Menden. . Historiker Antonius Fricke bat zur Exkursion, um das Nazi-Monsterprojekt „Eisenkies“ zu erkunden. Manches überraschte.

Sie warfen einen Blick in den Abgrund, im doppelten Sinne. Eine rund 60-köpfige Schar geschichtsinteressierter Bürger folgte dem Ruf des städtischen Bodendenkmalpflegers Antonius Fricke zu einer Exkursion über den Rodenberg. Sie folgten Spuren des Nazi-Monsterprojekts Eisenkies/Schwalbe 1. Zugleich führte die Wanderung manche Teilnehmer zurück in die eigene Kindheit.

Hinter dem Namen „Eisenkies“ verbirgt sich eine durch Zwangsarbeit entstandene unterirdische Fabrik im Hönnetal zur Herstellung von Benzin aus Kohle. Das nahe Revier lieferte den Rohstoff. Im Kalkgebirge des Städtedreiecks Menden/Balve/Hemer war eine Anlage versteckt, die vor alliierten Luftangriffen geschützt sein sollte. Der Wasserbedarf der Fabrik war so groß, dass er durch die Ruhr gedeckt werden musste. Die Leitung führte über den Rodenberg. Antonius Fricke: „Der hohe Rodenberg ist dazu von zwei Seiten her untertunnelt worden.“

Überraschend viele junge Leute dabei

Die Exkursion führte zunächst zum tiefen Einschnitt des Südausganges. Die Besucherschar, darunter überraschend viele junge Geschichtsinteressierte, betrachten ihn von oben. Den Nordausgang sah die Gruppe auch; er bricht laut Fricke „in zunehmendem Maße ein“.

Fricke weiter: „Der innere Zustand des in der Mitte sehr wahrscheinlich nicht ganz durchgebauten Tunnels ist unbekannt und das Betreten selbstverständlich verboten.“ Um den Inhalt der fertig gestellten Teilstollen ranken sich „hartnäckig sehr viele Gerüchte“. Das wurde in Gesprächen mit Exkursionsteilnehmern deutlich. Die Erdarbeiten leitete die Nazi-Organisation Todt, auch unter dem Kürzel „OT“ bekannt. Der Weg einer ehemaligen Lorenbahn sei noch heute als „OT-Weg“ benannt, sagte Fricke. Zudem gibt es auf der Hochfläche einen sogenannten OT-Teich.

Eine Teilnehmerin erinnerte sich an ihre Jugend in der Nachkriegszeit – und wie unbedarft die damaligen Kinder mit den Überbleibseln der Kriegsjahre umgingen: „Wir haben dort früher als Kinder auf der Wasserfläche Schlittschuh fahren können.“

Dennoch blieben etliche Fragen offen. Deshalb ist eines sicher: Die Spurensuche geht weiter.