenteich. Er zeigt, wie die Wasserleitung für das monströse Nazi-Projekt „Eisenkies/Schwalbe 1“ durch Menden verlief. © Jürgen Overkott, 18. Juli 2017
      Regionalhistoriker Antonius Fricke MendenRegionalhistoriker Antonius Fricke auf dem Parkplatz am Hexenteich. Er zeigt, wie die Wasserleitung für das monströse Nazi-Projekt „Eisenkies/Schwalbe 1“ durch Menden verlief. © Jürgen Overkott, 18. Juli 2017
      picturegallery-608854_2204367.jpg
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke auf dem Parkplatz am Hexenteich.
      Regionalhistoriker Antonius Fricke auf dem Parkplatz am Hexenteich.
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      picturegallery-608854_2204373.jpg
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      Regionalhistoriker Antonius Fricke
      picturegallery-608854_2204376.jpg
      1/21