Kreis Olpe. Die Städte und Gemeinden im Kreis Olpe müssen sich mit oft verwirrenden Ortsnetzkennzahlen auseinandersetzen. Wir erklären die Ursachen.

Es war im Jahr 1969, als im Kreis Olpe die kommunale Neugliederung in ihren wesentlichen Teilen umgesetzt wurde. Eine ganze Verwaltungsebene entfiel: War der Kreis bis dato zunächst in Ämter aufgeteilt und diese wiederum in einzelne Gemeinden, gibt es seit 55 Jahren keine Ämter mehr, nur noch Städte und Gemeinden. Doch auf einer Ebene sind besagte Ämter bis heute lebendig: bei den Telefonvorwahlen.

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Denn sie machen bis heute oft sichtbar, wo alte Grenzen einst verliefen und sorgen dafür, dass die einzelnen Kommunen im Kreis Olpe mit bis zu fünf verschiedenen Ortsnetzen verbunden sind. Vergeben wurden diese Vorwahlen bis 1966 mit der Einführung der Fernwahl: Erst seit diesem Zeitpunkt kann von jedem Festnetztelefon in Deutschland aus jeder andere Anschluss angerufen werden. Bis dahin war Selbstwählen nur im Ortsnetz möglich; für Anrufe in andere Netze war das „Fräulein vom Amt“ in der Vermittlungsstelle anzurufen, die die Verbindungen umsteckte.

Nur Wenden ist ohne Ausnahme

Ganz einfach ist es nur in der Gemeinde Wenden: Sie ist deckungsgleich mit dem einstigen Amt Wenden, das wiederum aus den Altgemeinden Wenden und Römershagen bestand. Wer hier wohnt und ein Festnetztelefon sein Eigen nennt, der ist unter der Vorwahl 02762 erreichbar – ohne Ausnahme und Sonderregeln.

Attendorner „Herkunft“ bis heute erkennbar

In Olpe wird dies schon schwieriger: Die „Olper“ Vorwahl 02761 gilt nur dort, wo früher die amtsfreie Stadt Olpe und die Altgemeinden Olpe-Land, Kleusheim und Rhode „regierten“. Die Ortslagen Oberveischede, Tecklinghausen und Neuenwald kamen aus der Gemeinde Helden im Amt Attendorn-Land nach Olpe und sind bis heute mit der „Attendorner“ 02722 erreichbar. Für Anschlüsse im Örtchen Fahlenscheid hingegen muss die 02764 vorgewählt werden, einst Vorwahl der Gemeinde Rahrbach. Und das noch kleinere Apollmicke nutzt die 02721, die eigentlich für Teile der Stadt Lennestadt und das Repetal zugeteilt ist.

Noch komplizierter wird es in Drolshagen. Ein Großteil des Stadtgebiets ist seit jeher unter der Olper Vorwahl 02761 erreichbar, obwohl es stets eigenständig war und nie zu Olpe gehörte. In Zeiten des analogen Telefonnetzes waren Drolshagener Nummern im Olper Ortsnetz an der führenden 7 erkennbar, doch ist dies durch die Digitalisierung entfallen. Inzwischen gibt es auch Nummern mit führender 7 in Olpe und solche ohne 7 in Drolshagen. Für den Raum Bleche gilt aber die Vorwahl 02763, die auch für einige Orte von Bergneustadt und Gummersbach wie Pernze oder Wörde gewählt werden muss. Warum das stets eigenständige Drolshagen, insbesondere die Stadt selbst, mit dem Olper Ortsnetz verbunden wurde, kann die heute dafür zuständige Bundesnetzagentur nicht erklären: „Zeitgeschichtliche Informationen zur Einführung von Ortsnetzkennzahlen in Deutschland liegen der Bundesnetzagentur nicht vor“, heißt es in einer Mitteilung an unsere Zeitung. Für Gelslingen hingegen muss die 02265 vorgewählt werden, eigentlich die Vorwahl für das benachbarte Eckenhagen im Oberbergischen Kreis.

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Die Stadt Attendorn ist traditionell unter der Vorwahl 02722 zu erreichen – mit einer Ausnahme: Das Örtchen Wörmge, das stets und immer nach Attendorn verortet war, hat die Olper Vorwahl 02761. Dies hat einen einfachen Grund: die Lage. Denn Wörmge ist seit dem Bau der Biggetalsperre nur über Straßen zu erreichen, die nicht zu Attendorn gehören, und aus Kostengesichtspunkten wurde der Telefonanschluss ans Olper Ortsnetz vollzogen, weil die Leitung bis Attendorn weit länger ausgefallen wäre. Dazu die Bundesnetzagentur: „Kriterien für Zuschnitte von Ortsnetzbereichen waren unter anderem kommunalpolitische Grenzen, Strukturen des Fernmeldenetzes und Kostengesichtspunkte.“ Dünschede, Röllecken und Umgebung hingegen sind über die Vorwahl 02721 erreichbar – die Vorwahlen trennen etwa Helden und Niederhelden.

Vorwahl aus dem Nachbarkreis

Ganz kompliziert wird es in besagter Lennestadt. Da diese Kommune quasi am Reißbrett entstand, sind hier fünf Vorwahlen zu finden: 02721, 02722, 02723, 02725 und 02972. 02721 gilt im Veischede- und im Elspetal. 02723 war die Vorwahl des Amts Kirchhundem, von dem ein Großteil aber der neuen Lennestadt zugeschlagen wurde, weshalb das Lennestädter Rathaus in Altenhundem eine Vorwahl der Nachbargemeinde Kirchhundem hat. 02725 steht für Oedingen, die Vorwahl gilt auch im Nachbardorf Burbecke und in Bracht, das zur Stadt Schmallenberg gehört. Dafür gilt die eigentlich zu Schmallenberg gehörende 02972 auch im Lennestädter Dorf Milchenbach. Die Örtchen Bruchhausen und Schmellenberg hingegen wollen für sich die Attendorner Vorwahl 02722 gewählt wissen.

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Kirchhundem verfügt über drei Vorwahlen: Außer der eigentlichen des alten Amts Kirchhundem, 02723, gibt es die 02764, die im Raum Welschen Ennest/Rahrbach/Benolpe bis Varste gilt, und die 02759, eigentlich Bad Berleburg-Aue, für das Örtchen Rüspe.

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Noch komplizierter die Lage in der Gemeinde Finnentrop. Sie kam im Jahr 1969 zum beträchtlichen Teil neu zum Kreis Olpe hinzu: Aus dem Amt Serkenrode im damaligen Kreis Meschede wurden die Altgemeinden Schliprüthen und Schönholthausen als neue Gemeinde Finnentrop dem Kreis Olpe zugeschlagen. Dazu kamen Schöndelt (Gemeinde Oedingen), Heggen (Gemeinde Attendorn-Land) und Altfinnentrop (Gemeinde Helden). Aus Serkenrode blieb die Vorwahl 02724, doch die Ortslage Finnentrop selbst ist wie weitere große Teile der Gemeinde unter der 02721 erreichbar, deren geografisches Zentrum Grevenbrück ist, während der Raum Rönkhausen seine 02395 behalten hat.

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Ändern wird sich daran wohl nichts mehr. Wie formuliert es die Bundesnetzagentur: „Änderungen der Struktur und Ausgestaltung des Nummernraumes sind nach dem Telekommunikationsgesetz insbesondere wegen der Kosten und Unannehmlichkeiten für die Betroffenen nur dann vorgesehen, wenn sie zur Umsetzung internationaler Verpflichtungen beziehungsweise zur Sicherstellung einer ausreichenden Verfügbarkeit von Nummern erforderlich sind. Nur in diesen beiden Fällen kann von der Bundesnetzagentur eine Änderung der Rufnummernstruktur vorgenommen werden.“ Trotz kommunaler Anfragen sei daher seit dem Jahre 1998 keine Änderungsmaßnahme zur Angleichung von Ortsnetzkennzahlen an kommunalpolitische Grenzen erfolgt. Und angesichts der Tatsache, dass mancher junge Mensch angesichts des immer wichtigeren Mobiltelefons überhaupt keinen Festnetzanschluss mehr sein eigen nennt, wird die Geschichte der Vorwahlen wohl in einigen Jahren abgeschlossen sein. Eine Karte mit den Grenzen der Vorwahlbezirke lässt sich unter https://kurzelinks.de/wxli abrufen.