Olpe. Die IT-Systeme laufen nach dem Hacker-Angriff immer noch auf Sparflamme. Personalengpass verschärft die Lage im Kreishaus.
Knapp ein halbes Jahr ist vergangen, seit ein Hacker-Angriff auf den kommunalen Dienstleister Südwestfalen-IT dafür gesorgt hat, dass in ganz Südwestfalen bei den Kreisen und Kommunen alle Computer heruntergefahren wurden. Und noch immer dauert der Wiederaufbau der Daten-Infrastruktur an. Vieles erledigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltungen trickreich und mit Fleiß unsichtbar im Hintergrund, sodass eine Vielzahl von Dienstleistungen aus Sicht der Bürgerschaft ganz normal läuft. Doch an anderen Stellen ist deutlich zu spüren, dass längst noch kein Normalbetrieb herrscht. Eine davon: die Kfz-Zulassung.
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In den sozialen Medien ist eine beträchtliche Zahl von Einträgen zu lesen, in denen sich Menschen darüber beschweren, dass sie schlicht keinen Termin bei der Olper Kreisverwaltung buchen können, um ein Auto zuzulassen oder umzumelden. In der Tat zeigt der Versuch am Rechner, dass beim spontanen Versuch, einen Termin für eine Neuzulassung zu buchen, in der Vorschau auf die nächsten zwei Wochen lediglich die Meldung aufgeblendet wird: „Leider können wir Ihnen aktuell keinen freien Termin anbieten.“ Nicht anders bei Um- oder Abmeldungen.
Und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Stefanie Gerlach von der Pressestelle des Kreises Olpe erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung, die Systeme der Zulassungsstelle liefen weiterhin nur in einem Basisbetrieb. Weil einige Schnittstellen noch nicht in Funktion seien, dauere jeder einzelne Zulassungsvorgang länger als vor dem Hacker-Angriff, wodurch weniger Buchungsfenster angeboten werden könnten. Hinzu komme derzeit eine angespannte Personalsituation durch mehrere Erkrankungen.
Dabei tue die Kreisverwaltung schon einiges, um die Probleme zu minimieren. So sei die Öffnungszeit der Kfz-Zulassungsstelle deutlich ausgeweitet worden. Auch seien Kräfte aus anderen Bereichen der Verwaltung zur Unterstützung an die Zulassungsstelle abgeordnet.
Wie groß die Nachfrage sei, sehe auch die Kreisverwaltung, denn wenn die neuen Termine jeweils montags und donnerstags gegen 8 Uhr freigeschaltet würden, seien diese innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. Dennoch lohne es sich, immer wieder nachzuschauen, weil stornierte Termine kurzfristig wieder freigegeben würden und dann wieder gebucht werden könnten. „Mehr Kapazitäten stehen zurzeit leider nicht zur Verfügung, obwohl wir bereits zusätzliches Personal in der Zulassungsstelle einsetzen.“ Auch sei die Außenstelle im Lennestädter Rathaus in Altenhundem weiterhin geschlossen, die Planungen für die Wiederinbetriebnahme liefen. Einen Termin könne der Kreis aber noch nicht nennen.
Samstags weiterhin zu
Auch die für Privatpersonen reservierten Öffnungszeiten an Samstagen werden noch nicht wieder angeboten, Ursache auch hier die personalbedingten Gründe. Doch habe die Kfz-Zulassungsstelle derzeit länger geöffnet als vor dem Hacker-Angriff, auch ohne die zwei Stunden am Samstag.
Für die Kfz-Händler stellt sich die Situation weniger dramatisch dar als für Privatleute. Dirk Löhr ist stellv. Obermeister der Kfz-Innung Südwestfalen und hat am Rande einer Vorstandssitzung auf Bitten unserer Redaktion die Stimmung festgehalten. „Uns allen ist klar, dass es derzeit länger dauert als sonst, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Zulassungsstelle tun, was sie können. Sie sind bei allem Stress hilfsbereit und zuvorkommend.“ Für ihn persönlich, mit seinem Unternehmen Löhr Automobile ergäben sich keine eklatanten Probleme, und ähnliches habe er auch von den meisten Kollegen gehört: „Anders als bei Privatleuten, ist es für uns ja etwas einfacher, auch spontan frei werdende Termine zu akzeptieren. Und das Einspielen fester Termine funktioniert auch. Ich kann verstehen, dass Privatleute da sauer werden, die sich möglicherweise einen Urlaubstag nehmen müssen, nur um einen ungünstig liegenden Termin wahrnehmen zu können, aber wir Händler können ja grundsätzlich 24/7‘“, so Löhr.
Dennoch hätten seine Kollegen auch Vorschläge für Verbesserungen: „Aus anderen Kreisen wissen wir, dass dort mit einer Taschen-Lösung gearbeitet wird: Der Händler packt alle nötigen Unterlagen, gegebenenfalls die Nummernschilder und eine Vollmacht in eine Tasche, gibt die in der Zulassungsstelle ab und holt sie wieder ab, wenn alles erledigt ist, idealerweise im Tausch gegen die nächste Tasche. Da hat keiner Wartezeiten, und die Mitarbeiter der Zulassungsstelle können so abarbeiten, wie es anfällt.“ Auch wünschen sich manche seiner Händlerkollegen den Service, sich per Knopfdruck auf eine Warteliste für freie Termine setzen zu lassen und automatisch benachrichtigt zu werden, wenn ein Termin frei wird. Das alles habe nichts mit dem Hacker-Angriff zu tun, sondern sei grundsätzlich als Vorschlag zu verstehen, der auch nach dem Wiederanlaufen des normalen Dienstleistungsumfangs von Vorteil wäre, so Löhr. „Ansonsten wissen wir ja auch, dass die Leute im Kreishaus es sich nicht ausgesucht haben, von einem Hacker-Angriff ausgeschaltet zu werden.“ Er ist zuversichtlich, dass der Normalbetrieb schon bald für die Rückkehr zur Normalität führen wird.