Finnentrop. Immer wieder kommt es vor den Schulen in Finnentrop zu gefährlichen Verkehrssituationen, wenn Eltern ihre Kinder bis vor den Klassenraum fahren.
Überfürsorgliche Eltern, die ihre Kinder am liebsten bis vor den Klassenraum fahren, gibt es wohl in jeder Kommune Deutschlands. Und so auch in der Gemeinde Finnentrop. Was gut gemeint ist, sorgt jedoch im unmittelbaren Umfeld der Schulen immer wieder für gefährliche Verkehrssituationen, wenn gerade vor Unterrichtsbeginn am frühen Morgen die Elterntaxis wie wild vor den Schulen stehen bleiben, um ihre Sprösslinge herauszulassen.
„Das führt zu Entwicklungen, die wir so weder haben wollen noch gutheißen können“, betont Ludwig Rasche, Erster Beigeordneter der Gemeinde Finnentrop. Um in Zukunft die Verkehrssicherheit vor den Schulen zu verbessern, wird die Gemeinde als Schulträger in den nächsten Monaten nach und nach an allen Schulstandorten sogenannte Hol- und Bringzonen („Elternhaltestellen“) einrichten, die schätzungsweise 200 bis 300 Meter von den Schulgebäuden entfernt liegen. Von dort sollen die Kinder dann allein bzw. in der Gruppe zur Schule gehen.
Geht auch um den sozialen Aspekt
Für Rasche spielt aber nicht nur der reine Verkehrsicherheitsaspekt eine zentrale Rolle. „Die Kinder, die jeden Morgen mit dem Auto gebracht werden, können sich kaum im Verkehr bewegen, weil sie es nie richtig gelernt haben. Sie können Gefahrensituationen kaum einschätzen. Nicht zu vergessen der soziale Aspekt. Wenn man mit Klassenkameraden zusammen zur Schule geht, stärkt dies die Gemeinschaft“, sagt der Erste Beigeordnete im Gespräch mit dieser Redaktion und gesteht ein, dass die Pläne für diese sicheren Haltezonen schon viel zu lange in der Schublade liegen.
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Von der Idee grundsätzlich angetan ist auch Judith Baum, Leiterin des Grundschulverbundes Lennetal mit den Standorten in Bamenohl, Rönkhausen und Finnentrop: „Ich halte von solchen Zonen sehr viel. Bestes Beispiel ist die Gallenberggrundschule in Olpe, wo es diese Bereiche schon gibt. In Rönkhausen zum Beispiel ist die Situation an der Hauptstraße eine Vollkatastrophe und auch hier oben in Finnentrop fahren die Eltern bis in den Wendehammer, um ihre Kinder rauszulassen.“ Doch Baum kritisiert auch öffentlich, was Rasche bereits angedeutet hat: Schon vor Jahren gab es eine Abfrage bei den Eltern, deren Kinder heute schon nicht mehr auf der Grundschule sind, und anschließend auch Workshops mit verschiedenen Vertretern von Schule und Gemeinde bis zur Polizei. Doch passiert sei nichts und „die ganze Gesichte verlief im Sande“, ist Baum enttäuscht.
Direkte Ansprache der Polizei
Täglicher Augenzeuge des Bring- und Holverkehrs ist auch Thorsten Vietor, Leiter der Gesamtschule in Finnentrop, der den Eltern gar nichts Böses will: „Sie meinen es nur gut, aber häufig drubbelt sich der Verkehr dann. Sie halten an Stellen, wo sie einfach nicht stehen sollten.“ Beispielsweise direkt vor dem Zebrastreifen oder auf dem Lehrerparkplatz. Da helfe auch die direkte Ansprache der Polizei, die täglich vor dem Schulzentrum auf den Verkehr achtet, wenig. „Im ersten Moment halten sich die Eltern an die Anweisung, sie haben es aber auch schnell wieder vergessen“, weiß Vietor.
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Deswegen ist die Einrichtung der Bring- und Hol-Zonen an den Schulstandorten (sowie am katholischen Kindergarten in Bamenohl) laut einhelliger Meinung sinnvoll und überfällig. Das Thema wird nun Fahrt aufnehmen. Ein beauftragtes Fachbüro aus Wuppertal wird der Politik Ende Januar/Anfang Februar den aktuellen Stand mitteilen. Im Übrigen geht es dann nicht nur um besagte Hol- und Bring-Zonen, sondern um das grundsätzliche Thema Schulwegsicherung mit all den Konfliktpotenzialen, die es im öffentlichen Verkehrsraum gibt – vor allem für die Kinder, die doch noch zu Fuß zur Schule gehen. Für Judith Baum und ihre Kollegen ist vor allem eines wichtig: dass endlich Bewegung in die Sache kommt.