Attendorn. Es ist nur ein Beispiel. Aber eines, das zeigt, wie komplex der Busfahrplan ist: Die Kinder aus Biekhofen in der L 520 kommen regelmäßig zu spät.

Seit elf Jahren ist Wiebke Lösenbeck-Schulte an der Attandarra-Grundschule in Attendorn. „Und seitdem haben wir damit zu tun, dass einige Kinder morgens zu spät kommen und wir vor allem die Schüler, die in Windhausen wohnen, in der sechsten Stunde eher aus dem Unterricht lassen, damit sie den Bus noch erreichen“, weiß die Leiterin um ein Grundsatzproblem, das im Prinzip alle Schulen im Stadtgebiet betrifft. Es geht um den Schülerfahrverkehr und die Gretchenfrage: Was kann eine Stadt, auch wenn sie gar nicht zuständig ist, tun, damit die Schulbusse so fahren, dass die Kinder am Morgen rechtzeitig und ohne Hetze in den Schultag starten können und nach dem Unterricht entspannt nach Hause gebracht werden.

„Schulscharfes“ Schreiben

Auch interessant

Redakteur Flemming Krause kommentiert den Schülerfahrverkehr.
Von zum Schülerfahrverkehr in Attendorn

Eine verdammt knifflige Angelegenheit, so viel ist klar. Denn irgendwie müssen die Interessen der Eltern und Schulen mit den Fahrzeiten der Busse, die im Auftrag der Verkehrsbetriebe Westfalen Süd (VWS) bzw. des Zweckverbandes Personennahverkehr Westfalen Süd (ZWS) unterwegs sind, unter einen Hut gebracht werden. Ein Paradebeispiel für die vertrackte Situation ist die L 520, die durch Biekhofen fährt und die Schüler von hier in die Stadt bringt. Weil der Fahrplan so ist, wie er ist, kommen die Kinder schon seit Jahren zu spät zum Unterricht. Erschwerend zum ohnehin engen Zeitkorridor kommen die vielen Baustellen in der Stadt, die auch den Schulbus ausbremsen.

+++ Lesen Sie hier: Kultursommer 2022: Diese Stars treten in Attendorn auf +++

Aus diesem Grund hatte sich ein betroffene Familie im Herbst an die Stadt gewandt mit der Bitte, dass die Verantwortlichen im Rathaus gemeinsam mit den Verkehrsbetrieben eine Verschiebung der Fahrzeiten auf den Weg bringen mögen, damit zumindest die Grundschul-Kinder pünktlich sind. Ein Anliegen, das Manuel Thys (CDU) nur zu gut versteht. Und für die vielen betroffenen Familien, die auf die L 520 angewiesen sind, gerne Partei einnimmt. Thys sagt: „Der wichtigste Schulbus, nämlich der, der die Kinder morgens sicher zur Schule bringt, fährt um kurz vor acht durch Biekhofen und kommt, zumindest gefühlt, mit Unterrichtsbeginn an den Haltestellen in der Innenstadt an. Die Schulkinder kommen, egal ob die Hanseschule, die Attandarra-Schule oder die Ursulinen angestrebt wird, immer zu spät in die Schule.“

Kolone durch Biekhofen

Die aus Elternschicht verständliche Reaktion: Sie fahren ihre Kinder selbst zur Schule. Logische Konsequenz: „Das Elterntaxi fährt morgens in Kolone von Biekhofen nach Attendorn und zurück“, skizziert Thys. Und der Bus, den die Kinder mit ihrem Ticket kostenlos nutzen können, ist weitgehend leer.

Ein Dilemma. Um zumindest für die Zukunft ein wenig Abhilfe zu leisten, bat der CDU-Politiker die Verwaltung im zuständigen Ausschuss darum, dass der Bürgermeister gemeinsam mit den Schulleitern ein „schulscharfes“ Informationsschreiben für die Eltern, deren Kinder kurz vor der Einschulung stehen, verfassen möge. In einem solchen Schreiben sollten die Eltern über den Schulbusfahrplan und dessen Tücken informiert werden. Dadurch, so Thys, könnten Stadt und Verkehrsbetrieben auf der anderen Seite weitere Verbesserungsbedarfe zurückgespielt werden.

+++ Lesen Sie hier: Neue Rettungswache in Attendorn: Ein Wegerecht steht im Weg +++

Der Vorschlag fand im Ausschuss breiten Konsens, auch wenn Wiebke Lösenbeck-Schulte davor warnte, dass ein solches Schreiben nicht dazu führen dürfe, „dass die Eltern künftig die Schulauswahl nach den Busfahrzeiten und nicht mehr nach dem pädagogischen Konzept treffen.“ In einem solchen Szenario würden die Anmeldezahlen an der Attandarra-Schule wohl zurückgehen. Im Übrigen verfährt die Grundschule schon so, dass sie morgens einen „offenen Unterrichtsanfang“ hat und das gemeinsame Lernen im Klassenverbund erst dann startet, wenn alle Kinder da sind.

Viele Gespräche geführt

Dass die Stadt, die eine Art Vermittlerrolle übernimmt, nur zu gerne eine „passgenaue Lösung für alle Schüler“ liefern würde, betonte im Ausschuss auch Kämmerer und Schuldezernent Klaus Hesener. Doch das gesamte Fahrplanwerk sei eben äußerst komplex. „Wir werden dennoch nicht müde und auch weiterhin darauf einwirken, dass sich die Situation verbessert. Wir haben schon viele Gespräche geführt und sind viele Optionen durchgegangen.“

+++ Das könnte Sie interessieren: Neuer Ferienpark in Attendorn: EuroParcs will jetzt loslegen +++

Eine solche Option, die auch den politischen Rückhalt erfährt, sieht nun einen Kompromiss vor, der grob gesprochen folgendermaßen aussieht: Durch die „Einbindung“ der Linie 521, die aus Ennest kommt und eine etwas andere Route nehmen kann, könnte auch die Linie 520 mit den Kindern aus Biekhofen eine schnellere Route fahren und würde an der Attandarra-Grundschule drei Minuten eher ankommen – sofern kein Stau den Bus bremst. Für diese Kompromisslösung muss jedoch der Kreistag seine Zustimmung geben. Es wäre zumindest ein kleiner Schritt.