Olpe. Heinz Heider ist der Dienstälteste beim Spielmannszug „St. Sebastianus“ Olpe. Zum Jubiläum blickt er auf eine spannende Geschichte zurück.
Als er 1968 im Alter von 18 Jahren in den Spielmannszug „St. Sebastianus“ Olpe eintrat, war er das jüngste Mitglied. Nun mit 73 Jahren ist er der Älteste und auch Dienstälteste. Über drei Jahrzehnte war er musikalischer Leiter, so lange wie niemand vor ihm, und ist heute Ehrendirigent und darüber hinaus Träger der Goldenen Ehrenschnur. Die Rede ist von Heinz Heider. Mit der Westfalenpost hat er auf die Geschichte des Spielmannszuges zurückgeblickt, der am 4. Mai mit elf Gastvereinen sein 75-jähriges Jubiläum feiert und dazu alle Bürger einlädt, diesen besonderen Tag auf dem Ümmerich miteinander zu feiern.
Geworben wurde Hans Heider von einem seiner Vettern. Und da sich der Ölper schon immer für Musik interessierte, bereits Querflöte spielen konnte und auch Klavier, trat er ein. „Schon mein Vater Paul und mein Großvater Reinhold waren Spielleute. Es liegt bei uns in der Familie“, erzählt Heinz Heider, während er auf seine eigenen Anfänge und die Anfänge des Vereins selbst zurückblickt.
Die Gründung des Spielmannszug Olpe datiert auf den 3. November 1949. Die Leitung des Corps übernahm damals Rudi Hundt. Die ersten Instrumente waren vier Trommeln, zwölf Flöten und ein Tambourstab, finanziert durch eine Haussammlung. Man schloss sich der Freiwilligen Feuerwehr an und nach einigen Proben in der Volksschule am Markt – was man schnell aufgab, da sich die Anwohner über den Lärm beschwerten – und im Kokskeller des Gymnasiums zog man auf den Ümmerich. „Unser Rudi Hundt und Josef Kraft aus dem Schützenverein sind Anfang der 1950er-Jahre übereingekommen, dass im Wein-Café der alten Schützenhalle geprobt werden durfte. Da begann dann praktisch die Geschichte unseres Vereins. Jeder Aktive musste zu jeder Probe vier Briketts mitbringen, um zu heizen“, so Heider. Einige der Musiker waren im Übrigen bereits vor der Vereinsgründung Spielleute. Denn in Olpe bestand 1910 ein Trommler- und Pfeifencorps des Turnvereins Olpe und es gab weitere Gruppen, die sich dieser Art der Musik widmeten und zum großen Stadtjubiläum 1911 aufspielten. Heider: „Es ist mir leider nie gelungen, eine kontinuierliche Vereinsgeschichte aus dieser Zeit zusammenzubekommen.“ Der erste öffentliche Auftritt des Spielmannszuges Olpe fand 1950 statt, als der Musikzug der Olper Feuerwehr von der Musikolympia in Kerkrade zurückkehrte und am Bahnhof empfangen und zum Schwanensaal gebracht wurde. „Danach machte man sich einen Namen durch die Schützenfeste – die ersten waren Rhode, Rüblinghausen und natürlich Olpe – und dann mit vielen Wettstreiten im Rheinland und wurde so ein kulturelles Standbein.“
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Im Laufe der 1950er-Jahre wechselte der Probenraum, man übte in der Hohensteinschule, dann ab 1955 mit Fertigstellung des Feuerwehrhauses dort. „1959 führten Meinungsverschiedenheiten über die räumliche Nutzung zur Trennung von der Feuerwehr, man schloss sich 1960 dem Schützenverein an und probte fortan wieder im alten Wein-Café, wo ich dann auch das erste Mal aufschlug. Mit mir kam Karl Kramer aus Attendorn dazu. Zwei junge Menschen als Neuzugänge an einem Wochenende, das war schon toll. Wir waren das 23. und das 24. Mitglied. Der Altersdurchschnitt war um die 30. Ich weiß nicht warum, aber damals war es so, dass man mit Ende 30 aufhörte“, so Heider, der eigentlich als Flötist angetreten war. Rudi Hundt allerdings wollte drei Lyren haben. So spielte Heider also die Lyra. „Das war unsere Paradereihe vorne. Drei Lyren waren von der Optik und dem Klang auch sehr schön. So viele Spielmannszüge, die das hatten, gab es nicht.“
Ein modernes Vereinsleben
In den 1970er-Jahre galt es, einem modernen Vereinsleben Rechnung zu tragen. Neben traditioneller Marschmusik erweiterte sich die Literatur um konzertante Formen. Das Eintrittsalter wurde auf zwölf Jahre gesenkt und der erweiterte Flötensatz um Alt- und Tenorflöte tat sein Übriges. Auch schloss man sich dem Deutschen Volksmusikerbund an und knüpfte so Verbindungen zu anderen Spielmannszügen. Und es kamen viele weitere musikalische Aktivitäten hinzu. So wie die Teilnahme am Altweiberzug in Drolshagen oder an den Veedelszöch in der Domstadt am Rhein zu Karneval bis heute. Höhepunkt des Jahrzehnts war das Kreismusikfest 1979 in Olpe, das der Spielmannszug ausrichtete. „Unter den Jugendlichen, die in den 70er-Jahren dazu kamen, war der spätere und jetzt ehemalige Schützenmajor Peter Liese. Er spielte die kleine Trommel und wurde zu einem Standbein unseres Vereins“, erzählt Heider.
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Auf Vereinsgründer und Spielmannszugführer Rudi Hundt folgte 1973 Hans-Günter Eggemann als Vorsitzender sowie Hermann Rullich als Tambourmajor für sieben Jahre. Den älteren Olper Bürgern wird er noch im Gedächtnis sein: Das Trömmelchen-Schlagen auf dem Schützenfest war lange seine Spezialaufgabe. Sein Amt als musikalischer Leiter übernahm 1980 Heinz Heider. Für über 30 Jahre bis 2012. Ein Höhepunkt war das erste Olper Stadtmusikfest, das der Spielmannszug zu seinem 40-jährigen Jubiläum 1989 ausrichtete.
Stamm von rund 35 Mitgliedern
Heute hat der Spielmannszug Olpe einen Stamm von rund 35 Mitgliedern. Nach einigen Jahren mit nur einer Lyra spielen auch wieder drei Lyren. „Vor zwei Jahren kamen zwei junge Männer und sagten: Wir möchten die Lyra spielen. Das hat uns sehr gefreut“, erzählt Heider. Was er sich noch wünschen würde: neue junge Musiker für die Böhmflöte.
2024 steht der Spielmannszug Olpe also auf gesunden Beinen. „Mit einer großen Bandbreite an Stücken und einer guten musikalischen Grundausbildung, das ist wichtig“, so Heider. Nach ihm als musikalischer Leiter folgte Rüdiger Wurm, 2020 Heinz Heiders Sohn Markus. „Da fühlt man auch ein bisschen Stolz.“ Was Heinz Heider musikalisch ganz besonders in Erinnerung ist: das Spielen des Großen Zapfenstreichs zu diversen Anlässen, „ein generell beeindruckendes Ereignis“. Das Mitspielen beim berühmten Bürgerschützenfest in Neuss und 2020 die Teilnahme am Rosenmontagszug in Köln in der Uniform der Prinzengarde: „Der Marsch durch die Severinstorburg war phänomenal.“
Musikalische Höhepunkte sind die eine Sache, aber was ist mit den Menschen? „An Originalen unter uns fallen mir spontan so einige ein. Unter anderem Günther Greitemann, Gründungsmitglied und bis 1999 als Flötist dabei sowie Träger der Goldenen Ehrenschnur. Er war nicht nur ein super Flötist, sondern auch kameradschaftlich und gesellig dabei. Und die Kameradschaft und Geselligkeit gehören bei uns unbedingt immer dazu.“