Neu-Listernohl. Im Bereich der Ihnetalbrücke in Neu-Listernohl wurden Schlingnattern gefunden. Die Arbeiten mussten wegen der geschützten Tiere gestoppt werden.

Die Baumaßnahme im Bereich der Ihnetalbrücke in Neu-Listernohl musste vorübergehend unterbrochen werden. Der Grund: Zwei Schlingnattern – darunter ein trächtiges Weibchen – wurden im Rahmen der Bauarbeiten gefunden. Die Tiere stehen auf der nationalen „Roten Liste“ auf Stufe 3 und gelten damit als gefährdet.

Ökologische Bauüberwachung an der Ihnetalbrücke in Neu-Listernohl

Bereits am vergangenen Mittwoch haben Mitarbeiter bei Kanalbauarbeiten die Tiere vorgefunden, so Tom Kleine, Pressesprecher der Stadt Attendorn. „Dass ein Teil des Baufeldes an der Ihnetalbrücke zum Lebensraum der streng geschützten Schlangenart gehört, war bereits seit geraumer Zeit bekannt, so dass der Landesbetrieb Straßenbau NRW bei seiner Planung des anstehenden Brückenneubaus bereits entsprechende Vermeidungsmaßnahmen und eine ökologische Bauüberwachung vorgesehen hatte“, erklärt Holger Böhler von der Pressestelle des Kreises Olpe. Und weiter: „Alle Beteiligten sind sich der Bedeutung eines zügigen Baufortschritts an der Ihnetalbrücke bewusst und arbeiten daher gemeinsam an einer schnellen Lösung. Die biologischen und technischen Rahmenbedingungen sind in Bezug auf die Kanalbauarbeiten vergleichsweise günstig. Daher wurde in Absprache mit der ökologischen Bauüberwachung und der Stadt Attendorn eine Vorgehensweise besprochen, bei der die Kanalarbeiten zunächst fortgeführt werden können ohne die streng geschützte Art zu gefährden.“

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Nach Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Olpe wurden die Bauarbeiten schließlich gestoppt. Allerdings nur für zwei Tage. Am Montag konnte die Maßnahme wieder fortgesetzt werden, wie Tom Kleine bestätigt.

Dass Bauarbeiten wegen artgeschützter Tiere vorübergehend gestoppt werden müssen, ist keine Seltenheit. Erst im März dieses Jahres wurde bekannt, dass sich der Start für den dritten Bauabschnitt des Ferienpark-Baus an der Waldenburger Bucht verzögert, weil zunächst Haselmäuse umgesiedelt werden mussten. Im vergangenen Jahr wurden im Rahmen der Abrissarbeiten der ehemaligen Realschule in Olpe zunächst Mauersegler gefunden und Zwergfledermäuse vermutet; die weiteren Arbeiten verzögerten sich um mehrere Monate. Und im Juli 2020 musste der Bau der Olpebach-Brücke in Heidschott bei Kirchhundem zeitweise unterbrochen werden, weil Schlingnattern entdeckt worden waren.

Die Schlingnattern an der Ihnetalbrücke sollen zeitnah umgesiedelt werden. Dazu Stefanie Gerlach von der Pressestelle des Kreises Olpe: „Der Landesbetrieb Straßen NRW ist derzeit dabei, eine Fläche zur Zwischenhälterung möglichst noch in dieser Woche in Abstimmung mit der ökologischen Baubegleitung ausfindig zu machen, vorzubereiten und vertraglich zu sichern.“

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Seit dem 31. Juli finden umfangreiche Baumaßnahmen an der L 539 (Ihnestraße) in Neu-Listernohl statt. Im Zuge des geplanten „Turbo-Kreisels“ am Knotenpunkt L 539/512 wird dort aktuell der Regen- und Schmutzwasserkanal verlegt. Dafür wird die L 539 halbseitig gesperrt und der Verkehr über eine Baustellenampel geleitet – mit teils massiven Beeinträchtigungen, vor allem für den Verkehr auf der L 512. Bis voraussichtlich Ende des Jahres sollen die Arbeiten dauern, wie die Stadt Attendorn vor dem Start bei der Baumaßnahme schriftlich mitteilt hat.

Die Baumaßnahme ist Teil des L 512-Ausbaus zwischen Olpe und Attendorn, das als Projekt im Landesstraßenbauprogramm 2022 aufgenommen worden ist. Dieser rund zehn Kilometer lange Ausbau umfasst mehrere Maßnahmen, darunter ein Überholfahrstreifen zwischen Kraghammer Sattel und Schnütgenhof, neue Kreisverkehre, breitere Radwege, eine neue Radwegebrücke, den Ersatzneubau der Ihnetalbrücke sowie neue Parkplätze. Kostenpunkt: rund 88 Millionen Euro. Einen aussagekräftigen Zeitplan gibt es noch nicht.