Kreis Olpe. Die Infektionswelle ist in den Kitas angekommen. In manchen Einrichtungen wird die Betreuungszeit verkürzt. Erzieherinnen arbeiten am Limit.
Es schnieft und schnupft überall im Kreis Olpe. Besonders betroffen sind in diesen Wochen die Kindertageseinrichtungen. Kaum eine Kita, wo nicht nur die Kindergartengruppen, sondern auch die Betreuerinnenteams durch Grippe, Husten und Schnupfen ausgedünnt sind.
In einigen Gruppen muss das Betreuungsangebot eingeschränkt werden
„Kitas sind bei solchen Infektionswellen durch die vielen Kontakte immer besonders stark betroffen“, weiß Peter Schmitz, Bereichsleiter bei der Kita gem GmbH Siegerland-Südsauerland, die als Träger 35 Kirchliche Kindergärten im Kreis Olpe betreut. Dass ganze Kitas geschlossen werden müssen, soweit sei es bis jetzt noch nicht gekommen. Einige seien mehr, andere weniger betroffen. Wenn in einer Kita Kinder und Erzieherinnen im gleichen Verhältnis durch Krankheit ausfallen würden, sei das kein Problem. Problematisch werde es, wenn das Gleichgewicht aus dem Ruder laufe. Besonders bei Kindern unter 3 Jahren, bei denen die Erziehungspersonen nicht einfach durch andere ersetzt werden könnten. Deshalb komme es vor, dass in einigen Gruppen das Betreuungsangebot eingeschränkt werden müsse.
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Das wiederum bringe Familien mit berufstätigen Eltern in die Bredouille. Dennoch rät Peter Schmitz allen Eltern, erkrankte Kinder nicht in die Kita zu schicken, weil dadurch die Infektionsgefahr noch erhöht werde. „Kranke Kinder gehören nicht in die Kita“, so Schmitz. Schon für gesunde Kinder sei ein ganzer Tag in der Kita anstrengender, für angeschlagene Mädchen und Jungen umso mehr.
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„Bei uns fehlt fast die Hälfte der Kinder, auch Personal ist krank“, berichtet Bianca Eich, Erzieherin in der Kita Unterm Regenbogen in Hünsborn. Das Grippevirus mit hohem Fieber geht um. Etwa ein Viertel der Erzieherinnen seien krank, so Bianca Eich: „Das ist schon stressig. Die Erzieherinnen, die da sind, müssen mehr arbeiten. Das muss abgedeckt werden.“ In der Hünsboner Kita wird selber gekocht, es gibt auch ein eigenes Frühstücksbüffet. „Erzieherinnen machen jetzt Überstunden. Wenn diese abgebaut werden, fehlen die Erzieherinnen wieder. Das ist ein Teufelskreis. So haben wir immer Personalnot“, sagt Bianca Eich.
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Ganz ähnlich sieht es im Kindergarten „Ratz & Rübe“ in Grevenbrück aus. Von 48 Kindern sind aktuell rund die Hälfte krank und müssen zu Hause bleiben. „Wir sind Infektwellen zu dieser Jahreszeit gewöhnt. Aber so extrem kennen wir es nicht“, meint Leiterin Christiane Steden. Einige seien auch schon ein zweites Mal innerhalb kürzester Zeit erkrankt. Immerhin: Von dem neunköpfigen Erzieherinnen-Team ist zurzeit nur eine Beschäftigte krankgeschrieben.
Krankenstand ist ungewöhnlich hoch
Birgit Löcker, zuständig für die Kindergärten der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) im Kreis Olpe, kann erhebliche Krankheitsausfälle bestätigen: „Der Krankenstand sowohl bei den Kindern als auch bei den Mitarbeiterinnen war schon ungewöhnlich hoch. Es hat sich allerdings über alle unsere Kindergärten verteilt.“ Kein Kindergarten habe die Pforten komplett dicht machen müssen, „in dem einen oder anderen Fall haben wir lediglich Gruppen zusammengelegt und die Betreuungszeit hier und da mal um eine halbe Stunde verkürzt.“ In einigen Kindergärten hätten mitunter bis zur Hälfte der Kinder gefehlt. „Vor allem die jüngeren Kinder, also die unter Dreijährigen waren betroffen.“
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Die GFO unterhält acht Kindergärten im Kreis Olpe, St. Ida in Attendorn, vier in der Stadt Olpe und drei in Drolshagen. Mit insgesamt 29 Kitagruppen, rund 150 Beschäftigten und über 500 Kindern. Viele Kinder hätten sich offenbar mit dem aktuell grassierenden RSV-Virus infiziert, seien deshalb auch länger ausgefallen. Löckers Fazit zu den hohen Krankenausfällen: „Das wundert mich nicht, da die Kinder in den vergangenen zwei Jahren ihr Immunsystem nicht so gut aufbauen konnten. Wir haben drei Jahrgänge, die gerade ihr erstes richtiges Kindergartenjahr erleben.“ Die Schließung der Kindergärten während Corona, keine Menschenaufläufe, keine Veranstaltungen, auch zu Hause nicht zusammen schließen – all das, was Kinder benötigten, habe gefehlt. Bis Weihnachten rechnet Birgit Löcker noch mit einem „Auf-und-Ab“: „Dann haben wir ja Pause, und danach dürfte sich die Situation erholt haben.“