Drolshagen. Das selbst gesetzte Ziel der Initiatoren wurde schon am zweiten Tag übertroffen. Wie die „Lenne-Therme“ das Stadtbad erhalten will.
Schon als Bürgermeister Uli Berghof (CDU) im Pressegespräch den Plan vorstellte, das sanierungsbedürftige Stadtbad ersatzlos zu schließen, räumte er ein, dass er diesbezüglich mit Gegenwind rechne. Dass dieser so heftig aufbrausen würde, dürfte aber dennoch eine Überraschung sein: Auf der Internet-Plattform „change.org“, auf der Online-Petitionen gestartet werden können, hat der Aufruf „Stoppen Sie die Schließung des Stadtbads in Drolshagen“ in nur zwei Tagen bereits das von den Initiatoren zunächst gesteckte Ziel von 2500 Unterschriften überschritten. Allein am ersten Tag kamen über 1000 Unterschriften zusammen. Inzwischen haben sie das Ziel auf 5000 Unterschriften angehoben.
Der anonyme Petent, der sich „N A“ nennt, schreibt zur Begründung: „Die geplante Schließung des Stadtbads in Drolshagen betrifft viele Menschen, insbesondere Kinder und Senioren.“ Turn- und Sportverein sowie DLRG nutzten das Bad regelmäßig, darüber hinaus seien viele Arbeitsplätze gefährdet. „Die umliegenden Bäder werden nicht in der Lage sein, die Kapazitäten aufzufangen. Dies wird zu einer Überlastung führen und den Zugang zu Schwimmbädern für alle erschweren. Schwimmbäder sind nicht nur Orte der Erholung, sondern spielen auch eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Die Schließung von Schwimmbädern macht es immer schwieriger, Kindern das Schwimmenlernen zu ermöglichen. Somit steigt das Risiko des Ertrinkens stetig an“, warnt „N A“.
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Mehrere Dutzend der Unterzeichner haben die Möglichkeit genutzt, einen Kommentar zu veröffentlichen. Yvonne Rottmann etwa schreibt: „Eine Stadt in der Größe von Drolshagen braucht ein Schwimmbad!“ Peter Lubig aus Olpe, Ehrenvorsitzender der DLRG Südsauerland, erklärt, dass „aus Sicht der DLRG das Schwimmenlernen genauso zur Grundausbildung gehört wie das Lesen, Schreiben und Rechnen“. Sascha Fernholz moniert: „Leider ist das Stadtbad kein Fußballplatz. Warum? Für Kunstrasenplätze etc. ist immer Geld im Topf. Alles andere hat hier leider keine Lobby. Freizeitangebote werden kaputtgespart, bis der Bagger anrücken darf. Bedenkliche Entwicklung unserer Lebensqualität und Attraktivität.“ Ines Ratay hat unterschrieben, weil „das Stadtbad ein Stück Lebensqualität in Drolshagen darstellt und wir kein Land von Nichtschwimmern werden sollten“. Peter Harzheim findet: „Weil es wichtig ist, dass das Kulturgut Schwimmen auch in der Zukunft einen Mehrwert bietet. Und es ist Daseinsfürsorge unseres Staates gegenüber seinen Bürgern und vor allen Dingen seinen kleinsten Mitbürgern.“
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Ein gewichtiges Wort mitzureden hat Ralf Wortmann. Er ist Geschäftsführer der Firma Lenne-Therme – das Unternehmen, welches das Stadtbad Drolshagen seit 22 Jahren gepachtet hat und als Betreiber fungiert. Insbesondere ist er wenig begeistert, dass die Stadt in keinster Weise auf einen Plan eingegangen ist, den er selbst vorgelegt hat. „Wir haben vorgeschlagen, dass wir das Bad in Eigenregie fit machen, um den Fortbestand zu sichern“, so Ralf Wortmann. Er habe sehr großes Verständnis für die Verantwortlichen, dass sie bei den zuletzt im Raum stehenden Sanierungskosten von 12 Millionen Euro aussteigen wollten. „Unser Vertrag läuft am Jahresende aus, und es muss in der Tat etwas getan werden, um die Betriebsfähigkeit zu erhalten. Wir haben einen Plan vorgeschlagen, zehn Jahre lang jährlich 250.000 Euro in die Hand zu nehmen. Das haben wir im Schwimmbad in Meggen ganz ähnlich gemacht. Ich habe den Plan auch der Drolshagener CDU vorgestellt. Das wäre keine Sanierung, nichts mit goldenen Wasserhähnen, auch kein Spaßbad mit Rutschen und so, sondern die Erhaltung dessen, was jetzt da ist: ein Schwimmbad für Sport- und Schulschwimmen und Menschen, die einfach nur schwimmen wollen.“ Sollte die Stadt diesem Plan zustimmen, würde die „Lenne-Therme“ selbst die Aufträge vergeben und sich um die Umsetzung der einzelnen Sanierungsschritte kümmern. „Wir kennen das Bad wie kein anderer“, so Wortmann, „und wir wären ein Garant dafür, dass Kontinuität herrscht“. Er würde einen Beirat einrichten, der zwei- bis dreimal im Jahr über den Stand der Dinge informiert wird. „Wir waren zum Beispiel in den Arbeitsgruppen, die über die Sanierung gesprochen haben, gar nicht dabei“, zeigt Wortmann sich wenig begeistert. „Das alles ist ja nicht plötzlich und über Nacht gekommen, sondern die Folge dessen, dass man seit Jahren nicht mehr investiert hat.“
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Der Bedarf in Drolshagen sei immens: „Allein unsere Warteliste für Schwimmkurse besteht aus vier eng beschriebenen DIN-A-4-Seiten. Wenn ein neuer Kurs beginnt, ist der in einem Tag ausgebucht.“ Auch seien einschließlich der Aushilfen zwölf Personen im Bad tätig, die nach einer Schließung auf der Straße stehen würden. „Am allermeisten tun mir aber die Bürger leid, die dann nicht mehr schwimmen gehen können“, so Wortmann, der sich auch nicht vorstellen kann, wo die Schülerinnen und Schüler aus der Rosestadt künftig ihren Schwimmunterricht erhalten sollen - abgesehen von der Fahrzeit, die die reine Schwimmzeit immens reduzieren würde.