Olpe. Wegen Corona und der Energiekrise mussten „Das Haus“ und „Der Laaden“ in Olpe schließen. In den nächsten Tagen gibt es einen großen Ausverkauf.

Es gibt viele Gründe, warum sich Tina Laarmann für diesen letzten Schritt entschieden hat. Corona, Inflation, Energiekrise. Es ging nicht mehr. Sie musste Insolvenz anmelden. Und so wurde neben dem Concept-Store „Das Haus“, der bereits seit Mitte Oktober geschlossen ist, auch „Der Laaden“ in der Kölner Straße in Olpe geschlossen. Heiligabend war der letzte Verkaufstag.

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Corona brachte das Geschäft in Schieflage

„Der Einzelhandel hat es momentan super schwierig“, meint Tina Laarmann. Mit Corona habe die Schieflage begonnen. Zwei Läden in der Innenstadt, davon einer über 300 Quadratmeter groß, kosten viel Geld. Miete, Nebenkosten, Mitarbeiter – die Rücklagen waren schnell aufgebraucht. Vor allem, als während des Lockdowns die laufenden Kosten weiter gedeckt werden mussten, aber so gut wie keine Einnahmen generiert werden konnten. „Das Loch war da schon riesig. Und mit dem jetzigen Umsatz lässt sich das auch nicht mehr füllen. Keine Chance“, gesteht sich die 38-Jährige ein. Eine Verlagerung ins Online-Geschäft kommt für sie nicht in Frage. „Dafür sind die Großen zu groß. Da kann man kaum mithalten.“ Zumal die Menschen aktuell ohnehin kaum Luxus-Artikel kaufen würden.

Eine Passantin hält am Schaufenster von
Eine Passantin hält am Schaufenster von "Der Laaden" in Olpe an. Bis Heiligabend fan hier ein Ausverkauf statt. © Britta Prasse | Britta Prasse

Lange habe Tina Laarmann mit ihrem Team an dem Laden festgehalten. Sie wollten nicht loslassen, nicht aufgeben. „Das hat natürlich auch die Kunden verwirrt. Viele wussten gar nicht mehr, wo und wie es jetzt genau mit uns weitergeht“, so Laarman. „Aber das haben wir nicht aus Langeweile getan. Wir haben versucht, weiterzukämpfen.“ Gegen die Krise, gegen den Konsumeinbruch – aber auch gegen die Stadt.

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„Der Laaden“ sei im Rahmen des Wirtschaftsförderungsprogramms unterstützt worden, sodass ein Teil der Miete subventioniert wurde. Das habe die Schließung verzögert. Das sogenannte Sofortprogramm wird allerdings Ende 2023 auslaufen. „Die ganzen Läden, die zuletzt eröffnet haben, haben von dieser Wirtschaftsförderung profitiert. Wenn die Ende nächsten Jahres wegfällt, wird gar nichts mehr sein in der Stadt. Das wird traurig aussehen“, ist sich Laarmann sicher. Sie empfindet die Maßnahmen, die die Stadt Olpe ergriffen hat, als zu kurzfristig. Sie wünschte sich mehr Engagement, mehr Unterstützung, mehr langfristige Perspektive. Das brachte sie auch am Stammtisch der Olper Einzelhändler ein – ohne ein für sie zufriedenstellendes Ergebnis. „Es ist schon traurig, dass nicht mal ein verkaufsoffener Sonntag vernünftig auf die Beine gestellt werden kann. Dazu die ständigen Baustellen und kaum Parkplätze. Das war vor ein paar Jahren, als wir das Geschäft gestartet haben, noch anders. Wenn es demnächst wieder mehr Leerstände gibt, dann ist die Stadt selbst schuld“, meint Laarmann.

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Tatsächlich hätten auch schon andere Einzelhändler aus Olpe durchblicken lassen, dass die aktuelle Lage sehr angespannt sei. „Es ist wirklich katastrophal. Viele versuchen noch an ihrem Laden festzuhalten.“ Sie kennt und versteht diese Reaktion nur zu gut. Gleichzeitig befürchtet sie, dass noch mehr Einzelhändler in absehbarer Zeit Insolvenz anmelden werden müssen. „Wenn Anfang des Jahres die Nachzahlungen kommen werden – Das wird noch richtig schlimm.“ Auch traditionell einnahmestarke Tage wie die verkaufsoffenen Sonntage seien zuletzt enttäuschend verlaufen. Beim verkaufsoffenen Sonntag im Dezember habe „Der Laaden“ beispielsweise gerade mal ein Fünftel des sonst üblichen Umsatzes gemacht.

Natürlich hätten die Mitarbeiter bemerkt, wie sehr „Das Haus“ und „Der Laaden“ kämpfen mussten. Auch für sie sei das Ende absehbar gewesen.

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Tina Laarmann steht vor einem großen Umbruch. Aber: Sie wird wieder arbeiten gehen. Im Angestelltenverhältnis. Wo und was genau, das weiß sie heute noch nicht. Nur so viel: Es wird nicht im Einzelhandel sein. Sie möchte die Chance nutzen, sich neu aufzustellen. Vor dieser ungewissen Zukunft hat sie keine Angst: „Es ist schön. Nachdem man sich damit abgefunden hat, ist dieser Schritt sehr erleichternd. Wir machen diesen Stress jetzt seit drei Jahren mit. Da geht man irgendwann dran kaputt.“ Sie sei froh, eine endgültige Entscheidung getroffen zu haben.

>>> AUSVERKAUF

  • Der Ausverkauf findet statt von Donnerstag, 19. Januar, bis Samstag, 21. Januar. Am Donnerstag und Freitag ist das Geschäft in der Kardinal-von-Galen-Straße 3 von 11 bis 17 Uhr geöffnet, am Samstag von 10 bis 13 Uhr.
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