Altenhundem/Kreis Olpe. Hundeprofi Martin Rütter empfiehlt zu Silvester etwas Eierlikör zur Beruhigung. Unter Experten aus dem Kreis Olpe ist der Tipp umstritten.
Bunt und laut: Für viele Menschen gehören Feuerwerk und Böller traditionell zu Silvester. Haustiere können die Knallgeräusche in der Regel allerdings nicht einordnen – und reagieren häufig panisch. Hundetrainer Martin Rütter sorgt mit einem kontroversen Tipp für Diskussionen: Eierlikör für den Hund. Das soll die Vierbeiner beruhigen. Aber wie bewerten das die Experten im Kreis Olpe?
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„Ich sehe das sehr zwiegespalten“, meint Elke Stellbrink, Vorsitzende des Tierschutzvereins Olpe. Auch sie habe schon von Bekannten mitbekommen, dass sie ihren Hunden ein wenig Eierlikör zur Beruhigung gegeben hätten. Stellbrink selbst ist allerdings kein Fan davon. Eine nicht gesundheitsgefährdende Menge könne durchaus schwierig zu dosieren sein und müsste in jedem Fall vorher mit dem Tierarzt abgesprochen werden. Stellbrink selbst hat es mal mit einer Valium-Tablette bei ihrer verängstigten Hündin zu Silvester versucht. „Das würde ich aber nie wieder machen und jedem anderen davon abraten. Vom Kopf her war sie noch klar, aber ihr Körper war schlaff. Letztendlich war es für sie so nur noch schlimmer.“
Alkohol für Hunde – „ein potentes Sedativum“?
Genau aus diesem Grund spricht sich Martin Rütter auch gegen Medikamente bei Silvester-Panik aus. Geringe Mengen Alkohol hingegen würden den Hund in einen leichten Schlummer versetzen. In der MDR-Talkshow „Riverboat“ bezog er sich auf eine Dosierungsanleitung von dem Tierarzt Ralph Rückert aus Ulm. Dieser relativiert auf seiner Internetseite die These, dass Alkohol pures Gift für Hunde sei. Vielmehr sei Alkohol „in der korrekten Dosierung ein recht potentes Sedativum mit durchaus angstlösender Wirkung“. Rückert selbst habe seinem etwa zehn Kilo schweren Terrier Eierlikör am Silvesterabend gegeben – jeweils einen Esslöffel um 20 Uhr und um 23 Uhr. Das habe „beträchtlich“ gegen den Stress geholfen.
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Für Christin Voß, Tierärztin im Tiergesundheitszentrum am Rothaarsteig in Altenhundem, ist Alkohol allerdings kein Mittel der Wahl. „Aus tierärztlicher Sicht kann ich das nicht unterstützen. Eine geringe Menge Alkohol ist zwar nicht tödlich, aber jedes Tier reagiert anders darauf.“ Es gebe zu viele Unwägbarkeiten. „Im schlimmsten Fall produziere ich einen Notfall, muss dann mit dem Tier in die Notfallaufnahme und dann ist Silvester für alle Beteiligten gelaufen.“ Eine allgemeingültige Empfehlung komme für sie daher nicht in Frage.
Tatsächlich sei der Markt voll mit Medikamenten, die auf die Silvester-Panik bei Tieren abgestimmt seien, so Voß. In den Tagen unmittelbar vor Silvester gebe es viele Anfragen von Tierhaltern, die auf der Suche nach einem Sedativum sind. „Aber auch hier muss man genau schauen, was das Tier verträgt. Nicht jedes Medikament, das eine gute und sichere Beruhigung verspricht, schlägt auch gleich gut bei jedem Tier an.“ Außerdem müsse man sich darüber im Klaren sein, dass es sich um Lebewesen handele. „Viele Halter würden sich wünschen, dass die Hunde den ganzen Silvester-Abend lang ruhig und entspannt in ihrem Körbchen liegen würden. Aber das ist einfach unrealistisch.“
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Um bei den Haustieren erst gar keine große Angst entstehen zu lassen, können aber auch ein paar Notfall-Tipps helfen. Elke Stellbrink empfiehlt beispielsweise, die Rollos weitestgehend herunterzufahren, beruhigende Musik anzumachen oder den Fernseher laufen zu lassen. Auch schmackhafte Kauartikel, die die Aufmerksamkeit des Hundes auf sich ziehen, können in der Situation unterstützen. „Wichtig ist es, dass sich die Halter ‘normal’ verhalten und nicht selbst in Panik verfallen, weil das Tier womöglich in Panik verfallen könnte.“ Es sei hilfreich, den Hund vor der großen Knallerei bei einem oder mehreren Spaziergängen richtig auszulasten. „In der Zeit um Silvester aber nie ohne Leine. Es kann immer mal unvorhergesehen etwas knallen und manche Hunde reagieren so panisch darauf, dass sie flüchten wollen“, erklärt Stellbrink. Dementsprechend sollte auch darauf geachtet werden, dass keine Haustüren versehentlich offen stehen.
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Tierärztin Christin Voß empfiehlt, dass man Tiere möglichst frühzeitig an gewisse Reize gewöhnt. Das kann ein heruntergefallener Deckel sein, der plötzlich ein lautes Geräusch erzeugt. Stichwort: Desensibilisieren. „Dann ist auch so eine Silvester-Nacht moderat zu handhaben.“