Drolshagen. Drolshagener Familien sind stinksauer: Im Kampf um das örtliche Schwimmbad setzen die Bürger auf einen kreativen Protest. Das steckt dahinter.
Der Widerstand gegen die von Bürgermeister Uli Berghof (CDU) vorgeschlagene ersatzlose Schließung des Drolshagener Stadtbads wächst. Die Internet-Petition auf der Seite der Organisation change.org hat inzwischen über 5000 Unterschriften gesammelt; als neues Ziel hat Initiatorin Mareike Grütz nun die Zahl von 7500 angeführt. Und in der Nacht zum Freitag wurden Unbekannte auf besonders kreative Weise initiativ: Sie verzierten den Marktplatzbrunnen mit Schwimmflügeln, die einen Kranz um die Mittelstele des Brunnens bilden, und Dutzenden von gelben Schwimmenten, die sie auf dem Brunnen verteilt haben.
Schwimmflügel auch an einigen Fenstergittern und dem Geländer des Rathauses, dessen Treppe mit einem Spalier aus gelben Enten versehen wurde. „Ich war das nicht“, lächelte Mareike Grütz im Gespräch mit unserer Zeitung, „aber ich habe davon gehört und schon Bilder gesehen. Das ist eine sehr schöne Art von Protest, die aufmerksam macht, aber nichts zerstört.“ Sei sei nach wie vor vollkommen begeistert von der enormen Zustimmung: „Ich hatte am Anfang mit so 1500 Unterzeichnern gerechnet“, dass es nun schon mehr als dreimal so viele sind, sei überwältigend.
Kritiker hätten sie darauf hingewiesen, dass nicht nur Drolshagener, sondern im Prinzip jeder Internet-Nutzer weltweit unterschreiben könne, aber da die meisten namentlich unterzeichnet hätten, lasse sich nachvollziehen, dass der Löwenanteil der Unterstützung aus der Region komme. „Wir werden das aber noch mit echten Unterschriften stützen und wollen die Petition vor der alles entscheidenden Ratssitzung am 21. März an den Bürgermeister übergeben“, so Mareike Grütz. Ihr schwebt vor, dass die Stadt sich Sponsoren für das Bad suchen könne, etwa Initiativen, die das Schwimmenlernen unterstützen oder Kinder in Bewegung halten wollen. Das Drolshagener Bad mit seinem Kinderbecken sei weit und breit das bestgeeignete für das Kinderschwimmen, mit angenehm warmem Wasser und zudem Sole, was vielen weit angenehmer sei als gechlortes Schwimmwasser. Sie bittet mögliche Sponsoren, unter der E-Mail-Adresse familylounge@web.de mit ihr Kontakt aufzunehmen.
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Wie berichtet, hatte Berghof im Rahmen der Haushaltseinbringung vorgeschlagen, das sanierungsbedürfige Bad mit dem Auslaufen des Pachtvertrags Ende des Jahres zu schließen und einen Schlussstrich unter alle Investitionsprogramme oder Neubauplanungen zu ziehen. Er begründet dies mit den hohen Kosten, die für eine Sanierung des Schwimmbads im Raum stehen; jüngste Gutachten gehen von 10 Millionen Euro aus.
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Doch noch ist nicht alles verloren, denn bisher ist die Schließung nur das, was der Bürgermeister und sein Kämmerer vorschlagen. Entscheiden aber muss die Stadtverordnetenversammlung, und in dieser hat bekanntlich eine Partei die absolute Mehrheit: die CDU. Deren Chef, Georg Melcher, erklärte auf Anfrage unserer Zeitung, seine Fraktion werde sich am 9. März ganztägig in einer Klausurtagung mit dem Haushaltsentwurf befassen und in diesem Rahmen auch einen Beschluss über die Hallenbad-Frage fällen. Er berichtete, die CDU-Fraktion habe zu einer der vergangenen Sitzungen den Bevollmächtigten des Pächters „Lenne-Therme“, Ralf Wortmann, eingeladen, der ein eigenes Sanierungskonzept vorgelegt hat. „Wir diskutieren das intensiv, aber nicht auf Facebook“, so Melcher, der selbst in seiner Jugend ein erfolgreicher Sportschwimmer war. Das Ergebnis werde durch eine demokratische Entscheidung herbeigeführt.