Lendringsen. . Antonius Fricke kann Bodenspuren lesen. Der Regionalhistoriker kennt sich nicht nur in Archiven bestens aus.

Antonius Fricke kann die Zeichen der Zeit deuten – ganz gleich, ob sie in historischen Karten versteckt sind oder ganz schlicht im Boden. Der pensionierte Lehrer arbeitet seit Jahren im Auftrag der Stadt Menden als Bodendenkmalpfleger – ehrenamtlich. Jetzt wurde der Regionalhistoriker aus Leidenschaft zum dritten Mal im Amt bestätigt. Für ihn gibt es nach wie vor eine Menge zu tun.

Was Denkmalschutz bewirken kann

Frickes große Themen sind die Industrialisierung im oberen Hönnetal – und die Nazi-Zeit. Im Städtedreieck Menden/Balve/Hemer gelangte das Projekt „Schwalbe/Eisenkies“ zu trauriger Berühmtheit. Das NS-Regime wollte in einem gigantischen Stollen-System Kohle in Kraftstoff verwandeln. Zwangsarbeiter spielten dabei eine wichtige Rolle.

Fricke plant, für das verzweigte Stollen-System ein Antrag auf Denkmalschutz zu stellen. „Das wäre für die Internet-Gemeinde ganz schlecht“, meint Fricke und lächelt listig. Würden die Zugänge zu „Schwalbe/Eisenkies“ dicht gemacht, kämen Abenteurer und Kriegsromantiker schlichtweg nicht mehr hinein. Schon jetzt ist es verboten, die Anlage zu betreten. „Aber“, weiß Fricke, „wenn man so einen Komplex unter Verbot stellt, sind alle drin.“

Tatsache ist: Das Netz wimmelt vor Fakten, Fotos und Filmchen aus der düsteren Welt von „Schwalbe/Eisenkies“. „Unter dem Gesichtspunkt der Forschung ist die Anlage uninteressant. Das ist alles erforscht.“

„Vater Grausam“ bei Hünnies

Umbau von Gut Rödinghausen: Das Foto vom 02.05.2016 zeigt des Umbau in Gut Rödinghausen in Menden.
Umbau von Gut Rödinghausen: Das Foto vom 02.05.2016 zeigt des Umbau in Gut Rödinghausen in Menden. © Arne Poll

Fricke treibt aber noch ein anderes Projekt um. Er arbeitet an einem Wanderweg rund um Lendringsen. Das geplante Industriemuseum Gut Rödinghausen inspirierte ihn. Gern würde Fricke auf dem „Dücker-Pfad“ historisch interessiertem Fußvolk erklären, wie es einst um Meilerplätze und Bergbau, Metallverarbeitung und Schnapsbrennerei bestellt war.

Fusel gehörte in früheren Zeiten so selbstverständlich zur Arbeit wie heutzutage Pommes zur Currywurst. Damit historische Fakten flüssig runtergehen, könnten eine Wanderung durch Lendringsens Geschichte in der Gaststätte Hünnies mit einem Schluck des berüchtigten „Vater Grausam“ heruntergespült werden. Alkohol-Probleme muss niemand fürchten. Die Promille werden auf dem Rückweg nach Rödinghausen abgewandert.

Dank an Ulrike Lischka

Fricke arbeitet übrigens keineswegs allein an historischen Projekten. In der Vergangenheit stimmte er sich eng mit Ulrike Lischka von der Stadtverwaltung als Untere Denkmalbehörde ab. „Es war“, erinnert sich Fricke gern, „eine tolle Zusammenarbeit zwischen Ehrenamt und Hauptamt.“

Die Fachfrau steht jetzt vor dem Ruhestand. Ein Nachfolger wird gesucht.