Kreis Olpe. Viele Händler im Kreis Olpe freuen sich über mehr Einnahmen. Trotzdem merken sie, wie einige Kunden sparen – nur bei Geschenken für Kinder nicht.

Das Weihnachtsgeschäft 2022 steht unter besonderen Vorzeichen. Nach zwei Jahren mit strengen Auflagen der Corona-Pandemie können die Geschäfte normal öffnen. Die Zeiten von „click and collect“ oder „click and meet“ sind vorbei. Gleichzeitig läuft das Weihnachtsgeschäft auch noch eine Woche länger als sonst, weil der 1. Advent, der traditionelle Auftakt des Rennens um die Geschenke, bereits im November im Kalender stand. Diese für den Handel positiven Umstände treffen auf Energiemangel, vielfältige Kostenexplosionen und zunehmende Krisenstimmung. Nicht nur, aber besonders durch den Krieg in der Ukraine heraufbeschworen. Wie läuft das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel? Wir haben uns umgehört.

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Buchhandlung aus Olpe: Krimis sind gefragt

„Wir sind zufrieden“, so die Zwischenbilanz der „Dreimann“-Buchhandlung in Olpe, die an zwei Standorten einmal familienorientiert, einmal mit vielen Zusatzangeboten unterwegs ist. Inhaber Georg Spielmann stellt zufrieden und erleichtert fest: „Ein Buch zu Weihnachten geht immer.“ Auch von Kolleginnen und Kollegen der Branche höre er, dass das Weihnachtsgeschäft zwar nicht rekordverdächtig, aber doch zufriedenstellend laufe. Die Renner derzeit sind Romane, meist Krimis, etwa „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus, die Werke des norwegischen Autors Jo Nesbo, von Charlotte Link und Dörte Hansen, berichten Petra Jungheim und Josef Ronge, die im größeren „Dreimann“-Standort an der Kölner Straße tätig sind. „Bücher zu verschenken hat Tradition und läuft trotz aller Online-Geschäfte gut“, so Josef Ronge. Anhand der Tatsache, dass viele Kunden die Käufe in weihnachtliches Geschenkpapier einschlagen lassen, wissen die Buchhändler, dass die meisten Einkäufe unter einem Weihnachtsbaum liegen werden.

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„Zufrieden“ trifft auch die Stimmungslage bei Sondermann an der Bahnhofstraße. Hier gibt es fast nichts, das es nicht gäbe – Spiel- und Haushaltswaren, Modellbahnen, Waren, die in der Kreisstadt sonst keiner hat. Uschi und Jörg Sondermann haben alle Hände voll zu tun, um die Kundinnen und Kunden zu versorgen. „Ich habe den Eindruck, die Leute kaufen etwas verhaltener, etwas vorsichtiger, weil gerade ältere Menschen Sorge vor den Energiepreisen und der allgemeinen Teuerung haben“, so Uschi Sondermann im Gespräch mit unserer Redaktion. „Viele sagen, sie wollten den Januar abwarten, bevor sie teure Anschaffungen wagen. Aber für Kinder wird eine Ausnahme gemacht – Weihnachten ist einfach Weihnachten“, so ihr Zwischenfazit.

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Und dabei stellt sie einen starken Drang hin zu Traditionen fest. „Gesellschaftsspiele sind ganz stark gefragt“, berichtet Uschi Sondermann: „Und hier gibt es zwei Trends. Zum einen sind Spiele sehr gefragt, bei denen mit- und nicht gegeneinander gespielt wird. Zum anderen haben die Verlage auf die zunehmende Zahl an Single-Haushalten reagiert und bieten immer mehr Spiele an, die auch allein gespielt werden können.“

„Viele Kunden kommen zu uns auch aus dem Märkischen Kreis, dem Oberbergischen oder dem Siegerland“, berichtet Uschi Sondermann: Zum einen, weil in Olpe vergleichsweise viele inhabergeführte Fachgeschäfte mit guter Beratung vorhanden seien, „zum anderen sind es unsere niedrigen Parkgebühren, was Kunden von außerhalb oft loben. Wo kann man denn anderswo für 50 Cent eine Stunde stehen oder gar für einen Euro fünf Stunden lang parken? Viele Olper meckern drüber, aber Menschen von außerhalb wissen es zu schätzen, dass sie einen Parkplatz finden.“

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Ebenfalls gefragte Geschenke seien Pfannen und Töpfe: „Das gemeinsame Kochen ist, glaube ich, aus der Corona-Zeit übrig geblieben. So viele Pfannen als Geschenke haben wir noch nie eingepackt.“ Und ein weiterer Trend, wenn auch nicht als Weihnachtsgeschenk: „Wir verkaufen derzeit ganz viele Raumthermometer. Insbesondere ältere Menschen holen sich eins, um zu kontrollieren, wie warm sie es zu Hause tatsächlich haben. Da merkt man die Sorge vor dem, was der Winter bringen könnte.“ Ansonsten freue sie sich über stets gute Stimmung im Laden: „Die Kunden genießen es, einkaufen zu können, sich umzugucken und Waren in die Hand zu nehmen, es wird viel gelacht.“ Stimmung, die beim Stöbern im Internet nicht aufkommen kann.

Besser als erwartet

„Das Weihnachtsgeschäft ist besser als erwartet“, sagt Peter Enders, Seniorchef von Maiworm Moden mit 14 Geschäften. Ein wesentlicher Grund sei, dass nach wärmeren Wochen jetzt die Kälte gekommen sei: „Der Bedarf an Jacken und warmer Bekleidung ist sprunghaft angestiegen.“ Positiv auf das Weihnachtsgeschäft wirke sich auch der sich abzeichnende Trend der Entlastung bei den Energiepreisen aus, so Enders: „Die nicht abgebuchte Rate im Dezember und die Energiepreisbremse Anfang nächsten Jahres macht sich doch bei den Kunden bemerkbar, dass sie lockerer damit umgehen.“ Besonders interessiert seien die Kundinnen an den neuen frühlingshaften Farben. Angesagt sind grüne und orangene Töne.

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Schon seit Anfang November befindet sich Nicole Kost vom gleichnamigen Wein- und Spirituosengeschäft in Attendorn im Weihnachtsgeschäft. Und bisher ist die Einzelhändlerin sehr zufrieden. „Wir können uns wirklich nicht beschweren. Momentan läuft es gut. Das war aber auch nötig, um das Defizit aufzufangen, das wir die vergangenen zwei Jahre mitgeschleppt haben“, so Kost. Der coronabedingte Lockdown, der Ausbruch des Ukraine-Kriegs und die damit verbundene Verunsicherung in der Bevölkerung – all das seien Faktoren gewesen, die dem Einzelhandel schwer zugesetzt hätten. „Die Leute waren zeitweise wie in einer Art Schockstarre“, meint Kost. Umso erfreulicher sei es, dass sich der Umsatz jetzt wieder auf Vor-Krisen-Niveau bewege. Ob Wein, Spirituosen wie Gin oder Whisky, Feinkost oder Dekorationsartikel – vieles sei derzeit als Weihnachtsgeschenk sehr gefragt.

Konkrete Kaufwünsche

„Wir sind nicht unzufrieden, aber hier ist das Kaufverhalten eher verhalten“, sagt Gudrun Knappstein vom Möbelhaus in Elspe. Die Menschen ziehe es nach der Pandemie-Pause wohl mehr auf Weihnachtsmärkte. Im Els­per Möbelhaus sei es so, dass die Kunden gezielt kommen: „Sie haben einen konkreten Kaufwunsch. Aber so Käufe wie vor Corona und dem Krieg, dass man etwas Schönes sieht und es dann kauft, ist eher selten.“