Deswegen endete das Kreisschützenfest beinahe im Desaster

Lenhausen/Kreis Olpe. Vor dem Kreisschützenfest hatte die Schützenbruderschaft Lenhausen ein großes Problem. Die Grevenbrücker Schützen schafften es aus der Welt.

Der Ärger ist mittlerweile verflogen. Dankbarkeit und Freude überwiegen bei den Verantwortlichen der St. Anna Schützenbruderschaft aus Lenhausen, die vor drei Wochen im Lennetal das große Kreisschützenfest ausgerichtet haben. „Dieses Fest war für unser kleines Lenhausen einmalig“, zog Vereinsvorsitzender André Zepke ein äußerst positives Fazit. Von der Jungschützen-Party am Freitagabend bis zum großen Festumzug mit rund 5000 Teilnehmern durch das 1200-Seelen-Dörfchen am Sonntag: Lob und Anerkennung kam von allen Seiten, vor allem für die perfekte Organisation, die sich über etliche Monate zog.

Und doch bleibt bei Zepke und seinen Mitstreitern nicht nur der Zuspruch haften, sondern auch der Ärger, der sich im unmittelbaren Vorfeld der Großveranstaltung zugetragen hatte und beinahe in einem Desaster geendet wäre: Denn vier Wochen vor dem Fest standen die Lenhauser Schützen plötzlich ohne mobile Vogelstange da. Der Verleiher aus dem Kreis Unna sprang kurzfristig ab, völlig entnervt von der Diskussion, ob seine Anlage erneut abgenommen werden müsse, obwohl er sämtliche Unterlagen mit Abnahmen und Gutachten vorweisen konnte.

Entschuldigung beim Kreisschützenbund

Die Kreispolizeibehörde verweigerte jedoch die Schieß-Erlaubnis und bestand darauf, den bereits verschlossenen und lieferfertigen Gefang-Schosskasten wieder zu öffnen, um sich ein Bild von der Anlage zu machen. Auf diese Diskussion wollte sich der Verleiher aus dem Kreis Unna nicht mehr einlassen, er zog die Notbremse und sagte den Lenhauser Schützen ab. Landrat Theo Melcher (CDU), oberster Dienstherr der Kreispolizeibehörde, kann die Verärgerung nachvollziehen, er hält jedoch seine schützende Hand über die Polizei und erklärt, dass eine unklare Rechtslage zu dieser Unruhe geführt habe.

Kreisschützenfest am Samstag- Die schönsten Bilder

Mit Alexander Stupperich vom Schützenverein Altenhundem steht der neue Kreisschützenkönig fest. Er sicherte sich mit den 78. Schuss den Titel am Samstag in Lenhausen auf dem Kreisschützenfest. © Barbara Sander-Graetz | Barbara Sander-Graetz

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Die Unklarheit sei dadurch entstanden, dass die Lenhauser Schützen durch die Anmietung der Vogelstange selbst zum Betreiber und Antragssteller dieser Anlage wurden – und dies nicht mehr der Verleiher aus dem Kreis Unna war. Dies sei jedoch im Hause der Kreispolizeibehörde lange Zeit übersehen worden, wofür sich der Landrat bereits beim Kreisschützenbund entschuldigt habe. Als die laut Melcher untypische Betreiber-Konstellation auffiel, nahm der Ärger seinen Lauf.

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Grundsätzlich, so Melcher, sei nämlich laut Waffengesetz eine eigene Erlaubnis vonnöten, wenn nicht der Inhaber der bisherigen Erlaubnis – im vorliegenden Fall also der Verleiher – die Vogelstange betreibe, sondern ein anderer, im konkreten Fall also die Schützenbruderschaft aus Lenhausen. Unklar sei in diesem Zusammenhang vor allem die Frage, „ob bei Erteilung der neuen Erlaubnis auch ein vollständiges Überprüfungsverfahren durchlaufen werden muss.“ Genau hier hätten sich die Lenhauser Schützen jedoch einen Ermessensspielraum zugunsten ihres Vereins gewünscht. Es kam anders.

Grevenbrücker springen ein

Landrat Melcher sagte auf Nachfrage dieser Redaktion zu, dass er die offenen Rechtsfragen nun mit dem LKA als vorgesetzte Waffenbehörde ein für alle Mal klären wolle, „um somit für die Zukunft hoffentlich eine für alle zufriedenstellende Lösung zu haben.“ Genau das wünschen sich jetzt auch die Lenhauser, die sich in der Not auf ihre Freunde vom Schützenverein Grevenbrück verlassen konnten: Sie stellten ihren Vogelkasten, den sie beim eigenen Kreisschützenfest im Jahr 2018 benutzt hatten, den Lenhausern kostenlos zur Verfügung. Diese Vogelstange war auch schon von der Kreispolizeibehörde abgenommen und bedurfte keiner weiteren Überprüfung.

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Im Nu baute Peter Quinke, Vogelkasten-Bauer vom Schützenverein Grevenbrück, die eigene Anlage ab, ehe Jörg Sieler, Geschäftsführer der St.-Anna-Schützenbruderschaft, anschließend eine Aufhängung an den Kasten schweißte, damit dieser an einem Teleskoplader („Manitou“) befestigt werden konnte. Diesen „Manitou“ stellte die Firma Freund Bedachungen aus Grevenbrück kostenlos zur Verfügung. Schließlich wurde auf dem Hof der Familie Sieler in Frielentrop die Schießanlage aufeinander abgestimmt, bevor sie zum Festplatz auf der großen Wiese transportiert wurde.

Dank für große Hilfsbereitschaft

„Nur durch diese Hilfsbereitschaft konnte das Vogelschießen auf dem Kreisschützenfest dann doch noch und ohne zusätzliche Kosten stattfinden“, fielen dem Vorsitzenden viele Steine vom Herzen. Den Vogel holten im Übrigen Alexander Stupperich vom Schützenverein Altenhundem sowie zuvor bei den Jungschützen Justin Cramer aus Neu-Listernohl herunter. Dass Theo Melcher nun verspricht, die offenen Rechtsfragen mit dem LKA zu besprechen, ist für André Zepke und sein Team eine wichtige Botschaft, denn: „Wir möchten, dass bei dem sensiblen Thema Vogelstange Klarheit geschaffen wird.“

Kreisschützenfest am Freitag- Das sind die schönsten Bilder

Justin Cramer aus Neu-Listernohl sicherte sich am Freitag in Lenhausen den Titel des Kreisjungschützenkönigs für die kommenden drei Jahre. © Barbara Sander-Graetz | Barbara Sander-Graetz

Seit fünf Jahrne im Amt, doch jetzt ist ein Ende abzusehen: Kreisjungschützenkönig Martin Willmes (l.) und Kreisschützenkönig Dennis Schmidt. © Barbara Sander-Graetz | Barbara Sander-Graetz

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Damit die künftigen Ausrichter vom Kreis- bis zum Bundesschützenfest nicht in dieselbe Bredouille kommen wie die Lenhauser Schützen so kurz vor dem Großereignis in ihrem Dorf. Doch am Ende steht trotz des unnötigen Ärgers um die Vogelstange große Dankbarkeit für die so vielen tollen Gäste und ganz viel Freude darüber, dass es den Besuchern so gut in Lenhausen gefallen hat. Denn das Kreisschützenfest – darin waren sich alle einig – wurde trotzdem zu einem riesen Erfolg.