Olpe/Siegen. . Es war der 3. Januar 2012. Mit Axt und Vorschlaghammer bewaffnet hatte ein maskiertes Duo eine Tankstelle in Olpe überfallen. Ein 19-Jähriger aus Wenden wurde überführt und zu 2 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt. Jetzt sitzt der mutmaßliche Komplize - ein Olper - auf der Anklagebank im Landgericht Siegen.

Einen spektakulären Überfall mit einer Axt und einem Vorschlaghammer verübte ein maskiertes Duo am 3. Januar 2012 auf die Tankstelle an der Westfälischen Straße in Olpe. „Überfall, Geld her!“, riefen die beiden Räuber zu der Angestellten (32) und machten sich mit 200 Euro aus dem Staub. Ein 19-jähriger Wendener ging der Polizei später aufgrund von DNA-Spuren an einem bei der Flucht auf dem Olper Friedhof verlorenen Handschuh ins Netz. Das Siegener Landgericht verurteilte ihn am 13. September vergangenen Jahres zu 2 Jahren und 8 Monaten Haft.

Polizisten in den Unterarm gebissen

Die Suche nach dem Mittäter gestaltete sich indes schwierig. Dies lag vor allem am Aussageverhalten des verurteilten Wendeners. Dieser hatte zunächst einen 19-Jährigen aus Olpe beschuldigt, die Aussage widerrufen und dann zuletzt in der Verhandlung im September versichert, dass er doch der Mittäter war. Sieben Tage nach dem Prozess hielten zwei Zivilbeamte das Auto des 19-Jährigen an, um ihn festzunehmen. Der junge Mann stieg aus, schubste die Beamten weg und versuchte zu fliehen. Einen Polizisten stieß er in die Rippen und biss ihn in den Unterarm. Als der Kollege den 19-Jährigen zu Boden brachte, schlug er um sich und kratzte.

Seit Donnerstag, 7. März 2013, sitzt der mutmaßliche Komplize wegen besonders schweren Raubes und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte sowie Körperverletzung auf der Anklagebank im Siegener Landgericht. Zu den Vorwürfen schwieg er. Der Wendener, der seine Strafe derzeit in der JVA Iserlohn verbüßt, wiederholte indes seine Aussage: „Er war der zweite Täter.“ Zur Frage des Vorsitzenden Richters der Jugendkammer, Wolfgang Münker, warum er dies denn zwischenzeitlich einmal widerrufen habe, meinte der Wendener: „Ich wurde immer von der Familie angerufen, dass er doch Bewährung habe. Er tat mir leid. Ich kenne die Familie schon lange. Da habe ich gesagt, dass irgend jemand aus dem Ausland gekommen ist und mitgemacht hat.“

Tankstellen-Angestellte hatte an Halloween-Scherz geglaubt

Der Überfall sei eine gemeinsame Idee gewesen, so der verurteilte Räuber weiter. Vorschlaghammer und Beil habe man zuvor im Obi gekauft. Der Angeklagte habe die Axt als Drohmittel benutzt, er mit dem Hammer den Tresor aufschlagen wollen. Dazu kam es jedoch nicht. Beide ergriffen die Flucht.

Die Tankstellen-Angestellte hatte zunächst an einen Scherz geglaubt, wie sie auch am Tag nach dem Überfall im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt hatte. „Als ich die Maskierung gesehen habe, habe ich an einen Halloween-Scherz gedacht. Die fuchtelten mit Axt und Hammer herum. Man wusste nicht, wie weit die gehen würden“, so die Frau im Gericht. Die ersten Tage nach dem Überfall seien unangenehm gewesen: „Es war irgendwie widerlich. Jetzt geht es, ich habe mich daran gewöhnt.

Prozess-Fortsetzung mit weiteren Zeugen am 18. März

Der Prozess wird am 18. März fortgesetzt. Dann werden weitere Zeugen gehört, unter anderem die beiden Polizisten, die der Angeklagte bei der Festnahme attackiert haben soll. Und auch die Biografie und die Vorstrafen kommen auf den Tisch. Der junge Angeklagte ist offenbar kein unbeschriebenes Blatt. „Es gibt einen ganzen Stapel an Vorstrafenakten. Da wären wir zusammengebrochen, wenn wir die heute Morgen alle mitgebracht hätten“, sagte Richter Münker.