Lendringsen. . Der Heimat-Historiker ist sich sicher, in der Ohlstraße Spuren des NS-Projekts zu finden. Danach soll der Bereich umgebaut werden.
Heimat-Historiker Antonius Fricke will Spuren des Nazi-Projekts „Eisenkies/Schwalbe 1“ in der Ohlstraße sichern, bevor sie in der Nähe des Hüingser Rings umgebaut wird.
Das NS-Regime wollte gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die Treibstoffversorgung auf Kohlebasis sichern. Eines dieser Projekte war „Eisenkies/Schwalbe 1“ im Hönnetal zwischen Lendringsen und Hemer. Im Hönnetal sollte ein Hydrierwerk bombensicher in Kalkfelsen eingebaut werden. Die Häftlinge aus dem Lager im Biebertal, aber auch etwa 8000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus weiteren Lagern in der Region mussten Fricke zufolge unter schlimmsten Bedingungen schuften. Zuständig war die NS-Organisation Todt.
Was Fricke bedrückt: Der Leiter der Organisation ist seiner Kenntnis nach nie verurteilt worden, obwohl er „für den Tod vieler Tausender Menschen zumindest mitverantwortlich ist“.
Fricke betont in einem Schreiben an Stadt-Planer Eugen Oelert, er halte die Anlage der neuen Straße für „äußerst begrüßenswert“. Dennoch hält er es für wichtig, Erinnerungen an Überreste eines menschenverachtenden NS-Betriebs für die Nachwelt festzuhalten.
„Nach allem, was zum Teil mündlich überliefert worden ist, wurde im Kriegswinter 1944/45 vom Bahnhof Lendringsen ausgehend ein eigener Gleisanschluss für das Projekt ,Eisenkies/Schwalbe 1’ zum Teil ausgebaut.“ Teer, Koks und Kohle mussten per Bahn nach Lendringsen transportiert werden. Dazu waren Nachkriegsberichten zufolge Abstellgleise und Anschlüsse erforderlich. Allein in der Montagezeit sollten laut Fricke rund 100 000 Tonnen Baustoff sowie 50 000 Tonnen Maschinen und Apparate angefahren werden. Im laufenden Betrieb war der NS-Güterbahnhof für den Ein- und Ausgang von etwa 150 Waggons ausgelegt.
Fricke verweist darauf, dass ihm eine dokumentierte und veröffentlichte Darstellung der Bauarbeiten „nicht bekannt“ sei. Genau deshalb will der Lendringser Bodendenkmalpfleger die Trassenführung dokumentieren. Letztendlich sei die Begehung im Gelände „sehr aufschlussreich“. Die neuen Erkenntnisse sollen dem Stadtarchiv zugute kommen. Dort befindet sich bereits eine Sammlung an „Eisenkies/Schwalbe 1“-Dokumenten.
Zusammenarbeit zugesagt
Mendens Bauamtschef Frank Wagenbach erklärte auf Anfrage: „Bei bisherigen Ortsbegehungen wurden keine Überreste gefunden.“ Heimat-Historiker Fricke sei aber „in einem Gespräch zugesagt worden, eine entsprechende Dokumentation vorzunehmen, wenn bei den Bauarbeiten tatsächlich Reste einer ehemaligen Gleisanlage vorgefunden werden sollten“. Das sei, so Wagenbach weiter, „auch Gegenstand des Abwägungsvorschlags im Rat“.