Attendorn. Das nächste Unternehmen möchte einen Teil der Hansestadt ans schnelle Internet anbinden. Doch die Standort-Auswahl stößt der Politik sauer auf.

In Attendorn schießen sie allmählich wie Pilze aus dem Boden: Unternehmen, die möglichst viele Haushalte mit einem Glasfaseranschluss beglücken wollen. Die Deutsche Telekom baut bereits die Kernstadt aus und wird hier rund 1700 Haushalte mit schnellem Internet versorgen. Die Grüne Glasfaser, ein junges Joint Venture der Allianz-Versicherung und des spanischen Telekommunikationsunternehmens Telefonica (O2), verfolgt das ehrgeizige Ziel, in erster Linie die Dörfer der Hansestadt eigenwirtschaftlich auszubauen. Die Deutsche Glasfaser GmbH wäre ebenso bereit gewesen, in Attendorn in schnelles Internet zu investieren, allerdings abhängig von einer gewissen Rücklauf- bzw. Bewerberquote, die das Unternehmen nicht erreichte.

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Im Haupt- und Finanzausschuss stellte sich nun das nächste Glasfaser-Unternehmen vor, die „Glasfaser Plus“. Auch hierbei handelt es sich um ein noch junges Joint Venture, angedockt an die Deutsche Telekom und an einen australischen Investor. Die Glasfaser Plus treibt das ehrgeiziges Ziel um, ab nächstem Jahr rund 3800 Haushalte in der nördlichen Kernstadt ans Glasfasernetz anzuschließen. Das Unternehmen versteht sich als eine Art Netzgesellschaft, es baut also die Infrastruktur, schließt mit den Eigentümern aber keine eigenen Verträge. Diese laufen beispielsweise über die Deutsche Telekom. Ohne Vertragsabschluss mit dem Hausbesitzer, das ist eine Bedingung, wird die Glasfaser Plus aber nicht aktiv. Dafür macht sie den Ausbau nicht von gewissen Rücklaufquoten abhängig.

Dörfer bleiben außen vor

Während Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) betonte, dass man grundsätzlich froh über jeden Glasfaser-Anbieter in der Hansestadt sei, nahm SPD-Fraktionschef Uli Bock kein Blatt vor den Mund und kritisierte offen: „Sie fokussieren sich auf einen kleine Raum in der Kernstadt. Aber wie sollen wir als Ratsvertreter einem Bürger in Ennest, Biekhofen oder Beukenbeul erklären, dass er außen vor bleibt. Das ist nicht die richtige Vorgehensweise.“ Ähnlich kritische Worte wählten auch Kathrin Rameil (CDU) und Ralf Warias (FDP). Letztgenannter betonte: „Als Monopolist mit der Deutschen Telekom im Rücken wählen Sie sich ihre Filetstücke heraus und schlagen anderen Anbietern die Tür vor der Nase zu.“

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Steffanie Reichert von der „Glasfaser Plus“ entgegnete: „Für uns muss sich der eigenwirtschaftliche Ausbau schon lohnen“ – je dichter ein Stadtteil besiedelt sei, desto einfach sei es für ihre Unternehmen. Reichert: „Es kann aber durchaus sein, dass wir später auch den Ausbau in den kleineren Gebieten angehen.“ Sie verwies allerdings darauf, dass gerade in den abgelegenen Randgebieten der geförderte Ausbau stattfinde.

Trotz der Kritik an der „Standort-Auswahl“ konstatierte auch FDP-Chef Ralf Warias: „Wir können am Schluss dankbar über jeden Meter Glasfaser sein, der verlegt wird.“ Bevor das Unternehmen jedoch mit dem Ausbau der nördlichen Kernstadt beginnt, wird die Politik noch einmal involviert. Die Stadt wird nämlich vorab eine Art Kooperationsvereinbarung unterzeichnen, sofern die Politik dafür den Daumen hebt.